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(In)fidélité, adultère - le cas Bovary à l'écran
Arnaud de Brévedent d'Ablon
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friedrich Frosch
DOI
10.25365/thesis.31748
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29665.19616.216470-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Über welche Mittel verfügt eine romantische Figur, um sich in ein klassisches Motiv der darstellenden Künste zu verwandeln? Welche sind die Elemente, die den Zugang zum erlesenen Kreis der zeitlosen, mehrmals illustrierten Charaktere ermöglichen? Der Spur Carmens folgend – namhaftes Mitglied dieses Kreises – hat Emma Bovary ihren Zeitgeist, unseren Zeitgeist tief geprägt. Wenn die Figur Mérimées ihre Verankerung im kollektiven Bewusstsein der Oper verdankt, schuldet Madame Bovary ihre der siebten Kunst. Zum Zeitpunkt der Verfassung dieser Diplomarbeit wurde der Roman nicht weniger als achtzehn Mal verfilmt! Muss man darunter einen Verrat an Gustave Flaubert verstehen, der sich gegen alle Arten der Veranschaulichung seiner Figuren ausdrückte? Indem die Regisseure – deren Verfilmungen hier analysiert werden – sich über die Wünsche des Schriftstellers hinwegsetzten, unternahmen sie die anspruchsvolle Aufgabe der kinematographischen Adaptation dieses Meisterwerks. Fraglos lassen sich hier nicht alle Verfilmungen behandeln. Die Analyse wird sich wegen des relativ beschränkten Umfangs einer Diplomarbeit auf drei von diesen begrenzen.
Ich werde mit Jean Renoir beginnen, dessen Verfilmung von 1933 stammt. Als Wegbereiter des cinéma d’auteur von mehreren seinesgleichen gekennzeichnet, gewinnt Renoir zu diesem Zeitpunkt an schöpferischer Selbstständigkeit und verspürt den Drang, sich von den damals geltenden ästhetischen Regeln zu befreien. Mit der Entwicklung eines eigenen Stils zeigt sich die besondere Aufmerksamkeit des Regisseurs für die Mise en Scène seiner Filme. Die theatralische Prägung von Madame Bovary geht in diese Richtung, insofern als der Regisseur das Potential der Bühnenkünstler in authentischem Dekor zu entfalten weiß. Außerdem verleiht Renoirs ausgeprägter Blick für Malerei und darstellende Kunst seinen Kameraeinstellungen einen zusätzlichen ästhetischen Wert. Jean Renoir liefert uns trotz des ungünstigen Kontexts der Kommerzialisierung ein gelungenes Werk. Bedauerlicherweise wird der Zuschauer keine Möglichkeit haben, den gesamten Film zu genießen, da er wegen seiner nicht kommerzialisierbaren Länge unwiderrufliche Schnitte erleiden musste.
Im Jahre 1949 wurde Emma Bovary vor das Objektiv Vincente Minnellis gestellt. Was kann man auf den ersten Blick von einer aus Hollywood stammenden Verfilmung eines klassischen französischen Romans erwarten, wenn nicht übermäßige Amplifikation und ideologische Verzerrung? Die verschiedenen vom Regisseur verwendeten Mittel ermöglichen ihm, einerseits die Klagegründe der Hays-Verwaltung zu vermeiden, anderseits einen Stil zu verfeinern, den man Jahre später in seinen weltberühmten Musicals wiederfinden wird. Zu diesen filmischen Verfahren sind die Inszenierung des gegen den Autor angestrengten Prozesses und die Nutzung einer Off-Stimme zu zählen. Deren Funktion ist es das oft unvernünftige Benehmen der jungen Frau zu rechtfertigen. Das Anliegen Minnellis besteht keinesfalls in der Suche nach einer absoluten Treue des Romans von Flaubert – falls diese definiert werden könnte. Es besteht eher darin, ein formelles Prinzip – die Ästhetisierung der Welt – zu respektieren, dessen Ursprung in der Vorgeschichte des Regisseurs zu finden ist. Sein filmisches Werk reiht sich in das ein, was man das „goldene Zeitalter“ des amerikanischen Kinos bezeichnen mag. Seine eigenen technischen und ästhetischen Ansätze folgen daher der rigiden Rhetorik Hollywoods.
Im Gegensatz zu Minnelli rühmt sich Claude Chabrol damit, dem Text Flauberts treu geblieben zu sein. Die im Jahre 1991 verfilmte Adaptation, welche Teil des ausgiebigen filmischen Werks Chabrols ist, scheint, eine wohlüberlegte Tat gewesen zu sein. Schriftsteller und Regisseur teilen nämlich dieselbe abschätzige Haltung gegenüber dem Bürgertum. Chabrols Werktreue, die der filmischen Erzählung eine unleugbare ästhetische „Korrespondenz“ verleiht, spiegelt sich in mehreren Aspekten wider, zu denen die Spielweise der prächtig bekleideten Schauspieler und der Reichtum des Dekors zu zählen sind. Dennoch kann es keine literarische Verfilmung ohne subjektiver Interpretation geben, wie gering sie auch sein mag. Infolgedessen musste Chabrol Änderungen, Beifügungen oder Streichungen ganz bewusst durchführen. Auf die Erzählinstanz achtend behilft sich Chabrol einer Off-Stimme, die aber nicht dieselben Funktionen wie die von Minnellis Fassung erfüllt. Es handelt sich hier um einen Off-Erzähler – einen „acousmêtre-commentateur“, um auf den Ausdruck Michel Chions zurückzugreifen –, dessen Hauptziel darin besteht, die Schönheit des Originaltexts hervorzuheben.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
literarische Verfilmung Madame Bovary von Gustave Flaubert Madame Bovary, Film von Jean Renoir (1933) Madame Bovary, Film von Vincente Minnelli (1949) Madame Bovary, Film von Claude Chabrol (1991)
Autor*innen
Arnaud de Brévedent d'Ablon
Haupttitel ()
(In)fidélité, adultère - le cas Bovary à l'écran
Paralleltitel (Deutsch)
(Un)treue, Ehebruch – der Fall Bovarys auf die Leinwand
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
124 S. : Ill.
Sprache
Beurteiler*in
Friedrich Frosch
Klassifikationen
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.23 Französische Literatur ,
24 Theater > 24.34 Filmgattungen, Filmsparten
AC Nummer
AC11725667
Utheses ID
28229
Studienkennzahl
UA | 190 | 347 | 353 |