Detailansicht

Exhibiting Byzantium
the image of Byzantium in major exhibitions, 1977-2010
Sarah Teetor
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Lioba Theis
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.34432
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30156.02488.108970-7
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die ersten Ausstellungen zum Thema byzantinischer Kunst fanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts statt, als Wissenschaftler, Archäologen, Antiquitätenhändler und Sammler aus Westeuropa und den Vereinigten Staaten sich in den Gebieten des ehemaligen byzantinischen Herrschaftsbereiches, die zu dieser Zeit größtenteils zum im Niedergang befindlichen Osmanischen Reich gehörten, aktiv auf die Suche nach byzantinischen Artefakten begaben. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts nahm die Häufigkeit von Ausstellungen über Byzanz stetig zu, wobei der inhaltliche Fokus dieser Ausstellungen die jeweils gegenwärtigen Strömungen in Politik, öffentlicher Meinung und Wissenschaft widerspiegelte. Trotz der langen und komplexen Rezeptionsgeschichte von Byzanz als dem "Anderen" innerhalb Europas, lässt sich eine nachweisbare Abwesenheit im kollektiven Bewusstsein West- und Mitteleuropas und Nordamerikas verzeichnen. Dadurch war für Kuratoren von Ausstellungen über byzantinische Kunst eine zentrale Aufgabe, diese scheinbar fremde, exotische, manchmal auch merkwürdig anmutende Kultur einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, das nur wenig bis nichts über die Geschichte des Byzantinischen Reiches wusste. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, zu untersuchen, auf welche Weise in fünf großen Ausstellungen zum Thema byzantinischer Kunst, die in den letzten Jahren abgehalten wurden, Byzanz durch seine Objekte dargestellt wurde; wie das auf diese Art gezeigte und erzeugte Bild mit der facettenreichen Rezeptionsgeschichte des Byzantinischen Reiches im Westen korreliert; inwiefern die Ambiguität rund um den Begriff "Byzanz" eine Möglichkeit zu seiner Neudefinition sein kann; und wie jene Objekte, die in den Ausstellungen zur Repräsentation und Sichtbarmachung des Byzantinischen Reiches ausgewählt wurden, in sich bereits gewisse grundlegende Konzeptionen und Vorstellungen von Byzanz widerspiegeln, wie etwa Dekadenz, Reichtum oder christlich-orthodoxe Spiritualität. Im ersten Teil der Arbeit wird die Rezeptionsgeschichte von Byzanz im restlichen Europa und Nordamerika vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert umrissen, wobei der Schwerpunkt auf der Rezeption byzantinischer Kunst liegt. Der zweite Teil beginnt mit einem Überblick über die Geschichte der Ausstellungen byzantinischer Kunst von etwa 1900 bis heute, gefolgt von einer kurzen Beschreibung der für eine genauere Untersuchung ausgewählten fünf großen Ausstellungen: Age of Spirituality: Late Antique and Early Christian Art, Third to Seventh Century (1977), The Glory of Byzantium: Art and Culture of the Middle Byzantine Era, A.D. 843-1261 (1997), Byzantium: Faith and Power (1261-1557) (2004), die alle im Metropolitan Museum of Art in New York stattfanden; Byzantium: 330-1453 in der Royal Academy of Arts in London (2008); und Byzanz: Pracht und Alltag, in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn (2010). Ähnlichkeiten und Unterschiede der verschiedenen "Bilder von Byzanz", die in diesen Ausstellungen entworfen wurden, werden mithilfe von quantitativer und qualitativer Analysen der ausgestellten Objekte hinsichtlich ihrer Entstehungszeit, Herkunftsort, Material, Ikonographie und ursprünglichen Funktion untersucht. Im Detail untersucht werden rund 60 Objekte byzantinischer Kunst, die eine gleichbleibende Kerngruppe in Ausstellungen von 1931 bis 2010 bildeten, sowie die Ikonen aus Sinai und eine Reihe zusätzlicher, seit dem Ende des Kalten Krieges mehrfach ausgestellter Objekte aus Osteuropa. Eine der wesentlichen Fragen ist dabei, ob diese "neuen" Objekte eine Veränderung im bis dahin bestehenden Bild des Byzantinischen Reiches im Westen bewirkten und welcher Art diese Veränderung war. Im dritten Teil der Arbeit wird im Rahmen einer Case Study ein silbernes Räuchergefäß aus dem Domschatz von San Marco in Venedig untersucht, das in verschiedenen Zusammenhängen in drei der fünf großen Ausstellungen gezeigt wurde. Seine jeweilige Positionierung und Beschreibung durch die Kuratoren der Ausstellungen verdeutlicht die Ambiguität im Umgang mit Objekten byzantinischer Kunst, und wie ein einzelnes Werk auf gänzlich unterschiedliche Weise verstanden und dargestellt werden kann. Vor dem Hintergrund des immensen, subjektiven Spielraums in den Versuchen einer Definition des Begriffes "Byzanz", wie er sich sowohl in der älteren Rezeptionsgeschichte als auch in neueren Ausstellungen aufzeigen lässt, wird im Schlusswort erwogen, Byzanz als die Überlagerung einer geschlossenen historischen Einheit und einer kulturellen Vorstellung zu definieren, die weit über diese chronologischen und geographischen Grenzen hinaus reicht(e) und wirkt(e). Der Abstand von dieser Kultur und die sie umgebende Ambiguität bewirkten, dass im Rahmen der großen Byzanz-Ausstellungen der letzten Jahre die wenigen im Westen existierenden Stereotype von Byzanz gleichzeitig in Frage gestellt und bestätigt und verstärkt werden konnten.
