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Warum muss sich der Mensch aus der Wirklichkeit flüchten...?
die Lektüre von Ngugi wa Thiong´os "Wizard of the Crow" als kritisches ästhetisches Bildungsmoment aus postkolonialer Perspektive
Lisa Maria Oberbichler
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gerald Faschingeder
DOI
10.25365/thesis.31755
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30169.34085.228165-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit widmet sich einer Auseinandersetzung mit der Fragestellung, inwiefern fiktionale Literatur bewusst eingesetzt werden kann, um kritische ästhetische Bildungsmomente zu initiieren. Dabei interessiert, wie über subversives Erzählen in bzw. einer intensiven und kritischen Lektüre von Romanen daran gearbeitet werden kann, den Subalternen als Wissenssubjekte und DiskursgestalterInnen eine Stimme im globalen Gestaltungsfeld zu ermöglichen.
Für die Diskussion der Forschungsfrage dient eine Auseinandersetzung mit dem Roman Wizard of the Crow und seinem kenianischen Autor Ngugi wa Thiong´o. Wa Thiong´o ist deshalb von Interesse, weil er Sprache als Werkzeug für einen sozialen Wandel sieht. Auf Wizard of the Crow wirkt sich das dahingehend aus, dass wa Thiong´o das fiktionale Werk in seiner kenianischen Muttersprache Gikuyu verfasste und dadurch die mündliche Erzähltradition zur narrativen Substanz des geschriebenen Romans macht. Daraus generieren sich sowohl humoristische Verfremdungseffekte als auch die Hervorhebung des Performativen, die jeweils die vom Westen universalisierte Kategorie von Wahrheit unterwandern.
Neben der Erörterung der Verantwortung von Ngugi wa Thiong´o als Schriftsteller-Intellektueller gilt es gleichermaßen zu fragen, welche Bedeutung wir als LeserInnen haben, an dem von wa Thiong´o über Sprache propagierten sozialen Wandel teilzuhaben. Wie die Diplomarbeit beleuchtet, liegt der Zweck der ästhetischen Bildung nicht darin, Empathie für die Subalternen zu entwickeln. Auch geht es nicht darum, dass die im Roman repräsentierten postkolonialen Subjekte imitiert werden und Wizard of the Crow als quasi moralischer Lehrmeister agiert. Das Potential von ästhetischer Bildung liegt viel eher darin, sie zum Zwecke eines epistemologischen Wandelns einzusetzen. Das bedeutet, dass die Lesenden sich durch fiktionale Literatur kritisch und produktiv mit der Kraft und den Mechanismen ihrer Vorstellung auseinanderzusetzen, um ihre Wahrnehmung von Welt und schließlich ihrem In-der-Welt-sein zu verändern. Bei den Figuren des Romans interessiert dann weniger, dass sie (k)ein postkoloniales Subjekt sind. Vielmehr ist eine Dekonstruktion dessen von Bedeutung, wie die Figur entsteht, bzw. welche Logiken und Mechanismen ihr eingeschrieben. Das Subversive und bereits selbst dekonstruktivistische Potential in Wizard of the Crow unterstützt dieses Unternehmen. Die Lektüre von Wizard of the Crow verbindet den Aspekt des Trainings der Imagination mit der Repräsentation der Subalternen, indem wa Thiong´o ihre epistemologischen Weltzugänge zum integralen Bestandteil seines Romans macht.
Abstract
(Englisch)
This diploma thesis deals with the question, how imaginative literature can be used in order to initiate moments of critical education. I am interested in the potential of subversive storytelling respectively a deconstructive way of reading, if subalterns should win their voices back and start to participate in the global creation of meaning.
In order to approach the object of research, I will focus on the examination of Wizard of the Crow, written by the Kenyan author Ngugi wa Thiong´o. My choice is based on wa Thiong´o attaching language to the claim of social change. Accordingly, Wizard of the Crow was originally written in wa Thiong´o´s mother tongue Gikuyu in order to adopt its oral tradition to the written novel. So he is able to generate comic effects of alienation and to highlight performativity, which, in turn, subverts the universalized western category of truth.
It is, however, not only an argument of responsibility on the part of the writer but also a question of the role of the reader. What can and should they do in order to contribute to a social change via language?
In this diploma thesis I argue that the purpose of aesthetic education is neither to feel empathy for the subaltern nor the imitation of the postcolonial subject represented in the novel. This diploma thesis shows that aesthetic education should be used in order to initiate epistemological change. If we shift the examination of our aesthetics to the field of the imaginative, we could try to access our modes of cognition and train our epistemological performance in order to change them.
Due to the subversive and deconstructive potential of Wizard of the Crow, the novel can further support this project. Reading Wizard of the Crow thereby obviously combines the training of epistemological performance with the representation of the subaltern as wa Thiong´o incorporates de-centered worldviews in his novel.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
aesthetic education imaginative literature Subversion Ngugi wa Thiong´o postcolonial theory epistemological change
Schlagwörter
(Deutsch)
Ästhetische Bildung fiktionale Literatur Subversion Ngugi wa Thiong´o postkoloniale Theorie epistemologischer Wandel
Autor*innen
Lisa Maria Oberbichler
Haupttitel (Deutsch)
Warum muss sich der Mensch aus der Wirklichkeit flüchten...?
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Lektüre von Ngugi wa Thiong´os "Wizard of the Crow" als kritisches ästhetisches Bildungsmoment aus postkolonialer Perspektive
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
125 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gerald Faschingeder
Klassifikationen
AC Nummer
AC11993220
Utheses ID
28235
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
