Detailansicht
Die sittenwidrige Kündigung als Grenze der Kündigungsfreiheit des Arbeitgebers
Martina Ploderer
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Rechtswissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Martin Risak
DOI
10.25365/thesis.33359
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30231.83338.182154-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den möglichen Anwendungsfällen der sittenwidrigen Kündigung iSd § 879 ABGB und den daran anknüpfenden Rechtsfolgen auseinander. Im Unterschied zu anderen Beendigungsarten, wie der Entlassung oder dem vorzeitigem Austritt, ist die Kündigung im österreichischen Arbeitsrecht durch die Begründungsfreiheit geprägt. Neben den gesetzlichen Bestimmungen des allgemeinen und individuellen Bestandsschutzes, bilden nach Rechtsprechung und herrschender Lehre auch die Guten Sitten eine Grenze der Kündigungsfreiheit. Der historische Abschnitt beleuchtet daher zunächst die Entwicklung des allgemeinen Kündigungsschutzes, sowie die Auseinandersetzung zur Normenkonkurrenz. Danach wird der umfassende Begriff der Sittenwidrigkeit einer näheren Betrachtung unterzogen. Auch Anregungen aus dem deutschen Arbeitsrecht werden in einem eigenen Kapitel beleuchtet.
Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt in der Frage, welche Anwendungsfälle Lücken im Kündigungsschutzrecht darstellen, die mit Hilfe der Guten-Sitten-Klausel zu schließen sind. Dazu werden die einzelnen Tatbestände des § 105 Abs 3 Z 1 lit a bis j ArbVG, sowie des § 17 GlBG genau betrachtet. Das Untersuchungsergebnis zeigt, dass ein Rückgriff auf die Generalklausel des ABGB vor allem dann in Betracht kommt, soweit sich das missbilligte Kündigungsmotiv ein verfassungsgesetzlich gewährleistetes Grundrecht verletzt. Insbesondere für Arbeitnehmer außerhalb des betriebsverfassungsrechtlichen Teils des ArbVG entfaltet die „Kernwirkung“ der Grundrechte durch verfassungskonforme Auslegung von Generalklauseln auch im Verhältnis zwischen Privaten mittelbar ihre Wirkung. Aber auch Fälle der Ausübung betriebsverfassungsrechtlicher Befugnisse können die Nichtigkeit der Arbeitgeberkündigung iSd § 879 ABGB nach sich ziehen. Zusammenfassend werden die erarbeiteten Anwendungsfälle werden in einzelne Fallgruppen gegliedert.
Zuletzt widmet sich die vorliegende Arbeit den Rechtsfolgen sittenwidriger Kündigungserklärungen. Anknüpfend an den Grad der relativen Nichtigkeit setzt sich die Dissertation mit der rechtsanalogen Anwendung des § 105 Abs 4 und 5 ArbVG hinsichtlich der Aufgriffsobliegenheit der Nichtigkeit, der dabei einzuhaltenden Fristen sowie der Beweismaßerleichterung auseinander. Den Schluss bildet die Auseinandersetzung mit der Frage schadenersatzrechtlicher Konsequenzen bei Verletzung von Persönlichkeitsrechten sowie der Menschenwürde durch ein sittenwidriges Kündigungsmotiv.
Abstract
(Englisch)
The present work deals with applications of the immoral termination apart within the meaning of § 879 Austrian Civil Code and the legal consequences linked to it. Unlike other termination types, such as the dismissal or early departure, the cancellation in the Austrian Labour Law is characterized by the creation of freedom. In addition to the statutory provisions of general and individual dismissals protection, even the good manners in accordance with § 879 Austrian Civil Code form a limit of termination freedom. The historical section therefore first exams the development of the general dismissal protection and the debate about the norm competition. After that, the comprehensive concept of moral standards closer consideration is subjected. Also suggestions from the German Labour Law are illuminated in a separate chapter.
The main focus of this work lays in the question which use cases represent gaps in employment protection legislation, to be concluded with the help of good-morals clause. For that purpose the individual facts of § 105 (3) Z 1 Labour constitution Act and § 17 Austrian Equal Treatment Act are subjected to close examination. The research result shows that the recourse to the general clause of the Civil Code will come into consideration, when a disapproved termination motif infringes constitutionally guaranteed fundamental rights. In particular, for workers outside the works constitution part of the Labour Constitution Act, the “core effect” of fundamental rights by constitutional interpretation of general clauses in the relationship between private, unfolds indirect effect. Even cases of exercise codetermination powers can pull the nullity of the employers notice as defined in § 879 Civil Code by itself. In summary, the developed applications are divided into individual groups of cases.
Last, the present work is devoted to the legal consequences of immoral notices. Building on the degree of relative nullity, the thesis sets with the right analog application of § 105 (4) and (5) apart Labour Constitution Act regarding the apprehension obligation, the nullity of the case deadlines and the onus of proof. The conclusion is the examination of the question of legal action for damages for breach of personal rights and human dignity through an immoral termination motif.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Labour Law Termination good-moral clause immoral notice applications legal consequences
Schlagwörter
(Deutsch)
Arbeitsrecht Kündigung Sittenwidrigkeit sittenwidrige Kündigung Anwendungsfälle Rechtsfolgen
Autor*innen
Martina Ploderer
Haupttitel (Deutsch)
Die sittenwidrige Kündigung als Grenze der Kündigungsfreiheit des Arbeitgebers
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
318 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Walter Schrammel ,
Harun Pacic
Klassifikation
86 Recht > 86.77 Arbeitsrecht: Sonstiges
AC Nummer
AC12101573
Utheses ID
29628
Studienkennzahl
UA | 783 | 101 | |