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Aussagekraft verkürzter Verhaltensausschnitte in der Mutter-Kind-Interaktion
Anwendung durch das Video-Beobachtungsinstrument INTAKT
Manuel Schmelzer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Pia Deimann
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.32336
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29973.07453.394263-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Das Video-Beobachtungsinstrument INTAKT (Aigner, 2004; Hirschmann et al., 2013) stellt ein objektives, reliables und valides Instrument zur Erfassung der Qualität der Mutter-Kind-Interaktion dar. Da die videobasierte Auswertung bezüglich der drei Kategoriensysteme, die mittels INTAKT erfasst werden können, bei längeren Interaktionen einen eheblichen Zeitaufwand in Anspruch nimmt, war es das Ziel der vorliegenden Arbeit die Ökonomie der Anwendbarkeit von INTAKT zu verbessen. Die Ökonomie eines diagnostischen Verfahrens ist jedoch nur ein Nebengütekriterium, und ist somit den Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität unterzuordnen. Für die Überprüfung der Anwendbarkeit einer verkürzten Auswertung von INTAKT wurde die Aussagekraft von verkürzten Verhaltensausschnitten in der Mutter-Kind-Interaktion überprüft. Kurze Verhaltensausschnitte unter 5 Minuten, sogenannte „thin slices of behavior“, zeigten sich in bisherigen Forschungen (z. B. Ambady & Rosenthal, 1992) als verlässliche Quelle, um den gesamten Verhaltensstrom, unter anderem bei Interaktionen, vorherzusagen. Aufgrund dieser Informationen wurden in der vorliegenden Untersuchung aus 80 Videos mit einer durchschnittlichen Länge von fast 50 Minuten, die in eine Bastel- und in eine Spiel-Situation unterteilt waren, Verhaltensausschnitte von 4 beziehungsweise 6 Minuten entnommen und deren Aussagekraft kritisch untersucht. Es stellte sich heraus, dass sich die Bastel- und die Spiel-Situationen in allen Videos signifikant voneinander unterschieden. Während sich die Bastel-Situation als eine eher „lehrende und leitende“ Situation darstellt, in der die Mutter nicht ganz so stark auf ihr Kind eingehen kann, sondern eher versucht die Situation zu lenken und Rückmeldung zu geben, ist die Spiel-Situation mehr ein „miteinander Handeln“, bei der sich beide Interaktionspartner auf einen gemeinsamen Handlungsfokus konzentrieren und sich die Mutter auch intensiver an ihrem Kind orientieren kann. Diese Unterschiede konnten auch in den Verkürzungen, sprich in den 4-minütigen Bastel- und den 6-minütigen Spiel-Ausschnitten gefunden werden. Bezüglich der Verkürzung stellte sich die Kategorie „Mütterliche Feinfühligkeit“ als sehr resistent gegenüber der Verkürzung heraus; ein/e geschulte/r BeobachterIn kann aus einem kurzen Verhaltensausschnitt einer Mutter-Kind-Interaktion die Feinfühligkeit der Mutter vorhersagen. Rückmeldung tritt in der Mutter-Kind-Interaktion relativ selten auf, ist jedoch gleichmäßig und konstant über den Verhaltensstrom verteilt. Verkürzte Verhaltensausschnitte geben einen verlässlichen Überblick über die Verteilung der einzelnen Kategorien der Rückmeldung. Für genaue Aussagen bezüglich der Rückmeldung sind die Verkürzungen, aufgrund der geringen Auftrittshäufigkeiten aber nur bedingt zu empfehlen. Die Ausprägungen der Joint-Attention-Episoden sind über den Interaktionszeitraum nicht konstant. Es stellte sich heraus, dass zu Beginn der jeweiligen Bastel- beziehungsweise Spiel-Situationen überdurchschnittlich viel aktive Joint Attention auf Handlungsebene auftritt, und sich die Verhältnisse von Joint Attention auf Handlungsebene, Joint Attention auf verbaler Ebene, passiver und keiner Joint Attention erst im Laufe der Interaktion einpendeln. Dieser Effekt könnte auf das Phänomen der sozialen Erwünschtheit zurückzuführen sein und sollte bei zukünftigen Untersuchungen mit verkürzten Verhaltensausschnitten berücksichtigt werden. Aufmerksamkeitslenkung stellte sich dagegen als gleichmäßig verteilte Kategorie dar und liefert auch in den verkürzten Verhaltensausschnitten reliable Ergebnisse. Die Erhebung der Kategorie Aufmerksamkeitswechsel durch verkürzte Verhaltensausschnitte muss aufgrund der sehr geringen Auftrittshäufigkeit als kritisch angesehen werden. Insgesamt kann einer ökonomischen Auswertung mittels INTAKT, unter den Voraussetzungen eines/einer geschulten Beobachters/Beobachterin, der genauen Anwendung des Manuals von INTAKT und der Berücksichtigung der Ergebnisse dieser Untersuchung, eine reliable Aussagekraft zugeschrieben werden. Verkürzte Verhaltensausschnitte in der Mutter-Kind-Interaktion geben verlässliche Informationen bezüglich der mütterlichen Feinfühligkeit, einen Überblick über das mütterliche Rückmeldeverhalten und über die Aufmerksamkeitslenkung. Aussagen über die Joint Attention sind bei Berücksichtigung der Ergebnisse dieser Untersuchung zulässig, sollten aber weiter erforscht werden. Die Aussagen, die mittels verkürzter Verhaltensausschnitte getätigt werden, sollten in der Diagnostik nie alleine für ein Urteil herangezogen werden, sondern nur unterstützende und richtungsweisende Informationen bieten.
