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Erinnerungslücken - Geschichtsdarstellungen durch serielles Erzählen in Edgar Reitz' "Heimat - Eine deutsche Chronik"
Moritz Johannes Streblow
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Manfred Öhner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.34817
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30067.65067.433262-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die Auseinandersetzung mit Heimat hat im deutschsprachigen Raum Tradition, nicht nur auf politischer, kommerzieller, historischer, sondern auch auf künstlerischer Ebene. Ein Kunstschaffender, der sich bereits Dreißig Jahre mit dem Thema beschäftigt, ist der Autorenfilmer Edgar Reitz. "Heimat – Eine deutsche Chronik" (D 1984) heißt der erste Teil seiner Heimat-Triologie. Ein mutiges Projekt seiner Zeit, bedenkt man, dass das mediale Konzept Heimat mit dem kritischen Heimatfilm-Diskurs der 1970er Jahre eigentlich ad acta hätte gelegt werden müssen. Dennoch trifft Reitz mit seiner epischen Darstellung der Familiengeschichte der Simons aus dem Hunsrück zwischen 1919 und 1982 einen Nerv. Nach dem großen, auch internationalen, Erfolg folgen zwei weitere Fernsehproduktionen, "Die zweite Heimat – Chronik einer Jugend" (D 1992) und "Heimat 3 – Chronik einer Zeitwende" (D 2004). Mit dem dokumentarischen Prolog "Geschichten aus den Hunsrückdörfern" (D 1981), dem Epilog "Heimat-Fragmente – Die Frauen" (D 2006) und dem Kinofilmprequel "Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht" (D 2013) schafft Reitz ein ganzes Heimat-Universum. Der deutsche Filmpreis 2014 für "Die andere Heimat" zeigt einmal mehr die Wertschätzung für die mittlerweile dreißigjährige Auseinandersetzung von Reitz mit dem Thema Heimat. Die Feuilletons und das Publikum feiern die Serien und Filme als eine ideale und allgemeingültige Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte die jedoch stark von den persönlichen Motiven des Autors Reitz bestimmt ist. Um diese persönliche Erinnerung zu beglaubigen, werden von Reitz immer wieder historische Fakten aus der deutschen Geschichte in die Erzählung eingeflochten. Die Vermutung, das nationale Geschichte lediglich als illustrativer Hintergrund für Reitz’ persönliche Erinnerungsarbeit herhalten muss, liegt damit nahe, muss jedoch zunächst bewiesen werden. Damit stellt sich die Frage: Was ist "Heimat" überhaupt? Serie oder Autorenfilm? Fiktion oder dokumentarische Erinnerungsarbeit? Geschichte oder Geschichtsdarstellung? Um im dritten Teil meiner Arbeit die Semantik von "Heimat – Eine deutsche Chronik" offen zu legen, ordne ich die Serie im zweiten Teil zunächst formal ein. Um das zyklisch serielle Potential von Heimat ausdrücklich hervorzuheben erscheint es mir für meine Analyse notwendig ein strukturelles Verständnis der Serie aufzubauen. Die Wichtigkeit des Seriellen wird deshalb stark betont da sich in der Literatur häufig die Bezeichnung „Filmroman“ lesen lässt, eine Begrifflichkeit die der Serie Heimat so jedoch nicht gerecht wird. Heimat steht rezeptionsgeschichtlich auf einem hohen Sockel und wird allzuoft als Sonderfall in der deutschen Fernsehgeschichte gesehen. Wie ebenfalls im zweiten Teil zu sehen sein wird, muss sich Heimat als serielle Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte in eine lange Reihe stellen. Was Heimat einzigartig erscheinen lässt und was Viele fälschlicherweise als Alleinstellungsmerkmal erkennen, ist die eigenwillige ästhetische und künstlerische Gestalt der Serie. Doch trägt jene künstlerische Mystifikation, wie im dritten Kapitel zu sehen sein wird auch zur Verschleierung von Geschichtsdarstellung bei. Durch die hervor gehobene Ästhetik und verschiedene Authentifizierungsversuche wird suggeriert das es sich um eine authentische Darstellung von Geschichte handelt. Heimat als allumfassende „deutsche Chronik“ zu betiteln stützt diesen Gedanken. Die offensichtlich fiktionale Familiengeschichte bezieht ihren Wahrheitsanspruch aus historischen Fakten, Daten und Fotografien, die als Authentifizierungsmarken gesetzt werden. Formal und inhaltlich scheint die Serie an vielen Stellen Kritik am Konzept Heimat üben zu wollen, macht diese jedoch nicht greifbar und transparent. Gewollt oder ungewollt scheint dieses, für die 1980er Jahre, überholte Konzept neu installieren zu werden.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Edgar Reitz Heimat serielles Erzählen Erinnerung deutsche Geschichte
Autor*innen
Moritz Johannes Streblow
Haupttitel (Deutsch)
Erinnerungslücken - Geschichtsdarstellungen durch serielles Erzählen in Edgar Reitz' "Heimat - Eine deutsche Chronik"
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
84 S. : graph. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Manfred Öhner
Klassifikation
24 Theater > 24.32 Filmgeschichte
AC Nummer
AC12233217
Utheses ID
30885
Studienkennzahl
UA | 066 | 582 | |
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