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Die Meeresüberfahrten in "Mai" und "Beaflor" als Rituale des Übergangs
Johannes Deibl
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Stephan Müller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.33450
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30089.61461.515464-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der mittelalterliche Versroman Mai und Beaflor beinhaltet vier beschriebene Meeresüberfahrten, die den Handlungsverlauf entscheidend prägen. Die vorliegende Arbeit wurde der Versuch unternommen, diese Form des räumlichen Figurenübergangs deskriptiv und analytisch anhand des Textes darzulegen. Die daraus gewonnenen Informationen sollten zur besseren Nachvollziehbarkeit der Struktur beitragen und interpretatorische Schlüsse erleichtern. Methodisch wurden die Meeresüberfahrten mithilfe zweier soziologischer Modelle des Ethnologen Victor Turner systematisiert und bewertet: Das Schema der Übergangsrituale beschreibt den rituell regulierten Übertritt von Individuen oder Gruppen in einen neuen sozialen Status oder ein berufliches Amt. Das Modell des sozialen Dramas schildert den systematischen Ablauf von Krisen- und Konfliktbildungen und deren rituelle oder gerichtliche Bewältigung. Die Meeresüberfahrten können über weite Strecken mit den beiden Modellen in Analogie gesetzt werden, wenngleich die Anknüpfungspunkte der jeweiligen Übertritte durchaus differieren. Grundsätzlich stellen die Seereisen keine klassischen Übergänge dar, die obligatorisch auf der Lebensleiste auftreten, sondern erweisen sich als anlassbezogen: In der Konstellation sozialer Dramen fungieren die Meeresüberfahrten als Bewältigungsstrategien, die auf die Wiederherstellung der Ordnung des jeweiligen Gemeinwesens abzielen. Der gegen Schluss des Textes verwirklichte dynastische Idealzustand (Kaiser und Kaiserin wiedervereint mit männlichem Nachwuchs) ist hart umkämpft und letztlich der Summe an rituellen Überfahrten geschuldet. Beaflors erneute Ankunft im vertrauten Rom hingegen ist symptomatisch dafür, dass der Text trotz vollzogener Übergänge eine nur marginale Figurenentwicklung zulässt. Der sakrale Impetus der Überfahrten untermauert deren Bedeutung für die Sinnkonstitution des Textes: In Analogie zur liminalen Phase des Übergangsmodells tritt während der Seereisen eine verstärkte Reflexion ein, die sich am Text in einer vollständigen Ausrichtung auf Gott realisiert. Gerade Beaflors passiver Habitus erweist sich in dieser Situation als unerschütterliches Gottvertrauen. In der zeitweiligen weltlichen Abkehr der Überfahrten manifestiert sich ein notwendiges Gegengewicht zu den profanen Pflichten der royalen Protagonisten.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Victor Turner Übergangsrituale Liminalität soziales Drama Mai und Beaflor Konversion
Autor*innen
Johannes Deibl
Haupttitel (Deutsch)
Die Meeresüberfahrten in "Mai" und "Beaflor" als Rituale des Übergangs
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
85 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Stephan Müller
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.97 Texte eines einzelnen Autors
AC Nummer
AC11758079
Utheses ID
29715
Studienkennzahl
UA | 066 | 818 | |
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