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Auswirkungen von vorschulischen Übungen im Kindergarten auf die Leistung und Leistungsmotivation in der Grundschule
Daniela Ausserhofer
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Brigitte Rollett
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.33741
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29495.61875.826260-5
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ziel dieser Studie war es herauszufinden, inwiefern sich Übungen und Aufgaben, welche im Vorschulalter im Kindergarten den Kindern angeboten werden, auf die Leistungs- und Anstrengungsvermeidungsmotivation der Kinder in der Grundschule auswirken. Weiters sollte untersucht werden, wie sich die familiären Bedingungen, wie Geschwister, Beruf der Eltern und Beschäftigung der Eltern mit den Kindern, auf diese beiden Konstrukte auswirken bzw. welchen Einfluss sie haben. Ebenso wurde die Beurteilung des Lehrers und das Arbeits- und Kontaktverhalten des Kindes in der Schule erhoben und deren Zusammenhänge bezüglich der Leistungs- und Anstrengungsvermeidungsmotivation untersucht. Anstrengungsvermeidungsmotivation ist ein Konstrukt, welches das Konstrukt der Leistungsmotivation erweitert. Das Leistungsmotiv besteht aus zwei Teilen: zum einen gibt es die „Hoffnung auf Erfolg“, zum anderen die „Furcht vor Misserfolg“. Sind Menschen erfolgsmotiviert, suchen sie Aufgaben auf, dessen Lösung ihnen ein Gefühl von Zufriedenheit, Glück und Freude vermittelt. Erfolgsmotivierte können ihre Fähigkeit, Aufgaben zu lösen, meist genau einschätzen. Die Aufgaben, welche sich erfolgsmotivierte Personen aussuchen, sind weder zu leicht noch zu schwer, sie sind mittelschwer. Im Gegensatz dazu versuchen misserfolgsmotivierte Personen solche Situationen zu vermeiden, sie vermeiden leistungsbezogene Situationen. Sie wollen dem Gefühl der Beschämtheit und der Niederlage aus dem Weg gehen. Ihnen gelingt es nicht so gut wie den Erfolgsmotivierten die Aufgaben ihren Fähigkeiten entsprechend auszuwählen. Diese Aufgaben sind dann meist zu schwer oder zu leicht. Rollett und Bartram (1977) fanden heraus, dass neben den beiden Motiven der Leistungsmotivation, nämlich dem Erfolgsmotiv und dem Misserfolgsmotiv, auch das Anstrengungsvermeidungsmotiv existiert. Ziel der Anstrengungsvermeidung ist es, durch „aktives Einsetzen von Vermeidungsstrategien Anforderungen der sozialen Umwelt“ auszustellen. Somit entwickeln anstrengungsvermeidungsmotivierte Kinder Strategien, um Leistungsanforderungen aus dem Weg zu gehen. Zu Beginn dieses Kapitels wurden die Ziele dieser Studie beschrieben. Um die Studie durchführen zu können, wurden 185 Kinder aus verschiedenen Grundschulen in Südtirol (Italien) als Stichprobe herangezogen. Zuerst wurde die Genehmigung von den verschiedenen Anlaufstellen eingeholt (Direktoren der Grundschulen und Kindergärten, Lehrpersonen, Kindergartenpädagoginnen und Eltern). Anschließend wurde im Februar 2012 mit der Datenerhebung begonnen. Die Kinder wurden mit dem Bild-AVT von Rollett B. und Ambros R. (1984) getestet. Die Eltern wurden gebeten einen Elternfragebogen auszufüllen, welcher Informationen bezüglich der familiären Situation liefern sollte: Berufe der Eltern, ob und wie viele Geschwister die Kinder haben, wie und wann die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen, wie viel sie sich mit den Kindern beschäftigen und noch viele andere mehr. Die Informationen die aus dem Elternfragebogen gewonnen werden konnten wurden unter dem Begriff „häusliche Anregungs- und Leistungsdruckkomponenten“ zusammengefasst. Die Lehrer wurden gebeten, anhand eines Fragebogens zum einen die Leistung der Kinder zu beurteilen und zum anderen deren Arbeits- und Kontaktverhalten in der Schule zu beschreiben. Die Kindergartenpädagoginnen wurden gebeten anhand eines Fragebogens die Situation im Kindergarten zu beschreiben, als die untersuchten Kinder das Vorschuljahr im Kindergarten absolvierten. Vor allem ging es um eine Beschreibung des Jahresprogramms für die einzuschulenden Kinder und die Arbeitsmaterialien welche verwendet wurden. Weiters wie groß die Gruppen waren, wie gut es ihnen gelang die Kinder zu motivieren, die Lernerfolge und noch viele andere mehr. Die statistische Auswertung der Daten wurde mit dem SPSS Version 20.0 gemacht. Die Stichprobe wurde für die Anstrengungsvermeidung in zwei Gruppen aufgeteilt: Nichtvermeider und Anstrengungsvermeider. Für den Pflichteifer wurden drei Gruppen gebildet: die Gruppe der nicht