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Investigativer Journalismus im Fernsehen
am Beispiel ORF
Isabella Langecker
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Friedrich Hausjell
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DOI
10.25365/thesis.34029
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30497.50066.981361-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Zentrum steht der investigative Journalismus als Sonderform des Journalismus. Beim investigativen Journalismus geht es darum, Hintergründe zu beleuchten oder Missstände aufzuzeigen. (vgl. Haller 2004, 124) Dem investigativen Journalisten, wird eine aktive Rolle zugeschrieben, die Themen sind von gesellschaftlicher Relevanz und die Recherche erfolgt- anders als beim Informationsjournalismus oftmals gegen Widerstände oder Barrieren. (vgl. Cario 2006:27) Der investigative Journalismus wird zumeist mit dem Printjournalismus in Verbindung gebracht. Viele investigative Berichte werden in Magazinen oder Zeitungen veröffentlicht. Das Feld des investigativen Journalismus im Fernsehen ist allerdings bislang weitgehend unerforscht. Vorhandene empirische Befunde spezialisieren sich auf den investigativen Journalismus in Printmedien oder auf die Akteure, die diese Sonderform des Journalismus betreiben. Nur wenige Studien beziehen den Aspekt des Fernsehjournalismus und die daraus resultierenden Rahmenbedingungen mit ein. In der vorliegenden Arbeit steht daher der investigative Journalismus mit dem Fokus „Fernsehen“, im Mittelpunkt. Da sich der investigative Journalismus als Sonderform des Journalismus nicht zu einer konkreten Theorie zuordnen lässt, wurde in der vorliegenden Arbeit ein Geflecht aus mehreren Theorieaspekten geknüpft. Es werden systemtheoretische- und kulturtheoretische Theorien in Bezug zum investigativen Fernsehjournalismus aufgestellt. Die Systemtheorie soll das Mediensystem und die Gesellschaft als soziales System begreifen. Die Massenmedien, wie auch das Fernsehen, sollen als System aufgefasst werden, in dem der Journalismus einen Teilbereich ausmacht. Die Massenmedien, dienen wiederum dem System der sozialen Gesellschaft, sich zu informieren. Um auch die Ebene der Akteure, in diesem Fall der investigativ arbeitenden Journalisten näher betrachten zu können, werden die systemtheoretischen Befunde mit Ansätzen aus der Kulturtheorie verbunden. Die kulturtheoretische Forschung richtet sich hier speziell auf Phänomene, wie das kommunikative Handeln und die individuellen Akteure. (vgl. Löffelholz/Quandt/Thomas 2004:259) Die Theorie des kommunikativen Handelns versucht Handlungen, die auf die Verständigung untereinander abzielen zu beschreiben. Dazu bedarf es der gleichen Vorstellung von Normen und Werte zwischen den Kommunikationspartnern. In Bezug auf den Fernsehjournalismus, wird speziell auf die Theorie „Zeigen als kommunikatives Mittel“ eingegangen, bei dem die kommunikative Verständigung mittels Text und Bild verstärkt im Mittelpunkt steht. (vgl. Muckenhaupt 1986:159) Um den Journalisten als Akteur hervorzuheben, wird in der vorliegenden Arbeit zusätzlich auf einige Aspekte des „Cultural Studies“-Ansatzes eingegangen. Der investigative Journalist gilt als Akteur mit spezifischer Eigenleistung, welche unter anderem auch als „Aushängeschild“ einer gesamten Redaktion fungieren kann. Dies ist am Beispiel des investigativen Journalisten Günther Wallraff ersichtlich. Um den Bogen zwischen dem Journalismus als System und dem Akteur schließen zu können, wird abschließend auf die eher unbekannte Theorie von Helmut F. Spinner eingegangen. Dieser beschreibt einen Journalismus der „intuitiv, listig und somit findig verfügbares Wissen jagt“ (Haas 1999:97) Durch die Verbindung der gründlichen Hintergrundrecherche, die für den investigativen Journalismus typisch ist, lässt sich eine Brücke zur Wissenschaft schlagen, in welcher das Recherchieren und auch die Methode der Beobachtung wichtige Herangehensweisen zur Problemlösung sind. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Aufgaben, Funktionen, die Arbeitsweisen, die Grenzen sowie die Zukunftschancen des investigativen Fernsehjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk umfassend darzustellen. Nach einer eingehenden Literaturanalyse ergab sich folgendes Fragenbündel: Welche Aufgaben- und Funktionen erfüllt der investigative Fernsehjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Diese Frage soll klären, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk ein investigatives Medium ist, welche Aufgaben- und Funktionen dieser erfüllt, welchen Stellenwert die investigative Recherche beim ORF hat und in wie fern das „Aufdecken von Missständen“ unter die Informationspflicht