Abstract
(Englisch)
INTAKT (Aigner, 2004; Hirschmann et al., 2011) is an instrument for an objective, reliable, and valid assessment of the quality of mother-child interactions. This instrument should help with the lack of a standardized and published inventory in diagnostic assessment. The analysis with INTAKT is done by video coding of recorded mother-child interactions. So far, there was no standardized session length of interaction videos coded, but on average, each video was 50 minutes. The longer the video, the higher is the temporal expense for the analysis. Increased time costs will also reduce the cost effectiveness of the diagnostic instrument. Short behavioural coding was often used in previous studies for the representation of the whole interaction. The aim of this study is to improve the economy of INTAKT and simultaneously maintain objectivity, reliability, and validity of the instrument. To improve the economy of the diagnostic instrument, thin slices of behaviour were compared with the rest of the interaction. 80 selected videos with an average length of almost 50 minutes were analysed. The videos were divided into a structured handicraft- and a free game-situation. The two situations showed significant differences in all categories of INTAKT. In the handicraft-situation the mother behaves rather teaching and guiding, she gives more feedback and she is not able to show as much sensitivity as in the play-situation. In the play-situation the mother shows more joint attention on an acting level, mother and child have a common focus of attention and the mother shows more maternal sensitivity. Segments of 4 minutes handicraft- and 6 minutes game-situations showed the same ratio of maternal sensitivity, feedback and joint attention as the entire interaction sessions. The data sampled from 4 and 6 minute slices yielded over all reliable results in comparison to the rest of the interaction. The variable maternal sensitivity is observable in many indicator variables and therefore thin slice sampling resistant. The variable feedback shows a low base rate in occurrence, but feedback is evenly distributed over the behavioural stream. At the beginning of each situation, mothers showed more joint attention on an acting level, which suggests social desirability. These results recommend choosing time segments from the end of the interacting session to predict joint attention. The findings from this study show that 4- and 6-minute slices of behaviour coded by INTAKT can predict important variables of the mother-child interaction. Therefore, it is necessary to train the observers very well, to follow the manual of INTAKT exactly, and to take the results of this study into consideration.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Psychology mother-child interaction sensitivity feedback joint attention assessment video assessment thin slice sampling microanalysis
Schlagwörter
(Deutsch)
Psychologie Psychologische Diagnostik Entwicklungspsychologie INTAKT Mutter-Kind Interaktion Verhaltensbeobachtung Videobeobachtung Verhaltensausschnitte Mütterliche Feinfühligkeit Rückmeldung Joint Attention
Autor*innen
Manuel Schmelzer
Haupttitel (Deutsch)
Aussagekraft verkürzter Verhaltensausschnitte in der Mutter-Kind-Interaktion
Hauptuntertitel (Deutsch)
Anwendung durch das Video-Beobachtungsinstrument INTAKT
Paralleltitel (Englisch)
Reliability of thin slices of mother-child interactions: Analysis with INTAKT, a new video-assessing instrument.
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
IV, 100 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Pia Deimann
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.03 Methoden und Techniken der Psychologie ,
77 Psychologie > 77.08 Psychologische Diagnostik ,
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.55 Kinderpsychologie ,
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges ,
77 Psychologie > 77.93 Angewandte Psychologie
AC Nummer
AC11656116
Utheses ID
28730
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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