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Frauen in der Katharischen Kirche
Untersuchung der Collection Doat 25 und 26
Claire Isabelle Ulbrich
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Betreuer*in
Rudolf Leeb
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DOI
10.25365/thesis.34338
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30434.68258.652562-2
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
In der mittelalterlichen Gesellschaft gab es für Frauen zwei mögliche, anerkannte Rollen: die der Nonne oder die der Ehefrau und Mutter. In beiden Fällen waren sie letztlich einem Mann untergeordnet – als Nonne dem Abt, als Tochter dem Vater und als Ehefrau später dem Mann. Die vorliegende Untersuchung stellt die Frage, ob sich anhand der untersuchten Quelle etwas dazu aussagen lässt, ob Frauen bei den Katharern eine andere Rolle einnehmen konnten als in der mittelalterlichen Gesellschaft und Kirche üblich. Um die Untersuchung durchführen zu können ist es im Vorfeld nötig, sich einen Überblick über die Katharer, ihre Entstehung und Geschichte, aber auch ihre Theologie, Kult und Gemeindestruktur zu verschaffen. Erstmals belegt sind die Katharer 1143, als sie sich selber als pauperes Christi bezeichnen, aber als Fremdbezeichnung bereits Katharer getauft wurden. Die katharische Lehre verbreitete sich schnell, über Frankreich bis nach Spanien und England. Sie standen für arbeiten, beten, und ein streng asketisches Leben, ihre Theologie war dualistisch geprägt. Zunehmend festigte sich die Organisation der katharischen Kirche und es bildeten sich Strukturen aus: die Katharer wurden zu einer Gegenkirche, die die Amtskirche immer weiter zurückdrängte und deshalb zusehends Verfolgung ausgesetzt war. Die Verfolgung der Katharer wurde im Laufe des 13. Jahrhunderts zunehmend systematisiert und damit auch erfolgreich. Die Katharer wurden Schritt für Schritt zurückgedrängt, konnten zunächst noch im Untergrund überleben, verschwanden aber unter dem Druck der Inquisition am Beginn des 14. Jahrhunderts völlig. Die untersuchte Quelle besteht aus den Abschnitten 25 und 26 der Collection Doat. Diese ist eine Abschrift von Inquisitionsprotokollen, die zwischen 1650 und 1670 entstanden ist. Jean de Doat und seine Kommission transkribierten im Auftrag von Colbert, dem französischen Finanzminister unter Ludwig IVX, „les documents qui pouvaient intéresser l´histoire“ (KOLMER, LOTHAR, Colbert und die Entstehung der Collection Doat. In: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, Bd. 7, 1980, hrsg. vom Deutschen Historischen Institut Paris., Zürich / München, 462-463, http://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016282,00479.html.), also Unterlagen, die für die Geschichte von Interesse sein könnten. Die Inquisitionsprotokolle, die transkribiert wurden, waren unter der südfranzösischen Inquisition in den Jahren 1273 bis 1282 an Katharern im Languedoc entstanden. Am Beginn der Untersuchung steht eine kalendarische Aufstellung, aus der hervor geht, dass insgesamt 197 Befragungen an 83 Personen durchgeführt wurden, deren Befragungsprotokolle in der Collection Doat notiert sind. 159-mal wurden 69 Männer befragt, während 18 Frauen 36-mal befragt wurden. Die Protokolle wurden zunächst in zwei Gruppen unterteilt: die der Befragungsprotokolle durchgeführt an Männern versus die durchgeführt an Frauen. Diese Gruppen wurden wiederum in je vier Untergruppen unterteilt, und zwar je nach Grund für das Erscheinen vor der Inquisition: einige sind freiwillig erschienen, andere wurden vor die Inquisition zitiert, eine dritte Gruppe wurde aus dem Gefängnis zur Befragung vorgeführt, und bei einer weiteren Gruppe lässt sich aus den Protokollen nicht ablesen, warum sie zur Befragung erschienen. Die jeweiligen Texte wurden dann anhand von vorformulierten Kategorien befragt und die Ergebnisse dieser Untersuchung in Tabellen eingetragen, aus denen in einer nächsten Untersuchungsebene die Resultate herausgefiltert wurden. Diese wurden in weiterer Folge statistisch und inhaltlich ausgewertet und mit Zitaten aus der Quelle belegt. Zusammenfassend ergibt sich folgendes Ergebnis: Die Ergebnisse der Gruppe 1 – Männer – sind mit den Ergebnissen der Gruppe 2 – Frauen – nicht deckungsgleich. Bei den Männern sind „nur“ 15% der erwähnten Frauen Perfectae, die bei weitem größte Gruppe sind die Credentes mit 56%. Bei den Frauen machen die Perfectae mit 39% knapp den größten Teil aus, während die Credentes mit 37% knapp dahinter liegen. Insgesamt ergibt das ein Ergebnis von 26% Audites, 47% Credentes und 27% Perfectae. Aber auch wenn die Mehrzahl der Frauen innerhalb der katharischen Kirche Credentes waren, muss doch festgehalten werden, dass mit 27% fast ein Drittel der Frauen Perfectae waren. Eine minderwertige Stellung der Frauen innerhalb der katharischen Kirche lässt sich mit einem solchen Ergebnis nicht belegen. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: die organisatorischen Strukturen erlaubten es den Frauen, im Gegensatz zur Amtskirche, die gleichen Funktionen wie Männer auszuüben. Dies ist nicht nur theoretisch festgehalten, sondern konnte in vorliegender Arbeit nachgewiesen werden. So wurde aufgezeigt, dass Frauen predigten, adoriert wurden, das (Kranken-)Consolamentum spendeten, umherzogen und sich an theologischen Diskussionen beteiligten. All dies war den Frauen innerhalb der Amtskirche untersagt. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sprechen deshalb m.E. nach deutlich für eine gegenüber der katholischen Kirche gleichberechtigtere Rolle der Frauen innerhalb des Katharismus.
Abstract
(Englisch)
Within medieval society women were limited to two roles, they could be spouse and mother or, within the sacral world, they could become nuns. Both of those entailed the subordination to men. This research wants to find out, whether women within the Cathar church could be someone different. First we will look at the historic background of the Cathars. Their history, roots as well as cult and church structure will be mentioned. For the first time they appeared in 1143 as paupers Christi, or named from others Cathars (from the Greek word καθαροί meaning the clean ones). Their theology is grounded on dualistic theories, basing on Bulgarian Bogomils. The Cathars were known for working, fasting and for a very ascetic way of life. As time passed by, they gained many followers, which the Catholic Church and forced them to respond to what they understood were heretics. Inquisition was founded and as it became more systematic during the 13th century, the Cathar Church was persecuted, until they vanished completely at the beginning of the 14th century. The resources analyzed within this research are the chapters 25 and 26 of the Collection Doat, a transcription of protocols noted during the Languedoc inquisition against the Catahrs between 1271 and 1282. The transcription took place between 1650 and 1670 in France. Jean de Doat, assigned by Colbert, the minister of finance under King Louis IVX, transcribed „les documents qui pouvaient intéresser l´histoire“ (KOLMER, LOTHAR, Colbert und die Entstehung der Collection Doat. In: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, Bd. 7, 1980, hrsg. vom Deutschen Historischen Institut Paris., Zürich / München, 462-463, http://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016282,00479.html.), documents, that could be of historic interest with a commission. 69 men and 18 women were interrogated. The protocols of the interrogated men show that 15% of all women mentioned within the protocols were Perfectae, the largest group were the Credentes (65%), the Audites were 20%. Within the protocols of women, Perfectae are 39%, 37% Credentes and 26% Audites. Altogether 26% of women mentioned within the protocols were Perfectae, women who preached, administered sacraments, participated in theological discussions. Therefore even though this is not the majority, the Cathar Church provided the structural possibility for women to fulfill high theological and liturgical positions. At that time it was not possible for women to do the same within the Catholic Church.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Cathars Women Middle Ages Collection Doat
Schlagwörter
(Deutsch)
Katharer Frauen Mittelalter Collection Doat Inquuisitionsprotokolle
Autor*innen
Claire Isabelle Ulbrich
Haupttitel (Deutsch)
Frauen in der Katharischen Kirche
Hauptuntertitel (Deutsch)
Untersuchung der Collection Doat 25 und 26
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
132 S. : graph. Darst., Kt.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Rudolf Leeb
Klassifikation
11 Theologie > 11.50 Kirchengeschichte, Dogmengeschichte
AC Nummer
AC12079542
Utheses ID
30480
Studienkennzahl
UA | 066 | 790 | |
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