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Nano is like...
the role of analogies in public engagement with nanotechnology in Austria
Claudia Gertraud Schwarz
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Ulrike Felt
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.32713
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30491.62692.245869-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Mit dem Aufkommen der Nanowissenschaften und –technology (kurz: Nano) haben auch historische Analogien, besonders mit Gentechnik und Asbest, begonnen die öffentlichen Debatten und politischen Entscheidungsprozesse um Nano mitzubestimmen. Gleichzeitig ist die Governance von neuen Technologien in vielen westlichen Staaten mit Nano in das “Zeitalter des öffentlichen Dialogs (oder Engagements)” eingetreten. Das bedeutet, dass Laien bzw. BürgerInnen zunehmend dazu eingeladen sind in Dialogforen über die Zukunft von Nano zu beraten und entscheiden. Vergleiche mit bekannten Phänomenen, besonders vorangegangenen Technologien, spielen auch in diesen Settings eine zentrale Rolle. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es diese Rolle in Dialogsettings mit BürgerInnen näher zu erforschen. Im Speziellen wird versucht die funktionale Orientierung und die Effekte von Analogien in der Interaktion, sowie die generelle Signifikanz und Wirkung von Analogien in öffentlichen Debatten um Nano zu erfassen. Hierfür wird auf verschiedenen Forschungssträngen der Wissenschafts- und Technikforschung aufgebaut, insbesondere auf Arbeiten zum öffentlichen Verständnis von und Engagement zu Wissenschaft und Technologie sowie zur Performativität von Zukünften. Dabei wird eine theoretische Perspektive in Hinblick auf die „Kraft“ von Analogien entwickelt, die über einen kognitivistischen Ansatz hinausgeht und imaginative, rahmungsbezogene, und kollektive Merkmale integriert. In methodologischer Hinsicht wird das Konzept des analogischen Diskurses als Alternative zu statischen Konzeptionen verwendet, das erlaubt die interaktive Entwicklung und Verhandlung von Analogien und Unterscheidungen im Diskurs zu erforschen. Dieses Konzept wird ebenfalls in einem breiteren diskursanalytischen Rahmen verortet, der in erster Linien auf der Tradition der diskursiven Psychologie aufbaut. Die Daten für die empirische Analyse stammen aus vier 4-stündigen Diskussionsgruppen mit österreichischen BürgerInnen zu unterschiedlichen nanotechnologischen Anwendungsfeldern. Das zentrale Ergebnis des ersten von vier empirischen Kapitels ist, dass hier Analogien dazu verwendet werden um den Versprechungen der Nanomedizin zu kontern und auf Aspekte hinzuweisen die in techno-optimistischen Aussagen fehlen. Das Kapitel zu Human Enhancement illustriert wie Vergleiche dazu dienen, die Idee des Enhancements als unplausibel und ablehnungswürdig darzustellen. Auf Diskussionen zum Thema Kennzeichnung von Nanoprodukten fokussierend zeichnet das dritte empirische Kapitel nach, wie Analogien dazu beitragen aber auch verwendet werden mit dem Dilemma umzugehen, ob Nano in Konsumprodukten positiv oder negativ eingeschätzt werden sollte. Schließlich beschäftigt sich das letzte empirische Kapitel mit der Art und Weise wie Analogien dazu genutzt werden vor Zukünften zu warnen und ihrer Vermeidung aufzurufen, entweder indem die Öffentlichkeit stärker in die Governance von neuen Technologien einbezogen wird oder indem neue Risikomanagementstrategien etabliert werden, die über fehlerhafte wissenschaftliche Vorhersagen hinausgehen. Die detaillierte empirische Analyse zeigt, dass analogischer Diskurs in Laiendiskussionsgruppen durch eine andauernde Konstruktion und kritische, interaktive Überprüfung von multiplen Analogien charakterisiert ist. Im Gegensatz zu einem Ansatz der versucht einzelne, robuste Analogien zu konstruieren, wie es in der professionellen Ethik der Fall ist, generiert der Laiendiskurs offenere und flexiblere Vergleichsprozesse, in denen relevante Dimensionen von neuen Technologien kollektiv imaginiert und exploriert werden. In diesem analogischen Diskurs werden zentrale kulturelle Dilemmata, die aus einander widersprechenden Werten und Logiken entstehen, aufgeworfen und zu managen versucht. Analogien werden dabei verwendet um die Akzeptanz oder Ablehnung von Nano zu stützen; spezifische Akteure zu alarmieren um unerwünschte Zukünfte zu verhindern; und als Totschlag-Analogien, die Gegenargumente erfolgreich unterminieren. Zudem wird die Rolle von kulturellen Analogien, die auf breit geteilten Erfahrungen und Annahmen beruhen, und von diskursive Nano ist nicht gleich Nano Bewegungen, in denen zwischen nanotechnologischen Anwendungsbereichen für bestimmte Effekte unterschieden wird, diskutiert. Gesamt gesehen zeigt diese Dissertation die Leistung von analogischer Imagination wie sie in Laiendiskussionen entsteht, gleichzeitig forciert und setzt sie forschungspraktisch eine kritische analogische Sensibilität um, die es ermöglicht Effekte von Analogien auf Rahmungen und diskursive Dynamiken nachzuzeichnen.
