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Staatlichkeit und Staatsschwächung am Beispiel des Sudan und des Kosovo
Thomas Siegfried Schmidinger
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Hannelore Eva Kreisky
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.31825
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29547.78557.682562-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Dissertation „Staatlichkeit und Staatsschwächung am Beispiel des Sudan und des Kosovo“ beleuchtet die politikwissenschaftliche Debatte um failed und weak states kritisch anhand der beiden empirischen Beispiele Sudan und Kosovo. Aufgrund der auffälligen Abwesenheit staatstheoretischer Überlegungen in dieser Debatte beschäftigt sich diese Dissertation zunächst mit dem Staatsbegriff, ehe sie sich der Debatte um die Staatsschwäche widmet und anhand des Präzedenzfalls Somalia und der beiden empirischen Beispiele die Möglichkeit einer quantitativen Messung der Stärke von Staaten in Frage stellt. In den beiden hier näher behandelten Beispielen, Sudan und Kosovo, zeigt sich, dass sowohl regionale Konflikte als auch die internationalen ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen für die Schwäche der jeweiligen Staaten verantwortlich sind. Im Falle des Sudan zeigte sich, dass makroökonomische Erfolge in einer neoliberal globalisierten Weltwirtschaft nicht zu einer Stabilisierung der sudanesischen Staatlichkeit geführt haben und die Spaltung des Landes in eine unabhängige Republik Südsudan und den Sudan, weder im verbliebenen Sudan, noch im Südsudan, zu einer Stabilisierung führten. Im Falle Kosovos zeigt sich, dass es auch in der europäischen Peripherie keine Möglichkeiten gibt, unter den bestehenden Rahmenbedingungen einen funktionierenden kapitalistischen Staat aufzubauen. In beiden Fällen führten diese Probleme aber nicht zu einem Verschwinden des Staates, sondern teilweise sogar zur Entstehung neuer Staaten, v.a. aber zu einer Transformation von Staatlichkeit zu spezifischen Formen peripherer und stark fragmentierter Staatlichkeit, die weniger stabil ist als westlich-kapitalistische Staaten, sich jedoch zugleich als überraschend überlebensfähig erweist. Der Staat kann in einer solchen Form von Staatlichkeit allerdings nicht mehr das alleinige Gewaltmonopol beanspruchen, sondern stellt nur einen von mehreren Gewaltakteuren dar. Auf die internationale Staatengemeinschaft hat diese Transformation peripherer Staaten v.a. die Auswirkung, dass die Fiktion der Gleichheit unterschiedlicher souveräner Staaten, die als Souveräne miteinander in Beziehung treten, und auf der das westfälische Staatensystem basierte, nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Neue Formen einer global governance als Verdichtung zweiter Ordnung bergen allerdings die Gefahr neokolonialer Abhängigkeitsverhältnisse dieser neuen peripheren Staaten, sofern diese nicht zu einer Form globaler demokratischer Systeme führen.
Abstract
(Englisch)
This dissertation critically engages with the debate over failed and weak states within political science through the examination of two empirical examples, Sudan and Kosovo. In response to the conspicuous absence of state theory within this debate, this dissertation begins with an examination of the concept of state, followed by an analysis of the debate over state weakness. Both empirical examples, as well as the case of Somalia, demonstrate that it may prove impossible to quantitatively measure state strength. Both Sudan and Kosovo demonstrate that regional conflicts as well as international economic and political conditions are responsible for the weaknesses of the respective states. The case of Sudan shows that macroeconomic successes in a neoliberal world economy have failed to result in the stabilization of Sudanese stateness, and that the division of the country into the independent Republic of South Sudan and the Sudan has also failed to result in stabilization in either region. The case of Kosovo shows that it is no more possible to build a functioning capitalist state on the European periphery under present conditions. In both cases these problems did not however result in the disappearance of the state, but instead in the partial emergence of new states, and above all in the transformation of stateness into specific, peripheral and heavily fragmented forms. Although less stable than that of western-capitalist states, these forms prove to be surprisingly capable of survival. In such a form the state can in any case no longer maintain a sole monopoly of power, but instead constitutes only one powerful actor among many. This transformation of peripheral states has the effect that the fiction of equality between different sovereign states, based on the Westphalian system, can no longer be maintained. New forms of global governance (a second-order consolidation of power relations) will serve to hide the neocolonial dependence of these new peripheral states as long as these forms of governance fail to transform into a global democratic republic.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
failed state weak state Failed State Index Somalia Kosovo Sudan South Sudan stateness state theory
Schlagwörter
(Deutsch)
Staatstheorie Staatsschwäche Kapitalismus Peripherie Poulantzas Sudan Kosovo Somalia Staatlichkeit Warlord
Autor*innen
Thomas Siegfried Schmidinger
Haupttitel (Deutsch)
Staatlichkeit und Staatsschwächung am Beispiel des Sudan und des Kosovo
Paralleltitel (Englisch)
Stateness and state weakness ; the examples of Sudan and Kosovo
Publikationsjahr
2013
Umfangsangabe
406 S. : Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Hannelore Eva Kreisky ,
Ulrich Brand
Klassifikationen
89 Politologie > 89.05 Politische Theorie ,
89 Politologie > 89.31 Staatslehre ,
89 Politologie > 89.94 Internationale Beziehungen: Sonstiges
AC Nummer
AC11678835
Utheses ID
28299
Studienkennzahl
UA | 092 | 300 | |
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