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Researching agrobiodiversity in East Africa
small-scale farmers under threat from agricultural commercialization and modernization
Philippa Erlacher
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Friederike Bellin-Sesay
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.32413
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30194.44469.898161-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Es scheint in der Natur der Modernisierung zu liegen, konstruktive Dimensionen mit destruktiven Aspekten zu kombinieren (Amin 1990). Dies ist eine besonders zutreffende Diagnose für den landwirtschaftlichen Sektor. Durch moderne technologische Errungenschaften, ist es gelungen innerhalb kürzester Zeit die landwirtschaftliche Produktivität um ein Vielfaches zu steigern und dadurch die Hungerrate drastisch zu senken. Dennoch gibt es auch Schattenseiten: Kleinbauern und Agrobiodiversität scheinen unter die Räder dieser Entwicklung zu geraten. Modernisierungs- und Kommerzialisierungsmaßnahmen führten weltweit dazu, dass die kleinbäuerliche Produktionsweise durch „effektivere“ Anbaumethoden ersetzt wurde. Dies ist insofern eine alarmierende Entwicklung, da es sich bei den Kleinbauern um die Hüter der Agrobiodiversität handelt. Ihre traditionelle Arbeitsweise sorgt dafür, dass sowohl Pflanzenarten, als auch Tierrassen verschiedenster Art erhalten bleiben. Ausgehend von diesem Tatbestand, befasst sich meine Diplomarbeit mit der Agrobiodiversität Ugandas und Tansanias. Es wird der Frage nachgegangen, ob die Art der landwirtschaftlichen Kommerzialisierung und Modernisierung, wie sie seit Kolonialzeiten durch das kapitalistische Weltwirtschaftssystem vorangetrieben wird, einen negativen Einfluss auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft ausübt und somit den Erhalt der Agrobiodiversität gefährdet. Zusammenfassend, wurde das Ausmaß der Ausbreitung der modernen, kommerziellen Landwirtschaft und dessen Folgen für die kleinbäuerlichen Strukturen beider Länder untersucht. Die Fragestellung wird auf der Grundlage der Auswertung von Fachliteratur diskutiert. Empirische Beobachtungen im Zuge meiner Feldforschung ergänzen die untersuchte Theorie. Es wurden zwei Fallstudien durchgeführt, eine im Kiboga Bezirk in Uganda und eine im Bukoba Bezirk in Tansania. Für die historische Analyse der landwirtschaftlichen Entwicklung seit der Kolonialzeit stütze ich mich auf die Weltsystemtheorie und den Food Regime Ansatz. Es wird deutlich, dass traditionelle Anbausysteme Ugandas und Tansanias seit ihrer Einbindung in das Weltwirtschaftssystem starken Kommerzialisierungsbestrebungen ausgesetzt sind. Landwirtschaftliche „Entwicklungsansätze“ förderten sei es den Anbau kommerzieller Monokulturen, als auch den Einsatz einiger weniger Hochleistungssorten. Der neoliberale Trend hat seit dem Ende der 1980er Jahre dafür 190 gesorgt, dass vermehrt wohlhabende Großbauern auf Kosten der Kleinbauern begünstigt wurden. In Folge dieser Entwicklungsstrategien ist auch in Uganda und Tansania eine Abnahme der landwirtschaftlichen Artenvielfalt zu verzeichnen, wobei diese jedoch weniger rasch voranschreitet als in den meisten anderen Weltregionen. Dies ist auf die hohe "Überlebensfähigkeit" der kleinbäuerlichen Landwirtschaft zurückzuführen. Die Landwirtschaft wird immer noch zu 85 Prozent von Kleinbauern betrieben, deren Anbaumethode das Aussterben vieler bedrohter Pflanzen- und Tierarten verhindert. Folgende sind die wichtigsten Ergebnisse dieser Forschungsarbeit: Die Kommerzialisierung der Landwirtschaft hat keineswegs, wie erwartet, zur Modernisierung derselben geführt. Die Kommerzialisierung folgt nicht einer stetig linear steigenden Tendenz und hat nicht zur Entstehung von großflächigen landwirtschaftlichen Einheiten geführt, wie die gängige These lautet. Des Weiteren ist es besonders hervorzuheben, dass sei es in Uganda, also auch in Tansania, trotz der Bestrebungen seitens der Kolonialmächte und der unabhängigen Regierungen, die Kleinbauern zu einem großen Teil ihre traditionellen artenreichen Kleinstrukturen erhalten haben. Plantagenwirtschaft hat deshalb nie etwas anderes als eine Nebenrolle in der ugandischen und tansanischen kolonialen und postkolonialen Wirtschaft gespielt. Eine wesentliche Erkenntnis meiner Forschung ist außerdem, dass die Einführung von Cash Crops nicht zur Verdrängung traditioneller Sorten und Rassen geführt hat sondern dass diese in den meisten Fällen nur in das ursprüngliche Anbausystem integriert wurden. Darum führt die Kommerzialisierung nicht zwangsläufig zum Verlust der landwirtschaftlichen Artenvielfalt. Das Überleben der kleinbäuerlichen Familie ist auf die Eigenproduktion angewiesen, weshalb sich eine rein marktorientierte Anbaumethode nicht eignet. Dabei ist hinzuzufügen, dass die Artenvielfalt Hauptmerkmal dieser Subsistenzwirtschaft ist, weil sie für die Ernährungssicherheit ausschlaggebend ist. Diese Forschungsarbeit beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Einflussfaktoren der Agrobiodiversität, sondern analysiert ebenso die Methodologie der Agrobiodiversitätsforschung per se. Anhand der Teilnahme am Forschungsprogramm werde ich auch den empirischen Zugang kritisch reflektieren und auf die praktische Umsetzung der Methoden und ihrer Angemessenheit für dieses spezifische Feld eingehen.
