Detailansicht
Globalisierung der Naturnutzung am Beispiel einer Jagdwildart (Dama dama)
Simon Franz Canaval
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gottfried Liedl
DOI
10.25365/thesis.32669
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29813.21051.289163-2
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit macht den Versuch, die globale Verbreitungs- und die damit assoziierte Kulturgeschichte des Damwilds in einem übersichtlichen Rahmen darzustellen. Damwild war spätestens seit der Antike vom Menschen in einem semi-domestizierten Zustand gehalten worden und wurde in Verbindung mit verschiedenen Kulten von Phöniziern, Griechen und Römern in Europa verbreitet. In Britannien nach dem Abzug der Römer ausgestorben, wurde das Damwild im 11. Jahrhundert von den Normannen wieder eingeführt. Teil dieses normannischen „Kulturpakets“ waren auch französische Jagdbegriffe und neue Jagdrituale. Die Gehegehaltung wurde von den Normannen wahrscheinlich ebenso wie das Damwild aus ihrem neu erworbenen Besitz in Sizilien importiert. Auf Grund der Bevölkerungsexplosion im Britannien des 12. und 13. Jahrhunderts, die einen großen Druck auf Siedlungsflächen und Jagdwild bedeutete, erfreute sich das Prinzip des Wildparks großer Beliebtheit. Von Britannien breitete sich die Gehegehaltung von Damwild im Spätmittelalter über das dänische Königshaus in weiten Teilen Europas aus. Eine neue Dimension erreichte die Verbreitung im 19. Jahrhundert. Im Zuge der flächendeckenden Besiedlung der Kolonialgebiete wurde das Damwild von den Briten selbst auf Inseln der Karibik, Südafrika und den ozeanischen Besitzungen angesiedelt. Der Import von Jagdwild wurde auch auf Neuseeland von adeligen Großgrundbesitzern und den von ihnen gegründeten Akklimatisierungsgesellschaften forciert. Paradoxerweise wurde hier das exotische Luxusobjekt des Adels zu einem sich massenhaft vermehrenden Schädling der Forstwirtschaft – der an Anzahl und Bedeutung nur noch vom europäischen Rothirsch übertroffen wurde. Diese enorme Vermehrung des Rot- und Damwilds fand zur Mitte des 20. Jahrhunderts in der „Helikopterjagd“ ihren traurigen Höhepunkt und führte zu einem Wandel in der Wahrnehmung der Damhirsche durch die Bevölkerung. Heute versuchen Länder wie Australien und Neuseeland einen umweltverträglichen und nachhaltigen Umgang mit den Neozoen ihrer Kolonialzeit zu gestalten, in dem neben dem Jagdtourismus auch eine kommerzielle Gehegehaltung Anwendung findet.
Abstract
(Englisch)
This thesis presents a concise history of the global distribution and cultural background of the fallow deer. Since the age of antiquity (at the latest), the fallow deer has been kept by humans in a semi-domesticated state and was spread in Europe due to its association with various religious cults of Phoenicians, Greeks and Romans. After the Romans left Britain, the fallow deer went extinct on the island, but was reintroduced by the Normans in the 11th century. French hunting terms as well as new hunting techniques were also part of this “cultural package” of the Normans. Captive breeding of the fallow deer was probably imported by the Normans from their recently conquered holdings in Sicily. Due to the increase of the population in Britain during the 12th and 13th centuries, which caused enormous pressure on settlement areas and game species, the concept of enclosures became increasingly popular. In the late Middle Ages the captive breeding of fallow deer spread from Britain via the royal family of Denmark to many countries of Europe. In the 19th century the distribution reached a new dimension. As part of the extensive colonisation of the holdings overseas, the fallow deer was settled on islands of the Carribbean, South Africa and the colonies of Oceania. In New Zealand the import of game species was also expedited by aristocratic landowners and their acclimatisation societies. Paradoxically the exotic object of aristocratic luxury mutated in New Zealand into an increasing vermin of forestry, outranked in number and importance only by the European red deer. This enormous propagation of red and fallow deer reached its sad climax during the mid-20th century, when “helicopter hunting” was necessary to cope with the deer, leading to a change in the public perception of fallow deer. Today countries like Australia and New Zealand are trying to find an environmentally sustainable way to deal with the invasive species of their colonial times, which includes sport hunting as well as the promotion of commercial breeding of game species in enclosures.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Globalgeschichte Damwild Damhirsch Dama dama
Autor*innen
Simon Franz Canaval
Haupttitel (Deutsch)
Globalisierung der Naturnutzung am Beispiel einer Jagdwildart (Dama dama)
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
118 S. : Ill., graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Gottfried Liedl
AC Nummer
AC11646608
Utheses ID
29010
Studienkennzahl
UA | 190 | 445 | 313 |