Abstract
(Englisch)
The first exhibitions devoted to Byzantine art took place in the early years of the 20th century, when Western scholars, archaeologists, antiquities dealers and collectors were actively searching for artifacts on former Byzantine territory, much of it then part of the crumbling Ottoman empire. Throughout the century the frequency of exhibitions on Byzantium increased, their intellectual focus - and occasionally apparent ideological motivation - reflecting trends in scholarship, public interest, and politics. Despite a long and complicated reception history as a constructed "Other" within Europe, the veritable absence of Byzantium in the common consciousness of Western Europeans and North Americans is an issue for curators of exhibitions of Byzantine art, who are charged with the task of bringing a seemingly foreign, exotic, even strange culture to a broad public audience that knows little about the Byzantine empire. The goal of this thesis is to investigate: how five recent major exhibitions of Byzantine art have presented Byzantium through objects; how the image created engages with the multifaceted reception history of the Byzantine empire in the West; in what way the ambiguity surrounding Byzantium can allow it to be redefined; and how the objects chosen to represent it can be interpreted to highlight certain ingrained notions of the Byzantine empire such as decadence, wealth and (Orthodox) Christian spirituality. The first section sketches the reception history of Byzantium in Western Europe and North America from the Middle Ages to the 21st century and highlights certain points of interest for the reception of Byzantine art objects. The second section opens with an overview of the history of Byzantine art exhibitions from ca. 1900 to the present day, followed by brief descriptions of five major exhibitions: Age of Spirituality: Late Antique and Early Christian Art, Third to Seventh Century (1977), The Glory of Byzantium: Art and Culture of the Middle Byzantine Era, A.D. 843-1261 (1997), Byzantium: Faith and Power (1261-1557) (2004), all at the Metropolitan Museum of Art in New York; Byzantium: 330-1453 at the Royal Academy of Arts, London (2008); and Byzanz: Pracht und Alltag, at the Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, Germany (2010). Similiarites and differences concerning the image of Byzantium conveyed in these exhibitions are addressed based on the quantitative and qualitative analysis of the objects displayed in regard to their date, place of origin, material, iconography and original function. By investigating the approximately 60 objects of Byzantine art that constituted a common core of exhibitions from 1931 to 2010 as well as the inclusion of new "popular" items from Eastern Europe and icons from Sinai, this analysis questions what changes, if any, more recent additions have contributed to the established image of the Byzantine Empire in the West. The third section deals with the case study of a silver gilt censer housed in the Treasury of San Marco, Venice, which has been displayed in a different context in three of the five exhibitions. Its placement in exhibitions illustrates the ambiguity surrounding objects considered to be Byzantine art objects and how one object can be interpreted in multiple ways to various ends. In light of the incredible subjectivity of interpretation that can be found in both the older reception history and in recent exhibitions, the conclusion considers the definition of Byzantium as a closed historical entity and as a cultural idea(l) that extended far beyond its chronological and geographic borders. Distance from this culture and ambiguity surrounding it have allowed the few popular notions of Byzantium in the West to be challenged and simultaneously reinforced through recent major exhibitions.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Byzantium exhibitions reception history
Schlagwörter
(Deutsch)
Byzanz Ausstellungen Rezeptionsgeschichte
Autor*innen
Sarah Teetor
Haupttitel (Englisch)
Exhibiting Byzantium
Hauptuntertitel (Englisch)
the image of Byzantium in major exhibitions, 1977-2010
Paralleltitel (Deutsch)
Byzanz Ausstellen: Das Bild von Byzanz in großen Austellungen, 1977-2010
Paralleltitel (Englisch)
Exhibiting Byzantium: The Image of Byzantium in Major Exhibitions, 1977-2010
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
195 S. : Ill.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Lioba Theis
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.01 Geschichte der Wissenschaft und Kultur ,
20 Kunstwissenschaften > 20.13 Kunstausstellung ,
20 Kunstwissenschaften > 20.24 Gesellschaft, Kultur
AC Nummer
AC12083558
Utheses ID
30562
Studienkennzahl
UA | 066 | 835 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1