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Gehorsam bei ungerechtfertigten Belohnungen
eine Anwendung des Milgram-Experiments auf den Wirtschaftskontext
Alexander Braun
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Arnd Florack
DOI
10.25365/thesis.33102
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30469.04705.951254-8
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Ergebnisse der Milgram-Experimente in den 1960er Jahren demonstrierten auf eindrucksvolle Art und Weise die Bereitschaft von Versuchspersonen, sich den Anweisungen einer Autorität zu unterwerfen und einer anderen Person elektrische Schocks für falsche Antworten auf Rechenaufgaben bis zu einer potentiell tödlichen Stärke zu verabreichen.
Das vorliegende Experiment, durchgeführt mit 71 Versuchspersonen (davon 54 Frauen und 17 Männer), verwendete ein anderes, neues Paradigma: Anstatt Bestrafungen für falsche Antworten zu erteilen, sollten die Versuchspersonen monetäre Belohnungen für richtig gelöste Aufgaben vornehmen. Konflikte wurden durch Anordnungen des Versuchsleiters, die den ursprünglichen Instruktionen zuwiderliefen, erzeugt.
Im Verlauf des Experiments verließ der Versuchsleiter für einige Durchgänge den Raum. Dies erlaubte eine Beobachtung, ob das gehorsame Verhalten so weit internalisiert wurde, dass es auch in Abwesenheit des Versuchsleiters ausgeführt wurde. Nach der Rückkehr des Versuchsleiters wurde untersucht, ob Zahlungen auf Befehl auch dann vorgenommen wurden, wenn die andere Person jegliche Antwort verweigerte.
Zwei Kontextfaktoren wurden variiert, um deren Auswirkung auf die Gehorsamkeit zu untersuchen: Zum einen wurde die Auszahlungsmatrix, nach der die Versuchspersonen die Auszahlungen vornehmen sollten, entweder einer linearen oder einer exponentiellen Funktion folgend vorgegeben. Weiters wurde auch ein „Compliance-Vertrag“ eingesetzt, welcher von der Hälfte der Versuchspersonen unterzeichnet werden sollte, um ein stärkeres Gefühl der Verantwortung für die Geldmenge, die ihnen anvertraut wurde, in ihnen hervorzurufen.
Zusätzlich zum Gehorsam wurden einige Persönlichkeitsvariablen erhoben, die in Zusammenhang mit Gehorsam zu stehen schienen: Die Big Five-Dimensionen anhand des B5T von Satow (2011), die Psychopathie mittels ausgewählter Subskalen des PPI-R (Alpers & Eisenbarth, 2008), der Right Wing Authoritarianism durch die RWA-Skala (Schneider, 1997), Social Dominance Orientation mit der SDO-Skala von Zick und Six (1997), dispositioneller Neid anhand der Skala von Smith, Parrott, Diener, Hoyle und Kim (1999), der Glaube an die gerechte Welt (Dalbert, Montada & Schmitt, 1987), die Gerechtigkeitszentralität (Dalbert & Umlauft, 2003) und der regulatorische Fokus (Lockwood, Jordan & Kunda, 2002).
Darüber hinaus wurde ein eigener Fragebogen zur Erfassung des Gehorsams in sozialen Situationen entwickelt und vorgegeben, welcher den Gehorsam im Experiment vorhersagen sollte.
Es zeigten sich Gehorsamkeitsraten, die über jenen in den Experimenten von Milgrams Standardbedingungen lagen. Protest und Abbruch erwiesen sich in der ersten Phase des Experiments als signifikant höher als in darauffolgenden Phasen. In etwa die Hälfte aller Versuchspersonen internalisierte die Anweisungen des Versuchsleiters.
Weder für die verschiedenen Auszahlungsmodi (linear oder exponentiell) noch für den „Compliance-Vertrag“ ergaben sich signifikante Effekte hinsichtlich des Gehorsams im Experiment. Allerdings zeigte sich tendenziell ein Effekt des Vertrags auf die Befindlichkeit der Versuchspersonen: Wer einen Vertrag unterzeichnet hatte, berichtete eine schlechtere Befindlichkeit nach dem Experiment.
Bestimmte Persönlichkeitsvariablen standen in Zusammenhang mit dem Gehorsam im Experiment, allerdings waren die Effekte gering ausgeprägt und teilweise uneinheitlich. Der regulatorische Fokus konnte nicht die Gehorsamkeit während des Experiments vorhersagen, es zeigte sich aber ein signifikanter Unterschied für die Befindlichkeit nach dem Experiment: Personen im Promotion-Fokus berichteten eine bessere Befindlichkeit als jene im Prevention-Fokus.
Zwei spezifische situationsbezogene Subskalen des speziell entwickelten Fragebogens zur Erfassung des Gehorsams in sozialen Situationen (Verhalten im öffentlichen Raum und Verhalten gegenüber Vorgesetzten) erlaubten die Vorhersage des Abbruchs im Experiment.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
obedience Milgram corruption
Schlagwörter
(Deutsch)
Gehorsam Milgram-Experiment Korruption
Autor*innen
Alexander Braun
Haupttitel (Deutsch)
Gehorsam bei ungerechtfertigten Belohnungen
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Anwendung des Milgram-Experiments auf den Wirtschaftskontext
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
114 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Arnd Florack
Klassifikation
77 Psychologie > 77.60 Sozialpsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC11811999
Utheses ID
29401
Studienkennzahl
UA | 298 | | |