der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten fällt. Wie funktioniert investigativer Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Die zweite Forschungsfrage soll klären, worin die besondere Leistung des investigativen Fernsehjournalismus besteht, welche Ausgangspunkte einer Recherche es gibt, mit welchen Methoden investigativ recherchiert wird und welchen Stellenwert die verdeckte Recherche in diesem Zusammenhang hat. Wo liegen die Grenzen des investigativen Fernsehjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Mittels dieser Forschungsfrage soll ermittelt werden, wo die rechtlichen, die ethischen und die ökonomischen Grenzen des investigativen Fernsehjournalismus, speziell beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk liegen. Die Grenzen sollen unter anderem durch die spezielle Methode der versteckten Kamera betrachtet werden. Welche Chancen hat der investigative Fernsehjournalismus (im ORF bzw. in der ARD) in der Zukunft? Verbesserungs- oder Veränderungsvorschläge aus Sicht der Experten sollen eingearbeitet und mit der Theorie in Bezug gebracht werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Frage nach der Etablierung einer eigenen investigativen Redaktion beim ORF, wie dies bei der WRD bereits gängige Praxis ist. Die ersten empirischen Erkenntnisse wurden aus einer ausführlichen Literaturrecherche zum Thema gezogen. Um diese weitreichend ergänzen zu können, kam die Methode des qualitativen Experteninterviews zum Einsatz. Es wurden acht Experten zum Thema befragt. Die Auswahl der Experten erfolgte nach den drei Dimensionen: redaktionelle Perspektive, rechtliche Perspektive und ethische Perspektive. Diese drei Dimensionen zogen sich, wie ein roter Faden, durch den gesamten Verlauf der vorliegenden Arbeit. Die Fachkenntnis der Experten aus ihrem jeweiligen Gebiet wurde mit den theoretischen Befunden aus der Literaturrecherche verbunden, um die in der Einleitung gestellten Forschungsfragen ausführlich beantworten zu können. Um die investigative Arbeit des ORF besser vergleichen zu können, wurde sowohl in der Literatur- als auch bei den Experteninterviews auf einen Vergleich zwischen ORF und der deutschen Sendeanstalt, „Das Erste“ geachtet. Es konnte gezeigt werden, dass viele verschiedene Redaktionen des ORF investigativ arbeiten. Dies geschieht mit den verschiedensten Recherchemethoden der journalistischen Praxis. Die versteckte Kamera wird nur mehr in seltenen Fällen verwendet und dient eher als Dokumentationsmittel, anstatt als Rechercheinstrument. Grund für die Veränderungen der Recherchemethoden des investigativen Journalismus im Fernsehen, sind die rechtlichen, die ethischen aber vorwiegend auch die ökonomischen Rahmenbedingungen von öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Es konnte gezeigt werden, dass die rechtlichen- als auch die ethischen Rahmenbedingungen weniger Einfluss auf die investigative Berichterstattung im Fernsehen ausüben, als dies ökonomische Rahmenbedingungen tun. Die prekären Arbeitsverhältnisse, das Naheverhältnis des ORF zur heimischen Politik und die finanzielle Ausgestaltung des ORF üben einen starken Druck auf Sendungsverantwortliche und die Journalisten aus. Die Kritik- und Kontrollfunktion gilt als „Daseinsberechtigung“ für öffentlich-rechtliche Anstalten, wodurch sie sich von anderen Medien abgrenzen sollen. Das Bild erfüllt eine besondere Funktion im Aufdecken von Missständen und gilt speziell beim Fernsehjournalismus, als beste Methode, um „jemanden der Lüge zu überführen“ und Hintergründe ans Licht zu bringen. Die vorliegende Arbeit konnte aufzeigen, dass der investigative Fernsehjournalismus ein wichtiges Qualitätsmerkmal von öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ist. Diese Sonderform des Journalismus wird aber vor allem durch die enormen Sparzwänge ein Stück weit zurück gedrängt. Junge, motivierte und engagierte Journalisten sind bemüht, den investigativen Fernsehjournalismus wieder stärker in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion zu rücken. Benjaminson, Peter / Anderson, David : Investigative Reporting. Second Edition. Iowa State University Press. Ames. Iowa. 1990. Haas, Hannes: Empirische Journalismusforschung. Verfahren zur Erkundung gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar.1999. Löffelholz, Martin [Hrsg.]: Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.2004. Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus. Reihe: Praktischer Journalismus, Band 48. 2. Auflage. UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz. 2007. Plake, Klaus: Handbuch Fernsehforschung. Befunde und Perspektiven. 1. Auflage. Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2004.