Abstract
(Englisch)
Ever since the appearance of nanoscience and -technology (short: nano), historical analogies, particularly with GMOs and asbestos, have co-emerged in public debate and guided political decision-making on nano. At the same time, the governance of emerging technologies has entered an “age of public engagement” with nano in many Western democratic states, which means that lay citizens are increasingly invited into dialogue fora to deliberate and decide about the future of nanotechnology. Drawing analogies to known and familiar phenomena, esp. to former technologies, also plays a central role in such settings. The aim of the dissertation at hand is to explore the role of analogies in public engagement spaces. More specifically, it seeks to capture the functional orientation and effects of analogies in talk-in-interaction, as well as the general significance and agency of analogies in public debates about nano. The dissertation primarily builds on and provides results to research strands in STS such as public understanding of and engagement with science and technology as well as work on the performative role of futures in innovation processes. Theoretically, a perspective on the powers of analogy is developed that moves beyond a cognitivist approach to integrate imaginative, framing, and collective features of analogies. Methodologically, the concept of analogical discourse is proposed as an alternative to a static conception of analogies that allows tracing the interactional development and negotiation of analogies and distinctions in discourse. A broader discourse analytic framework influenced mainly by discursive psychology underpins this concept. The data used for the empirical analysis stems from four 4-hour discussion groups with Austrian citizens on different nanotechnological application fields. The main result of the first of four empirical chapters is that analogies were used to counter promises of nanomedicine and to point out aspects that remain unaddressed in techno-optimistic accounts. The chapter on human enhancement then illustrates that the invocation of analogies worked to implausibilize and reject the idea of human enhancement. Focusing on discussions about nano labeling, the third empirical chapter traces how analogies contribute to but likewise are used to deal with the dilemma as to whether nano should be seen as positive or negative when applied in consumer products. Finally, the last chapter is concerned with the ways in which analogies are deployed to alert of futures that should be avoided, either by the integration of the public into the governance of new technologies or the establishment of risk management strategies that reach beyond scientific predictions. The detailed empirical analysis shows that analogical discourse in lay discussion groups on nano is characterized by the ongoing construction but also critical, interactive examination of multiple analogies. In contrast to the construction of single, robust analogies in professional ethics, lay discourse thus generates more open-ended and flexible comparison processes, in which relevant dimensions of an emerging technoscience are collectively imagined and explored. In such analogical discourse central cultural dilemmas emerging out of conflicting values and logics are also worked up and partly managed. Analogies are used to corroborate the acceptance or rejection of nano; to alert specific actors (e.g. citizens, industry or policy makers) to avoid undesirable futures; and to kill off counter-arguments (killer analogies). Moreover, the role of cultural analogies that are based on culturally shared experiences and assumptions, as well as nano is not like nano moves that distinguish between different nanotechnological application fields to achieve several functions are explored. Taken as a whole the dissertation highlights the merits of analogical imagination as it is emerging in lay discussion group settings while simultaneously seeks to illustrate critical analogical sensibility to the framing and discourse dynamic effects of analogies in action.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Nanotechnology public engagement discussion groups analogies discourse analysis
Schlagwörter
(Deutsch)
Nanotechnologie Öffentlicher Dialog Diskussionsgruppen Analogien Diskursanalyse
Autor*innen
Claudia Gertraud Schwarz
Haupttitel (Englisch)
Nano is like...
Hauptuntertitel (Englisch)
the role of analogies in public engagement with nanotechnology in Austria
Paralleltitel (Deutsch)
Nano ist wie... ; die Rolle von Analogien in der öffentlichen Auseinandersetzung mit Nanotechnologie in Österreich
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
VII, 270, [28] S. : Ill.
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Ulrike Felt ,
Hedwig Te Molder
Klassifikationen
71 Soziologie > 71.43 Technologische Faktoren ,
71 Soziologie > 71.44 Gruppenprozesse
AC Nummer
AC11718041
Utheses ID
29049
Studienkennzahl
UA | 092 | 122 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1