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Die Kulmination des romantischen Mythos vom "unschuldigen Kind" im Leben und Werk Charles L. Dodgsons alias Lewis Carroll, des Autors von "Alice im Wunderland"
Christian Georg Fries
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Birgit Bolognese-Leuchtenmüller
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.424
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29250.25888.569561-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Mathematiker, Kinderbuchautor und Fotograf Lewis Carroll (1832-1898), der vor allem als Schöpfer von "Alice im Wunderland" weltberühmt wurde, hat in seinem gesamten Leben und Werk in essenzieller Weise die kindliche Unschuld hochgepriesen, die er auf das bürgerliche viktorianische Mädchen fokussierte. Aus der Sicht des 20. und 21. Jahrhunderts können manche Ausdrucks- und Verhaltensweisen Carrolls, insbesondere seine zahlreichen Freundschaften mit kleinen Mädchen, seine diesbezüglich oft schwärmerischen Äußerungen in Tagebuch und Briefen sowie seine Mädchenfotografien, die auch Nacktaufnahmen beinhalten, mitunter Argwohn erregen. Um einseitige - oft stark sexualisierte - Interpretationen von Carrolls Leben und Werk zu vermeiden, erscheint eine Betrachtung desselben innerhalb des kulturellen und traditionellen Kontextes unumgänglich. Diese Arbeit versucht zu zeigen, dass Carrolls Kindheitsbild sich gewissermaßen als Kulminationspunkt einer langen Traditionslinie einer spirituell fundierten Verehrung der kindlichen Unschuld positionieren lässt, die - bereits in der Antike wurzelnd und das Mittelalter im Widerstreit mit der augustinischen Erbsündenlehre überdauernd - im 18. und frühen 19. Jahrhundert insbesondere mit Rousseau und den Autoren der Romantik zur vollen (säkularisierten) Ausformulierung gelangte. Sowohl die allmähliche Heranreifung des romantischen Mythos der kindlichen Unschuld, der - im Rahmen einer gesellschafts- und wissenschaftskritischen Haltung - das Kind als Gegenpol des von seinem (göttlichen) Ursprung entfremdeten erwachsenen Menschen sieht, als auch die Bedrohung und Krise des romantischen Mythos von der kindlichen Unschuld, die mit seiner fortschreitenden Popularisierung und durch zunehmende Verwissenschaftlichung des Blicks auf den Menschen im ausgehenden 19. Jahrhundert einsetzt, werden ausführlich behandelt. Es wird gezeigt, dass Lewis Carrolls Leben und Werk als an eben jenem Kulminations- und Wendepunkt stehend aufgefasst werden kann, an dem der romantische Mythos vom unschuldigen Kind gewissermaßen äußerlich übersteigert wird und gleichzeitig kollabiert. Ein wesentliches Anliegen der Arbeit ist es, zu zeigen, dass sich Carrolls Blick auf das Kind bei näherer Betrachtung jedoch in essenzieller Weise noch an dessen spirituelle Grundierung gebunden zeigt und damit der Krisensymptomatik des romantischen Unschuldsmythos seiner Zeit trotzen kann.
Abstract
(Englisch)
Lewis Carroll (1832-1898), mathematician, photographer and author of the world-famous children’s book "Alice’s Adventures in Wonderland" glorified the innocence of the child which he focused on the little Victorian middle-class girl in all his works as well as in his private life. Carroll’s friendships with a large number of little girls, especially his enthusiastic diary entries and letters concerning their attractivity as well as the large number of Carroll’s photographs of the little girls – also including some nudes – may cause some suspicion today. In order to avoid monocausal sexualised interpretations a reflection of Carroll’s life and works within the cultural and traditional context seems inevitable. This work intends to demonstrate that Carroll’s view of the child can be seen essentially as a point of culmination of a traditional, spiritually based adoration of the innocence of childhood, which – grounded in the ancient world and outliving the conflict with the Augustinian doctrine of original sin – attained perfection in its secular form with Rousseau’s philosophy and in the Romantic period of the late 18th and early 19th centuries. The text at hand deals with the ripening of the Romantic myth of childhood’s innocence, that interpreted – within a critical attitude towards human society and science - the child as antithesis to the adult man’s estrangement of the godlike origin of mankind, as well as the crisis of the Romantic myth of childhood’s innocence, caused by its progressing popularisation and the growing predominance of the scientific view of the human being in the late 19th century. This work intends to demonstrate the fact, that Lewis Carroll’s life and work can be construed as a representation of this point of culmination and turning point that is characterised by an overshoot and simultaneous collapse of the Romantic myth of childhood’s innocence. As a major concern this study tries to prove that Lewis Carroll’s view of the child is still strictly bound on the spiritual roots of the Romantic myth of childhood’s innocence and is consequently immune to its developing crisis at the end of the 19th century.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Lewis Carroll Charles L. Dodgson Romantic period childhood innocence Victorian era
Schlagwörter
(Deutsch)
Lewis Carroll Charles L. Dodgson Romantik Kindheit Unschuld viktorianisches Zeitalter
Autor*innen
Christian Georg Fries
Haupttitel (Deutsch)
Die Kulmination des romantischen Mythos vom "unschuldigen Kind" im Leben und Werk Charles L. Dodgsons alias Lewis Carroll, des Autors von "Alice im Wunderland"
Paralleltitel (Englisch)
The culmination of the romantic myth of childhood's innocence in life and works of Charles L. Dodgson alias Lewis Carroll, the author of "Alice's Adventures in Wonderland"
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
224 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Birgit Bolognese-Leuchtenmüller
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte ,
15 Geschichte > 15.08 Sozialgeschichte ,
15 Geschichte > 15.64 Großbritannien, Irland
AC Nummer
AC06694526
Utheses ID
311
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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