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Wasserprivatisierung in Kritik
dargestellte Argumente und Rechtfertigungsordnungen innerhalb des gesellschaftskritischen Dokumentarfilms "Water Makes Money"
Marie Johanna Antonia Willmann
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Markus Arnold
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.31593
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29564.10702.375969-6
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Dokumentarfilm Water Makes Money – wie private Konzerne aus Wasser Geld machen (2010) kritisiert vor allem die Privatisierung der Wasserversorgung. Damit Kritik greift, muss ihre Relevanz für die Allgemeinheit deutlich werden, so argumen-tieren die Soziologen Boltanski und Thévenot. Eine Kritik muss also rechtfertigbar sein. Die-ser Imperativ der Rechtfertigung gilt insbesondere, wenn der Wille zu überzeugen, gegeben ist. Anhand eigener Feldforschungen mit dem Gegenstand von Konfliktsituationen im Alltag eines Unternehmens, der Analyse klassischer Texte aus der politischen Philosophie und der Analyse praktischer Ratgeber für Unternehmen haben die Soziologen das Modell der Recht-fertigung entworfen. Dies beinhaltet die Darstellung verschiedener Welten, die jeweils eine Vorstellung von Größe und davon, wie diese Größe erlangt werden kann und - besonders wichtig im Hinblick auf die Äußerung von Kritik - eine Vorstellung von Gemeinwohl zum Ausdruck bringen. Gemeinwohl bedeutet, dass die Förderung der Größe einer Person auch allen anderen Personen zu Gute kommt. Soziale Akteure können sich also auf die verschiedenen Welten, die jeweils eine Wertigkeits-ordnung repräsentieren, berufen, um ihre Kritik zu rechtfertigen. Je besser ein Akteur die ver-schiedenen Welten kennt und ihre Existenz - in Form von Objekten bzw. Beziehungszusam-menhängen oder Werten - erkennt, desto besser kann er Kritik üben. Eine wichtige Form von Kritik ist nämlich die Kritik an der unrechtmäßigen Präsenz einer anderen Welt in einer klar definierten Situation. Diese Arbeit untersucht, inwiefern der Dokumentarfilm Water Makes Money sich bei seiner Argumentation auf verschiedene Rechtfertigungordnungen beruft. Darüber hinaus liegt das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit bei dem Überzeugungspotenzial des Films, welches an der Art der Argumentation und der Anwendung rhetorischer Strategien gemessen wird. Im Sinne der Interdisziplinarität wird neben einem soziologischen auch ein filmwissenschaft-licher Zugang verwendet, um die argumentativen Strategien der Filmemacher besser zu grei-fen. Die Analyse des Films gestaltet sich kumulativ-zirkulär. Im Rahmen der Analyse konnten die zwei Hauptargumente „Absenz von Demokratie“ und „Fehlen an Nachhaltigkeit“ ausgemacht werden. Darüber hinaus dient das übergreifende Ar-gument der Profitorientierung der privaten Unternehmen als Stütze für die beiden Hauptar-gumente. Vor allem im Hinblick auf das erste Hauptargument des Films wurde der starke Bezug zur Wertigkeitsordnung der staatsbürgerlichen Welt, in der das Kollektivinteresse Grundlage für eine Bewertung ist, deutlich. Das zweite Hauptargument des Films bezieht sich vor allem auf die Größen der grünen Welt, in der Nachhaltigkeit von größter Bedeutung ist. Der Bezug zur Welt des Marktes wurde vor allem bei der Darstellung der Gegenseite - sprich der Befürwor-terinnen von Privatisierung - im Film deutlich. Was die rhetorische Strategie des Ethos anbelangt, überzeugt der Film durch die natürliche Darstellung der Protagonisten und seine klare Positionierung auf der Website des Films im Hinblick auf die Botschaft der Filmemacher. Im Sinne der Überzeugungsstrategie Pathos setzen die Filmemacher nicht nur verschiedene Musikformen, sondern auch Bilder und Animationen ein, um eine ganz bestimmte Stimmung und Emotionen bei den Zuschauenden hervorzurufen. Die Beweisführung des Films ist klar und logisch aufgebaut. Dazu gehört auch, dass die Fil-memacher einige Aspekte, die die Diskussion über Privatisierung begleiten, wie die Differen-zierung zwischen verschiedenen Privatisierungs- und Public-Private-Partnership-Formen, die Nachlässigkeit öffentlicher Wasserbetreiber oder der Aspekt der Kommerzialisierung im Film nicht erwähnt worden sind.
Abstract
(Englisch)
The documentary “Water Makes Money- how private companies make money out of water” criticises the privatization of the water supply. The French sociologists Luc Boltanski and Laurent Thévenot, who amongst other things have researched conflicts in day-to-day life, say that critique must clarify its relevance to the gen-eral public in order to be effective. It must be justified. To justify their critique and defence, social actors can make reference to different framework of justification which each express a conception of common welfare. In expressing critique, social actors can refer to different worlds (with their objects and sub-jects) that represent each a framework of justification. The more an actor knows the different worlds and notices their existence the better he can criticise. This thesis examines how the different frameworks of justification are utilized to support the argumentation of the documentary Water Makes Money. And the interest of this research fo-cuses on the question, to what extent the documentary is convincing as respects the argumen-tation and the use of rhetorical strategies. An interdisciplinary approach is employed, utilizing both a sociological and a cinematological analysis. The result of the documentary’s analysis is that the two main arguments in the film are the “absence of democracy” and the “lack of sustainability”. Another main argument is the “profit orientation” of the private companies. The expressed critique refers mostly to the so-called civic world where the common interest is most significant and the so-called green world where sustainability is of greatest significance. The so-called world of the market - where money rules - is criticised most heavily in the film. Concerning the rhetorical strategy Ethos, the film is convincing because the actors in the film are presented as natural and honest people. Furthermore, the filmmakers have clarified their intention on their website. Concerning the strategy Pathos, the filmmakers utilize different kinds of music, images and animated graphics to evoke a specific atmosphere and specific emotions. The argumentation is logic so that an impression of conclusiveness (as Nichols says) is pro-duced. Not to name specific aspects of the general debate about privatization is part of the argumentation. That why for example the incapacity of some public water suppliers to operate in a sustainable manner is not cited in the film.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Dokumentarfilm Argumente rhetorische Strategien Privatisierung Kritik Soziologie der Konventionen Boltanski
Autor*innen
Marie Johanna Antonia Willmann
Haupttitel (Deutsch)
Wasserprivatisierung in Kritik
Hauptuntertitel (Deutsch)
dargestellte Argumente und Rechtfertigungsordnungen innerhalb des gesellschaftskritischen Dokumentarfilms "Water Makes Money"
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
124, 29 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Markus Arnold
Klassifikationen
24 Theater > 24.37 Film: Sonstiges ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.02 Philosophie und Theorie der Sozialwissenschaften
AC Nummer
AC12002071
Utheses ID
28091
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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