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Informationspräferenzen bezüglich Heilungschancen und Prognose von österreichischen Patienten mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom
Tamara Rumpold
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Reinhold Jagsch
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.34153
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29774.73437.380062-0
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Arzt-Patienten-Kommunikation unterlag in den letzten Jahren einem Wandel. Das paternalistische Modell wird dabei zunehmend vom Konzept des Shared Decision-Makings abgelöst. Dabei sind Arzt und Patient gleichberechtigte Partner, die gemeinsam Therapieentscheidungen treffen. Gerade im palliativen Kontext ist es von besonderer Bedeutung für den Patienten, Kosten und Nutzen weiterführender Therapien in Bezug auf die Lebensqualität abzuwägen. Die Voraussetzung für Shared Decision-Making ist demnach der umfassend informierte und selbstverantwortliche Patient. Grundlage für Shared Decision-Making ist die offene Kommunikation über Therapieerwartungen, Heilungschancen und Prognose, die für beide Gesprächspartner psychisch belastend sein kann. Die individuelle Abklärung der Informationspräferenz des Patienten in der jeweiligen Situation, mit einer darauffolgenden individuellen Adaptation des ärztlichen Aufklärungsgesprächs, ist daher notwendig. Mit Informationspräferenz ist der Wunsch des Patienten nach mehr oder weniger Information bezüglich seiner Erkrankung im Gespräch mit dem Arzt gemeint. Während im angloamerikanischen Raum generell eine ausgeprägte Informationspräferenz besteht (ca. 80-85% möchten über Heilungschancen und Prognose sprechen), gibt es für Österreich bisher keine Vergleichswerte, wobei von soziokulturellen Unterschieden ausgegangen werden muss. Die Hauptziele dieser Studie waren demnach, die Informationspräferenz bezüglich Heilungschancen und Prognose an einem repräsentativen österreichischen Patientenkollektiv mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom zu erfassen sowie die emotionalen Auswirkungen dieses ärztlichen Aufklärungsgesprächs aus Patientensicht zu evaluieren. Befragt wurden 50 Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom. Erhoben wurde der derzeitige Wissensstand über die Erkrankung sowie die Informationspräferenz für das folgende ärztliche Aufklärungsgespräch. Des Weiteren wurden die gesundheitsbezogene Lebensqualität und das psychische Befinden erfragt. Nach dem individuell adaptierten ärztlichen Aufklärungsgespräch wurden die Zufriedenheit mit dem Gespräch und die emotionalen Auswirkungen erhoben. Um die längerfristigen emotionalen Auswirkungen des Gesprächs zu erheben, gab es einen zweiten Erhebungszeitpunkt während der andauernden Strahlentherapie. Die Mehrheit der Patienten (76%) wollten über Heilungschancen und/oder Prognose aufgeklärt werden, wobei 84% davon diese Information spezifisch und detailliert erhalten möchten. Etwa die Hälfte dieser Patienten wollte zusätzliche Zahlen und Statistiken hören. Patienten, die über Heilungschancen und Prognose aufgeklärt wurden, zeigten sich direkt nach dem Gespräch signifikant höher belastet sowie ängstlicher im Vergleich mit Patienten, die keine Informationen erhalten wollten. Ein Einfluss der Informationspräferenz auf die Patientenzufriedenheit mit dem Aufklärungsgespräch wurde nicht festgestellt, 92% der Patienten bewerteten das Gespräch als Sehr Gut. Weder soziodemographische Variablen noch Tumorstadium, Krankheitssymptome und die Zeit seit Diagnosestellung zeigten einen Einfluss auf die Informationspräferenz. Bei einer zweiten Befragung während der Strahlentherapie wurde kein Hinweis darauf gefunden, dass Gespräche über Heilungschancen und/oder Prognose einen langfristigen negativen Einfluss auf das emotionale Befinden haben.
Abstract
(Englisch)
Doctor-patient-communication has been subject to a lot of changes in the last decades. The therapeutical privilege has been replaced by a concept, called Shared Decision-Making. Physician and patients are equal partners, who decide together which treatment is best. In palliative treatment, it’s even more important to weigh the benefits and side effects of possible life prolonging treatments regarding the quality of life of the patient. Shared Decision-Making requires therefore a fully informed and self-responsible patient. Open communication about treatment expectations, cure rates and prognosis is the basis for Shared Decision-Making. This can be a burden for both parties (physician and patient). The individual investigation of the patient's information preference is in any case necessary. Studies from the Anglo-American area found, that 80-85% of palliative patients want to talk about their cure rates and prognosis. Regarding the sociocultural differences, no studies have been conducted in Austria. The main objectives of this study were therefore: to investigate the information preferences regarding cure rates and prognosis in patients with advanced lung cancer and to evaluate the emotional responses to the information and to assess patients’ satisfaction with the medical consultation. Fifty patients with advanced lung cancer have been included in this pilot study. Pre-existing knowledge about the patient's condition itself as well as the information preferences about cure rates and prognosis were assessed. Furthermore, health-related quality of life and psychological strains were collected. After the individually adapted medical disclosure, patient's satisfaction with the consultation and the emotional responses to the information were assessed. To see if the consultation has had any long-term emotional impact, patients where then seen at a second date during radiation. The majority of patients (76%) wanted to get information about cure rates and/or prognosis; 84% of them wanted the information specific and detailed. Over half of these patients wanted additional quantitative estimates (like survival rate and median survival time). Patients who got information about cure rates and prognosis were directly after the medical consultation significantly more anxious and distressed. Information preferences had no impact on patient's satisfaction with the medical consultation; 92% rated it excellent. Neither sociodemographic variables nor tumor stage, symptoms of the disease or the time since patients got their diagnosis had any impact on the information preferences. No evidence for any long-term emotional response after talking about cure rates and/or prognosis was found at a second assessment during radiation.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Arzt-Patienten-Kommunikation Informationspräferenz Bronchialkarzinom Heilungschancen Prognose
Autor*innen
Tamara Rumpold
Haupttitel (Deutsch)
Informationspräferenzen bezüglich Heilungschancen und Prognose von österreichischen Patienten mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
112, XXIII S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Reinhold Jagsch
Klassifikation
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie
AC Nummer
AC12095695
Utheses ID
30321
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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