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Warsaw 1989 or Tehran 1979?
the consequences of the Arab Spring for the security of Israel and Israeli options in the Middle-East conflict
Georg Plattner
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Othmar Höll
DOI
10.25365/thesis.33606
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29694.58304.195259-6
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Revolutionen und Umbrüche, die in Folge des Arabischen Frühlings die Staaten
des Nahen Ostens und Nordafrikas nachhaltig veränderten und nach wie vor verändern,
haben auch große Auswirkungen auf die Sicherheitsarchitektur der Region. Die
vorliegende Masterarbeit befasst sich mit den Auswirkungen des Arabischen Frühlings
auf die Sicherheit Israels im regionalen System. Der jüdische Staat nimmt in
diesem eine Sonderstellung ein, die es in spezieller Form von solchen tief greifenden
Umbrüchen betroffen macht. Zunächst wird dieses System und die Parameter, die in
diesem in Bezug auf Israel vorherrschen, kurz dargestellt. Das regionale System, das
gekennzeichnet war durch Autokratien und eine für Israel stabile regionale Machtkonstellation,
wurde durch die Aufstände nachhaltig erschüttert und verändert.
Anhand dreier Länderbeispiele werden diese Veränderungen dargestellt und der
Frage nachgegangen, wie sich der Arabische Frühling auf die nationale Sicherheit
und das Bedrohungsgefühl Israels ausgewirkt hat. Das Beispiel Ägypten zeigt, wie
eines der zwei Länder, mit denen der jüdische Staat nach Jahrzehnten des Kriegszustandes
einen Friedensvertrag unterzeichnen konnte, durch die Revolution im Jahr
2011 und die Auseinandersetzungen um Macht und Einfluss in der Folge für Israel
immer mehr zu einem Unsicherheitsfaktor wurde. Syrien, als einer der Nachbarstaaten
Israels, die dem jüdischen Staat feindlich gesinnt sind und wichtigster
Verbündeter der Islamischen Republik Iran, ist durch den Bürgerkrieg nachhaltig
destabilisiert und steht an der Kippe zum gescheiterten Staat. Die einst sicherste
Grenze Israels wurde somit zu einer „heißen“ Grenze. Die Jihadisten, die den Bürgerkrieg
zu einem interkonfessionellen Kampfgebiet zwischen Sunniten und Schiiten
machten, bedeuten für Israel eine massive Sicherheitsbedrohung. Denn allen jihadistischen
Bewegungen ist gemein, dass ihr langfristiges Ziel die „Befreiung Jerusalems“
ist. Das dritte Beispiel, der Libanon, zeigt eindrücklich, wie nationale Befreiungsbewegungen
regionale Auswirkungen haben können. Die schiitische Hezbollah-Miliz
hat sich aktiv am syrischen Bürgerkrieg auf Seite des Assad-Regimes beteiligt. Gleichzeitig
ist der Kampf gegen Israel eine der zentralen Aufgaben für die Gruppierung.
Ihr Kampf gegen die sunnitischen Aufständischen in Syrien führte dazu, dass ihre
Kämpfer von den syrischen Streitkräften aufgerüstet wurden und kampferprobt in
den Libanon zurückkehren, wo sie für Israel zum Sicherheitsproblem werden.
Der Arabische Frühling hatte außerdem auch Auswirkungen auf den Israelisch-Palästinensischen
Konflikt, wenngleich Palästina nicht direkt von den Umbrüchen
betroffen war. Speziell die israelfeindliche Hamas konnte im ersten Jahr nach der
Revolution hoffen, massiv von den Umbrüchen zu profitieren. In Ägypten kam die
Mutterorganisation der Hamas, die Muslimbruderschaft, an die Macht, und das
Sicherheitsvakuum auf der Sinai-Halbinsel konnte von der Hamas für seine Waffenbeschaffungen
genutzt werden. Doch die Volksbewegungen zeigten der zerstrittenen
palästinensischen politischen Führung (Hamas und Fatah) auch, dass auch ihnen der
Druck der Straße gefährlich werden könnte. Die Einigung zwischen den beiden ist in
diesem Licht zu sehen. Doch eine geeinte palästinensische Führung bedeutet für
Israel eine sicherheitspolitische Veränderung. Eine Beteiligung der dezidiert israelfeindlichen
Hamas an einer Palästinenserregierung ist für Israel nicht hinnehmbar.
Doch der Arabische Frühling hat auch Auswirkungen auf die israelischen Handlungsoptionen
gegenüber Palästina. Denn vor den Revolutionen konnte sich Israel sicher
sein, dass seine Reaktionen auf den Raketenbeschuss aus Gaza zwar in der arabischen
Welt kritisiert werden, aber kaum etwas dagegen unternommen wird. Denn die
Autokraten, die in der Nachbarschaft regierten, konnten es sich aus verschiedenen
Gründen nicht leisten, aktiv gegen Israel vorzugehen. Sie mussten sich auch nicht um
die öffentliche Meinung kümmern, die vielfach ein härteres Vorgehen gefordert hätte.
Doch nun sind diese Autokraten geschwächt oder nicht mehr an der Macht, und für
Israel ergibt sich nun eine völlig neue Situation: Plötzlich muss es die regionalen
Akteure stärker in seiner Palästina-Politik berücksichtigen und findet keine
bekannten Machtstrukturen mehr vor.