Abstract
(Englisch)
Investigative journalism is considered as a special form of journalism. It can be found mainly work on investigative journalism in print media or in relation to individual actors. The study of the topic, relating to the medium “television”, is relatively unexplored. This thesis focuses on the functions as well as the tasks, the working methods, the limits and the opportunities for investigative journalism in the public service broadcasting. In order to achieve a better comparison, to the ORF is compared with “Das Erste” in some areas. The literature analysis was chosen to provide a theoretical overview of the subject. The theoretical foundation was consolidated from “systems theory” and cultural-theoretical approaches, such as “communicative action” and the “cultural studies approach”. The aim was to embed both- the investigative television journalism and journalists theoretically as an actor. In order to build a bridge to practical work in the editorial department, of the ORF and “Das Erste”, the theoretical findings are complemented by eight expert interviews. The expert interviews were carried out qualitatively and enabled by open-ended questions to introduce the knowledge of the experts from the fields of journalism, law and ethics in large measure. It could be shown that many different broadcasts of ORF work investigative. This is done with a variety of research methods of journalistic practice. The hidden camera is used only in rare cases. It is used as a tool of documentation, rather than as a research tool. The judicial- the ethical and mainly the economic framework of public service broadcasting are the mainly causes, why many editorial departments don’t use hidden research methods any more. The criticism- and control function is considered as a "right to exist" for public broadcasters, which they are to be distinguished from other media. The pictures fulfil, especially when uncover grievances of a particular function. At television journalism, pictures are the best method to "convict someone of lying" and to light hidden backgrounds. References: Benjaminson, Peter / Anderson, David : Investigative Reporting. Second Edition. Iowa State University Press. Ames. Iowa. 1990. Haas, Hannes: Empirische Journalismusforschung. Verfahren zur Erkundung gesellschaftlicher Wirklichkeiten. Böhlau Verlag Wien, Köln, Weimar.1999. Löffelholz, Martin [Hrsg.]: Theorien des Journalismus. Ein diskursives Handbuch. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften. Wiesbaden.2004. Ludwig, Johannes: Investigativer Journalismus. Reihe: Praktischer Journalismus, Band 48. 2. Auflage. UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz. 2007. Plake, Klaus: Handbuch Fernsehforschung. Befunde und Perspektiven. 1. Auflage. Wiesbaden. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2004.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
journalism investigative journalism mass media television public broadcasting services
Schlagwörter
(Deutsch)
Journalismus investigativer Journalismus Massenmedien Fernsehen öffentlich-rechtlicher Rundfunk
Autor*innen
Isabella Langecker
Haupttitel (Deutsch)
Investigativer Journalismus im Fernsehen
Hauptuntertitel (Deutsch)
am Beispiel ORF
Paralleltitel (Englisch)
Investigative Journalism at Television ; on example of ORF
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
236 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Friedrich Hausjell
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.36 Fernsehen
AC Nummer
AC12147083
Utheses ID
30210
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1