Abstract
(Englisch)
Modernization has always combined constructive dimensions with destructive aspects (Amin 1990). This seems especially true for agriculture, where modern farming systems have increased productivity many times over and decreased hunger rates sharply within a few decades. Agrobiodiversity and small-scale farmers in the Global South, however, seem more likely to belong to the ‘losers’ of this process of modernization. For many decades, conventional wisdom dictated that small-scale farmers are ‘unproductive’, ‘conservative’ and typical of ‘underdeveloped countries’. Due to various modernization and commercialization policies, the peasant mode of production has nearly everywhere been overpowered by more ‘ is alarming since small-scale farmers are recognized to be the custodians of agrobiodiversity. As small-scale farmers are displaced, we are losing the diversity of their traditional species and breeds. Based on this analysis, this thesis deals with agrobiodiversity and the extent to which it is threatened by the spread of modern, commercial agriculture. My hypothesis was that the type of commercialization and modernization that has been promoted since colonialism through the world economic system exerts a negative influence on small- scale agriculture and is thus endangering agrobiodiversity. The study is mainly based on an exhaustive literature review and empirical observations. Case studies have been conducted in two study sites: in Kiboga district in Uganda and in Bukoba district in Tanzania. For the historical analysis of agricultural development since the colonial period, the World System theory and the Food Regime approach have been chosen. My research results showed a strong promotion of commercialization of traditional farming systems since the integration of Uganda’s and Tanzania’s agriculture into the world capitalistic market during colonial times. Agricultural “development approaches” privileged commercial monocropping and a narrow number of highly productive varieties and breeds and, especially since the 1980s, also rich large-scale farmers. However, in Uganda and Tanzania the decrease seems to progress less rapidly than in most other world regions. This seems to be due to the high “survivability” of the peasantry. Agriculture is still carried out by at least 85 per cent by small-scale farmers, whose intensive home gardens are ensuring a greater opportunity of survival effective’ modes. This 188 for many endangered plant and animal species. The main results are that the commercialization of agriculture is not a steadily increasing trend, that commercialization does not go hand in hand with the modernization of agriculture, and that commercialization does not lead to the introduction of large-scale farming and the concomitant loss of agrobiodiversity. The interesting thing about the East African situation is that despite strenuous efforts by the colonial powers and the independent governments, farmers have retained their traditional small-scale structures to a large extent and thus sustained the variety in species. Plantation agriculture has, therefore, never played anything other than a secondary role in the Ugandan and Tanzanian colonial and post-colonial economies. If the circumstances were favourable, small-scale farmers produced for the market; at times, they reached high degrees of commercialization, but cash crops were always only added to their traditional crops; they did not replace them. The research showed that incentives and opportunities to produce exclusively for markets have remained insufficient over many decades and, therefore, smallholder households were never willing and/or able to give up their agricultural systems and hence their variety in species because of their contribution to food and livelihood security. However, this thesis is not just about factors influencing agrobiodiversity, but also about researching agrobiodiversity per se. Based on the experiences I made through my participation in an international research project and my field stays, I will reflect on shortcomings in the empirical approach and on the adequacy of methodological methods.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
agrobiodiversity agricultural biodiversity peasants small-scale farmers Tanzania Bukoba Uganda Kiboga agricultural modernization agricultural commercialization
Schlagwörter
(Deutsch)
Agrobiodiversität landwirtschaftliche Artenvielfalt Kleinbauern kleinbäuerliche Landwirtschaft Tansania Bukoba Uganda Kiboga Modernisierung der Landwirtschaft Kommerzialisierung der Landwirtschaft
Autor*innen
Philippa Erlacher
Haupttitel (Englisch)
Researching agrobiodiversity in East Africa
Hauptuntertitel (Englisch)
small-scale farmers under threat from agricultural commercialization and modernization
Paralleltitel (Deutsch)
Die Erforschung der Agrobiodiversität in Ostafrika
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
192 S. : Ill., Kt.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Friederike Bellin-Sesay
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.13 Wissenschaftspraxis ,
15 Geschichte > 15.92 Afrika südlich der Sahara ,
30 Naturwissenschaften allgemein > 30.99 Naturwissenschaften allgemein: Sonstiges ,
43 Umweltforschung > 43.61 Umweltbelastung durch Land- und Forstwirtschaft ,
48 Land- und Forstwirtschaft > 48.01 Geschichte der Land- und Forstwirtschaft
AC Nummer
AC12045818
Utheses ID
28798
Studienkennzahl
UA | 057 | 390 | |
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