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Antiheldinnen
kämpferische Frauengestalten im "Wigalois" und in der "Crône"
Martina Natter
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Johannes Keller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.34185
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30424.46890.903769-9
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Diplomarbeit setzt sich mit dem Figurentyp der kämpferischen Frauengestalten (beziehungsweise der Antiheldinnen) auseinander, der in Heinrichs von dem Türlin „Diu Crône“ sowie in Wirnts von Grafenberg „Wigalois“ erscheint. Die Konzeptionen dieser Figuren beziehen sich konstant auf vier Phänomene: Beide Antiheldinnen sind außergewöhnlich böse, ungemein hässlich und verfügen über magisch-wunderbare Kräfte. Die Beschreibung der beiden Frauen erfolgt außerdem auf einer sexualisierten und erotisierenden Ebene. Somit beruft sich die Fragestellung dieser Diplomarbeit darauf, inwiefern der Figurentypus mit dem Phänomen des Bösen, der Hässlichkeit, des Wunderbaren und des Weiblich-Sexuellen verbunden ist. Aufgrund der diskursanalytischen Vorgehensweise soll zugleich eruiert werden, welche spezifischen Diskurse die Figurenkonzeptionen konstituieren und beeinflussen. Die Verbindung der Antiheldinnen mit dem Phänomen des Bösen zeigt sich sowohl an sprachlich-semantischen Hinweisen als auch an unhöfischen Kampfes- und Verhaltensweisen, die den höfischen Normen und Werten gegenüberstehen. Ein Vergleich mit konzeptionell ähnlichen Figuren beider Texte zeigt, dass die Antiheldinnen das absolute Böse versinnbildlichen: Sie nehmen den bloßen Antagonistinnenstatus ein und grenzen sich sowohl vom männlichen als auch vom weiblichen Tugendideal ab. Letztendlich integrieren sie einen moraldidaktischen Anspruch, da sie als Warnung für aus der Gesellschaftsordnung getretene Frauen fungieren. In beiden Textstellen wird die außergewöhnliche Hässlichkeit der Figuren fokussiert. Mithilfe von animalischen Vergleichen und intertextuellen Bezügen wird versucht, das Ausmaß der Hässlichkeit zu veranschaulichen. Die Beschreibungen schließen verschiedene Sichtweisen auf das Hässliche mit ein: Einerseits entsprechen sie dem antiken Kalokagathia-Prinzip Platons, andererseits verweist ihre Hässlichkeit auf einen christlich-religiösen Hintergrund. In der „Crône“ wird außerdem eine eigentümliche Faszination für das literaturästhetische Prinzip des Grotesken ersichtlich. Das Phänomen des Wunderbaren, mit dem die beiden Antiheldinnen verknüpft sind, verbindet sich durchgehend mit einer religiösen Dimension: Die wunderbar-magischen Kräfte der Frauengestalten signalisieren primär einen teuflischen Gehalt, der die Gesamtkonzeption der Texte als neue Konstituente wesentlich beeinflusst. Des Weiteren wird in diesem Kontext deutlich, dass sich die Texte (vor allem aber die „Crône“) dem fiktionalen Schreiben zuwenden. Beide Antiheldinnen werden mithilfe einer sexualisierten und erotisierenden Sprache charakterisiert. Ihre Sexualität und Weiblichkeit wird offen zur Schau getragen und steht der höfischen Symbolisierung und Tabuisierung gegenüber. Besonders das Sujet des Kampfes weist in beiden Texten einen sexualisierten Bedeutungsaspekt auf. Die beiden Antiheldinnen haben sich als vielschichtige Figuren erwiesen: Einerseits werden sie durch mehrere inhaltliche Indizien aus dem Bereich des Höfischen exkludiert und stellen in vielerlei Hinsichten Negativbeispiele dar. Andererseits zeigen sich an ihnen literaturtheoretische Innovationen, die den Auftakt des nachklassischen Artusromans als einer neuen literarischen Reihe markieren.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
"Wigalois" "Diu Crône" Figurenanalyse weibliche Figuren
Autor*innen
Martina Natter
Haupttitel (Deutsch)
Antiheldinnen
Hauptuntertitel (Deutsch)
kämpferische Frauengestalten im "Wigalois" und in der "Crône"
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
162 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Johannes Keller
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.93 Literarische Stoffe, literarische Motive, literarische Themen
AC Nummer
AC12098762
Utheses ID
30347
Studienkennzahl
UA | 190 | 333 | 299 |
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