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Herz-Jesu-Verehrung
Religion, Rituale und Symbole
Gertrude Friedrichkeit
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Konrad Köstlin
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.408
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30156.23052.958366-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Diplomarbeit beruht auf einem Feldforschungsprojekt mit begleitender Beob-achtung und Interviews mit Mitgliedern so genannter Herz-Jesu-Familien in der burgenländischen Gemeinde N. In diesem geographisch eng umschriebenen Feld sollte untersucht werden, ob und inwieweit die aus der Volkskunde bekannten Ritual- und Symboltheorien in der Empirie zutreffen. Herz-Jesu-Familien gibt es derzeit in 44 Ländern weltweit, seit 1984 auch in Österreich. Sie bestehen aus je 14 Mitgliedern, die sich unter Leitung eines „Apostels“ verpflichten, 3x im Jahr eine Novene zum Hl. Herzen Jesu zu beten. Nach einem summarischen Überblick über die vorhandene Literatur bringt die Arbeit eine geraffte Geschichte der Herz-Jesu-Verehrung seit dem Mittelalter. Es folgen eine Kurzdarstellung der hauptsächlichsten Ritual- und Symboltheorien (V. Turner, M. Douglas, P. Bourdieu, G. Korff, H.-G. Soeffner, B.J. Warneken) sowie die zusammenfassende Wiedergabe einer Kritik aus psychologischer Sicht an der als Ritual-„Vandalismus“ empfundenen Liturgiereform des 2. Vati-kanischen Konzils einerseits und der offiziellen Haltung des Vatikans zur Volksfrömmigkeit andererseits. Die ausführlichen Interviews zeigen ein breites Spektrum von verwendeten Symbolen und geübten Ritualen. Sie reichen von Kerzen- und Weihrauch-Mystik, gemeinsamem Rosenkranzgebet und Novenen usw. über das alle Sinne ansprechende Schauspiel prunkvoller „charismatischer“ Messen bis hin zu transzendentalen Erfahrungen in Geruchs- und Gesichts-Visionen und zur Weihe an das Herz Jesu, von Übergangsriten und liminalen Schwellenphasen, den Habitus kennzeichnenden „Kundgebungssystemen“ hin zu zahlreichen anderen symbolischen Verdichtungen wie demütig kniende Gebetshaltung, schützende Kreuzzeichen und Segensgesten usw. Die Mitglieder der Herz-Jesu-Familien bevorzugen bewährte, überkommene, auf Gefühle und Empfindungen gegründete und durch Jahrhunderte unverändert tradierte „vorkonziliare“ Formen kirchlicher Rituale. Darüber hinaus befasst sich die Arbeit mit gender-Aspekten und geht dabei angesichts der überproportional hohen weiblichen Mitgliedschaft in den Herz-Jesu-Familien der Frage nach einer besonderen Religiosität und Empfänglichkeit für Rituale bei Frauen nach. Als Fazit bewahrheitete sich für den Frömmigkeitsbereich der Herz-Jesu-Verehrung und insbesondere der Herz-Jesu-Familie die enge traditionelle Verbundenheit mit der Übung von seit altersher überkommenen Ritualen. Die Herz-Jesu-Verehrung ist nur ein Teilbereich der Volksfrömmigkeit und kann daher keine allgemein gültige Aussage über die weitere Entwicklung der Ritualfreudigkeit in der katholischen Kirche bieten. Was den engeren Bereich der Herz-Jesu-Verehrung betrifft, kann aber die große Bedeutung und breite Verwendung von Ritualen und Symbolen für den Kult festgehalten werden. Gerade im weiblichen Bereich zeigen sich Bereitschaft und Interesse an wachsender Ritualität. Die anfängliche Erwartungshaltung einer möglicherweise magisch und rituell besonders geprägten Gemeinschaft wurde durch die Untersuchung nicht bestätigt. Die Herz-Jesu-Familien sind eine kleine, zahlenmäßig wenig bedeutende Gruppierung im Rahmen der katholischen Kirche, die – anders als etwa die Legio Mariae – über keine straffe Organisation, hierarchische Struktur oder gezielte Öffentlichkeitsarbeit verfügt. Sie deckt aber einen Nischenbereich privat geübter Frömmigkeit von Gläubigen ab, die ein Bedürfnis nach ritueller Versenkung, Stille und Selbstvergewisserung im Schutz einer transzendenten, überweltlichen Macht haben.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Religion Rituale Symbole
Autor*innen
Gertrude Friedrichkeit
Haupttitel (Deutsch)
Herz-Jesu-Verehrung
Hauptuntertitel (Deutsch)
Religion, Rituale und Symbole
Publikationsjahr
2007
Umfangsangabe
129 Bl. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Konrad Köstlin
Klassifikation
73 Ethnologie > 73.00 Ethnologie: Allgemeines
AC Nummer
AC06605861
Utheses ID
299
Studienkennzahl
UA | 308 | | |
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