Der Arabische Frühling hat das regionale System des Nahen Ostens nachhaltig verändert
und einen Machtkampf um regionale Hegemonie mit religiösem Furor entfacht.
Israel verlor durch die Revolutionen und den Bürgerkrieg in Syrien eine Ordnung, in
der es sich ein gewisses Maß an Sicherheit und Vorhersehbarkeit geschaffen hatte.
Die Entmachtung der alten Ordnung und die Anarchie, die nun in der Region
vorherrscht, haben dem jüdischen Staat viel an Handlungsspielraum genommen und
seine Position innerhalb des Systems geschwächt.
Abstract
(Englisch)
The revolutions and upheavals, which lastingly changed the nations of the Middle
East and North Africa in the wake of the Arab Spring, do have a huge impact on the
security architecture of the region. This master thesis is concerned with the
consequences of the Arab Spring on the security of Israel in the regional system. The
Jewish State has a special status in this system, which makes it distinctively affected
by these pervasive changes. Therefore, the system and parameters that are dominating
in respect to Israel, get briefly analysed. The regional system ante Arab Spring
was characterized by autocracies and a power constellation that meant stability for
Israel, now all of this has changed dramatically. The thesis will use three countries as
examples on how these changes happened and affected Israel and its national
security and threat perception. The case of Egypt shows how one of the two nations,
with which Israel had agreed on a peace treaty after decades of war, increasingly
became a security risk for the Jewish nation after the toppling of the old autocrat in
2011. In Syria, one of Israel's enemy nations and closest ally of the Islamic Republic
of Iran, the uprising has escalated into a civil war, and is on the brink of becoming a
failed state. The once safest border Israel had is becoming an increasingly “hot”
border. The Jihadists that turned the civil war into an sectarian battlefield between
Sunna and Shia are a massive threat to Israel's security. Because all Jihadist movements
share the ultimate goal of the “liberation of Jerusalem”. The third example,
Lebanon, shows how national liberation movements can have a regional impact. The
Shiite Hezbollah-militia has actively joined the fighting in Syria alongside the ruling
Assad-regime. At the same time, the fight against Israel is still a central agenda for
the group. Its war against the Sunni rebels in Syria made it possible for them arm
themselves from Syrian stocks and gain experience on the battlefield. As soon as they
return to Lebanon, they will become a security problem for Israel.
The Arab Spring had implications for the Israeli-Palestinian conflict as well, although
Palestine was not directly affected by the upheavals. Especially the anti-Israeli Hamas
had high hopes for the uprisings in their first year. In Egypt, the Muslim Brotherhood,
the mother-organisation of Hamas, came to power; the security vacuum on the
Sinai peninsula made it possible for the organisation to smuggle weapons into Gaza.
But the people's movements also showed to the quarrelling Palestinian leadership
(Hamas and Fatah), that the pressure from the streets could become a danger for
them as well. The agreement between the two factions can be seen in this light. But a
unified Palestinian leadership is a radical change on the security level for Israel. A
unified leadership means unified positions and a stronger voice on the international
stage. And a unity government with Hamas-involvement is unacceptable for the
Jewish nation. The Arab Spring also had direct consequences for the Israeli option for
action towards Palestine. Before the revolutions, Israel could be sure that its reactions
on the rocket fire from Gaza would certainly be criticized by the Arab world, but
that no one would take action against Israel. The autocrats that ruled the neighbouring
countries could not afford open conflict with Israel for various reasons.
Furthermore, they did not need to give in to public sentiment, which often demanded
a more aggressive stand on the matter of Israel and Palestine. But now, these autocrats
are weakened or toppled, and for Israel, a new situation has emerged: there are
now several other actors that have to be considered in its policy towards Palestine.
And the old power structures in the region are gone.
The Arab Spring has changed the regional system in the Middle East dramatically and
incited a struggle for regional hegemony with religious rage. With the revolutions,
Israel lost an order that guaranteed a certain form of security and predictability for
the Jewish nation. The fall from power of the old order and the anarchy that is now
dominating the region has shrunk the Israeli room for manoeuvre considerably and
weakened its position in the regional system.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Arab Spring Arab Awakening Israel Anti-Semitism Middle East Palestine Israeli-Palestinian Conflict Security Studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Arabischer Frühling Arabisches Erwachen Israel Naher Osten Israel-Palästina-Konflikt Antisemitismus Sicherheitspolitik
Autor*innen
Georg Plattner
Haupttitel (Englisch)
Warsaw 1989 or Tehran 1979?
Hauptuntertitel (Englisch)
the consequences of the Arab Spring for the security of Israel and Israeli options in the Middle-East conflict
Paralleltitel (Deutsch)
Warschau 1989 oder Teheran 1979? ; die Konsequenzen des Arabischen Frühlings für die Sicherheit Israels und die Israelischen Optionen im Nahostkonflikt
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
128 S.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Othmar Höll
Klassifikationen
89 Politologie > 89.70 Internationale Beziehungen: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.75 Internationale Konflikte: Allgemeines ,
89 Politologie > 89.76 Friedensforschung, Konfliktforschung ,
89 Politologie > 89.79 Internationale Konflikte: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.90 Außenpolitik, Internationale Politik ,
89 Politologie > 89.94 Internationale Beziehungen: Sonstiges
AC Nummer
AC12050597
Utheses ID
29848
Studienkennzahl
UA | 066 | 824 | |