pflichteifrigen Kinder (untere 25%), die Gruppe der pflichteifrigen Kinder (mittlere 50%) und die Gruppe der überdurchschnittlich pflichteifrigen Kinder (obere 25%). Geschlechtsunterschiede, welche in der Literatur gefunden wurden, nämlich dass Jungen eher zur Anstrengungsvermeidung neigen als Mädchen (Gasser 1990), konnten in dieser Studie nicht gefunden werden (kein signifikanter Unterschied). Tendenziell erreichen Jungen jedoch die höheren Werte. Bezüglich der Bearbeitungszeit des Bild-AVT konnte ein signifikanter Unterschied zwischen nicht pflichteifrigen, pflichteifrigen und überdurchschnittlich pflichteifrigen Kindern gefunden werden. Nicht pflichteifrige Kinder brauchten mehr Zeit, als Kinder aus den beiden anderen Gruppen, den Bild-AVT zu bearbeiten. Im Zusammenhang mit dem sozialen Status der Familie (Berufe der Eltern), den Geschwistern und den häuslichen Anregungs- und Leistungsdruckkomponenten konnten folgende Ergebnisse gefunden werden: Wie auch bei Gasser (1990) konnten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen den Berufen (Branchen und Positionen) der Eltern und den Anstrengungsvermeidungstendenzen und der Ausprägung des Pflichteifers der Kinder gefunden werden. Ein signifikanter Unterschied wurde in Bezug auf die Beschäftigungszeit der Eltern mit ihren Kindern gefunden. Je weniger sich die Mutter mit den Kindern beschäftigt, desto niedriger sind die Werte auf der Anstrengungsvermeidungsskala, je weniger sich der Vater mit dem Kind beschäftigt, desto höher sind die Pflichteiferwerte. Zuviel Beschäftigung mit dem Vater ist allem Anschein nach ungünstig für die Entwicklung des Pflichteifers. In Hinblick auf die Schule, kann gesagt werden, dass sich Anstrengungsvermeider in Bezug auf phonologische Schwächen, Rhythmik und graphomotorische Schwächen nicht signifikant von Nichtvermeidern unterscheiden. Ein Unterschied konnte jedoch zwischen den Gruppen des Pflichteifers gefunden werden. Nicht pflichteifrige Kinder werden von ihren Lehrpersonen signifikant schlechter beurteilt als pflichteifrige oder überdurchschnittlich pflichteifrige Kinder. Sie werden in Bezug auf das Lesen und Schreiben, aufgrund ihrer Schrift und Rhythmik schlechter beurteilt. Bezüglich ihres Arbeits- und Kontaktverhaltens konnten signifikante Unterschiede festgestellt werden. Anstrengungsvermeider werden von ihren Lehrpersonen als unruhig und zappelig beschrieben, Nichtvermeider als eher gehemmt und schüchtern. Im Gegensatz dazu konnten für nicht pflichteifrige und pflichteifrige Kinder folgende signifikanten Unterschiede gefunden werden. Sie unterscheiden sich bezüglich ihrer Aufmerksamkeit, ihrer Ausdauer, ihrer Arbeitsgenauigkeit, ihres Antriebes und ihrer Lautbildung. Nicht pflichteifrige Kinder werden von ihren Lehrpersonen als eher oberflächlich in Bezug auf ihre Arbeitsgenauigkeit und als antriebsschwach bzw. träge in Bezug auf ihren Antrieb beschrieben. Weiters geben die Lehrer an, dass nicht pflichteifrige Kinder undeutlich sprechen und ihre Feinmotorik unkoordiniert und zittrig ist. Sie werden ebenso als leicht ablenkbar und schnell ermüdend beschrieben. Ein weiteres signifikantes Ergebnis (α˂.1) konnte in Bezug auf Faktor 1 „Aspekte der Anstrengungsvermeidung“ des LAKV gefunden werden. Nicht pflichteifrige Kinder werden von ihren Lehrern als lustlos, desinteressiert, langsam und leicht ablenkbar beschrieben. Bezüglich des Programms im Kindergarten und den verwendeten Materialien konnten keine signifikanten Unterschiede gefunden und die Ergebnisse von Gasser (1990) nicht repliziert werden. Dies wird damit begründet, dass das Vorschulprogramm in Südtirols Kindergärten ganz ein anderes ist als in den Kindergärten von Gassers Studie. Es wird sehr viel Wert auf Abwechslung und Ganzheitlichkeit gelegt, Arbeitsblätter werden nur wenige verwendet.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Anstrengungsvermeidung Kindergarten Grundschule Leistungsmotivation
Autor*innen
Daniela Ausserhofer
Haupttitel (Deutsch)
Auswirkungen von vorschulischen Übungen im Kindergarten auf die Leistung und Leistungsmotivation in der Grundschule
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
148 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Rollett
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.45 Motivationspsychologie ,
77 Psychologie > 77.59 Entwicklungspsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC12019922
Utheses ID
29964
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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