Detailansicht

Das Konzept der "wasaṭiyya" im islamischen "fiqh"
Hesham El-Gouhary
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Rüdiger Lohlker
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.33758
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29853.42655.199669-8
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Wasaṭiyya im islamischen fiqh Heute unterscheidet man in der islamischen Rechtslehre im Wesentlichen drei Denkschulen: Die neuen Ẓāhirīten, die dem äußeren Wortlaut des Offenbarungstextes verhaftet sind, ohne auf die dahinter stehenden Absichten und Ziele der šarīʿa zu achten, die muʿaṭṭila al-ğudud, die den Zielen absoluten Vorrang vor dem Offenbarungstext gibt und die wasaṭiyya, den Weg der Mitte, der Thema dieser Arbeit ist und der die Verbindlichkeit der Offenbarungstexte mit den Zielen der šarīʿa und dem jeweils gegebenen Kontext zu verbinden sucht, um so richtige Normen abzuleiten. Angesichts wachsender muslimischer Minderheiten in den westlichen, mehrheitlich nicht-muslimischen Ländern und der sich für sie eröffnenden neuen Fragen an das islamische Recht wird gezeigt, dass der fiqh einen Weg zwischen den beiden extremen Haltungen - der Abkapselung von der Mehrheitsgesellschaft einerseits und der Assimilierung andererseits - ermöglicht und der muslimischen Minderheit hilft, bei gleichzeitiger Wahrung und Festigung ihrer islamischen Identität, sich bewusst in die Gesellschaft zu integrieren. Anhand von Beispielen der Urteilsfindung des Propheten und seiner Gefährten zeigt der Autor, dass das islamische Denken seit jeher die jeweiligen örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten ebenso berücksichtigte, wie die allgemeinen Ziele der šarīʿa an sich. Ziel der wasaṭiyya-Schule ist es darum nicht, eine neue Rechtslehre zu schaffen, sondern die vorhandenen Möglichkeiten und Instrumente der islamischen Rechtslehre neu zu beleben, um Fragen der Gegenwart zu beantworten. Diskutiert wird nicht nur das Problem der reinen Textbezogenheit unter Außerachtlassung des jeweiligen Kontextes einerseits und der reinen Bezugnahme auf den Kontext und der dabei erfolgenden Anpassung der Offenbarungstexte an denselben andererseits, sondern es werden auch traditionelle Konzepte, wie jenes des öffentlichen Interesses, maṣlaḥa, und der ḍarūra, Notwendigkeit, die Ziele und Absichten der šarīʿa an sich und die unterschiedlichen Positionen, die es dazu gibt, dargestellt. Bekanntester Vertreter der Denkschule der wasaṭiyya ist der ägyptische Gelehrte Yūsuf al-Qaraḍāwī, der die Rolle der wasaṭiyya nicht nur in Hinblick auf die muslimischen Minderheiten betont. Das Prinzip der wasaṭiyya soll darüber hinaus auch helfen, einen Ausgleich der Gegensätze auf internationaler Ebene herzustellen und eine globale muslimische Autorität in Form der 2004 gegründeten Islamic Association of Muslim Scholars (IAMS) aufzubauen, die sich um eine Vernetzung muslimischer Gelehrter verschiedener Glaubensrichtungen aus aller Welt bemüht. 295 Abschließend werden beispielhafte, die Minderheitensituation der Muslime im Westen berücksichtigende fatāwā angeführt.
Abstract
(Englisch)
Wasaṭiyya in Islamic fiqh Today there are three main schools of Islamic fiqh: The new ẓāhiriyya that concentrates on the text of the revelation ignoring its aims and intentions, the muʿaṭṭila al-ğudud that places the aims and intentions in the foreground leaving aside the text and the wasaṭiyya – the middle path – that this work deals with and that tries to strike the right balance between the extremes and to combine the obligations of revelation with the aims of šarīʿa and given circumstances. It opens a way to deal with the daily problems that arise for millions of Muslim individuals living in the West from within the framework of Islamic jurisprudence and at the same time helps to maintain and straighten their Islamic identity. Referring to examples of decision making by the prophet himself and his companions the author shows that Islamic thought has always been taking into account conditions of time and place as well as the aims of šarīʿa. The goal is to reform legal theory in a manner that successfully synthesizes the basic religious values of Islam with substantive law able to address the needs of a modern changing society. Therefore wasaṭiyya does not intend to promote a new Islamic legal order, but to make use of the possibilities and methods of traditional Islamic fiqh, like iğtihād, the right of a learned scholar to make rulings, not only on the basis of precedents, but also on his own understanding of the texts. This work also defines the traditional concepts of maṣlaḥa (public welfare) und ḍarūra (necessity) and discusses the main aims of šarīʿa and the positions hold towards it by the different schools. A leading figure of the wasaṭiyya is the Egyptian scholar Yūsuf al-Qaraḍāwī who stresses the importance of this concept not only in deriving legal rules for Muslim minorities, known as fiqh al-aqalliyyāt, but also in promoting unity and international cooperation between scholars of different schools of thought throughout the world. This is also the aim of the 2004 founded Islamic Association of Muslim Scholars (IAMS). The author also gives examples of fatāwā addressing Muslim minorities. So this work points out the flexibility of Islamic legal thought in theory and praxis, giving examples from the Sunna of the prophet and from our days.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Wasaṭiyya in Islamic fiqh
Schlagwörter
(Deutsch)
Wasaṭiyya im islamischen fiqh
Autor*innen
Hesham El-Gouhary
Haupttitel (Deutsch)
Das Konzept der "wasaṭiyya" im islamischen "fiqh"
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
307 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Rüdiger Lohlker ,
Richard Potz
Klassifikation
11 Theologie > 11.80 Islam: Allgemeines
AC Nummer
AC11998787
Utheses ID
29975
Studienkennzahl
UA | 092 | 385 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1