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Neueste sprachpolitische Entwicklungen in der Bretagne
Andreas Kräuter
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Lehramtsstudium UF Französisch UF Geographie und Wirtschaftskunde
Betreuer*in
Georg Kremnitz
Mitbetreuer*in
Georg Kremnitz
DOI
10.25365/thesis.35115
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29136.00313.454159-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die hier vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der aktuellen sprachpolitischen Situation in
der Bretagne.
Die Halbinsel Bretagne liegt im Westen Frankreichs. In dieser Region dominiert die
französische Sprachpraxis. Auf dem Gebiet der historischen Bretagne, die das Département
Loire-Atlantique miteinschließt, existieren überdies sprachliche und kulturelle Spuren des
Bretonischen und des Gallo.
Die Verbreitung und Vitalität der bretonischen Sprache möchte ich in dieser Arbeit
untersuchen und darstellen.
Der französische Staat drückte in seiner Politik gegenüber den Sprachen innerhalb seiner
nationalen Einheit eine ablehnende Haltung aus. Die Gleichheit – ein Grundwert seit der
Französischen Revolution – aller Bürger Frankreichs vor dem Gesetz soll sich auch auf der
sprachlichen Ebene ausdrücken. Die jakobinisch-zentralistische Sprachpolitik verfolgte das
Ziel, einzig Französisch als nationale und identitätsstiftende Sprache gelten zu lassen.
Regionale Sprachen wirkten in einem fortschrittlichen Nationalstaat hindernd, so die Meinung.
Erst in den 1950er Jahren wurde ein Gesetz verabschiedet, dass Unterricht von
Regionalsprachen erlaubt. Demnach gehören die regionalen Sprachen und Kulturen zum Erbe
Frankreichs.
Dies bedeutet lediglich eine offizielle Abkehr von der Negierung ihrer Existenz – eine
weitreichende Förderung der regionalen Sprachen bleibt von staatlicher Seite aus.
Die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen von 1992 soll das vielfältige
kulturelle Erbe der Regional- und Minderheitensprachen in Europa wahren und stärken.
1999 hat auch Frankreich diese unterzeichnet, jedoch noch nicht ratifiziert.
Die repressive Sprachpolitik von Seiten des Staates bewirkte unter anderem einen
bedeutenden Verlust an Bretonischsprechern.
Die aktuelle Anzahl von Menschen, die Bretonisch beherrschen, liegt unter 200.000 (2007:
172.000 Sprecher nach TMO-Régions 2007) und wird für 2017 mit 122.000 prognostiziert.
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Der Großteil (rund 70%) der Bretonischsprecher ist über 60 Jahre alt, was aus demografischer
Sicht ein Abschwächen der Sprecherverluste nicht zulässt. Die geringste Sprecherzahl betrifft
Menschen im erwerbsfähigen Alter. Bei Jugendlichen war hingegen zuletzt der Anteil an
Bretonischsprechern angestiegen.
Positive Impulse zur Wahrung und Erhaltung der bretonischen Sprachen geht in erster Linie
vom bilingualen Schulangebot aus. Die Kinderkrippen und Schulen der Organisationen Diwan,
Div Yezh und Dihun wirken neben dem Angebot an Kursen für Erwachsene als Garantie zur
Verbreitung des Bretonischen. Finanzierungsprobleme und der Mangel an Lehrpersonal stellen
dabei große Herausforderungen dar.
Die Verwendung des Bretonischen in Medien wie Fernsehen, Radio, Zeitungen oder Büchern
hat es gegen französischsprachige Allgemeinmedien schwer. Häufig ist es dem Engagement
von Freiwilligen zu verdanken, dass diese weiter existieren können. Eine Chance stellt jedoch
die Verbreitung via Internet dar; die bretonische Version von wikipedia verzeichnet zahlreiche
Autoren.
Die familiäre Weitergabe der Sprache ist gering. Auch in Gebieten, wo ein relativ hoher
Sprecheranteil besteht, ist die bretonische Sprachpraxis nur schwach ausgeprägt. Es lässt sich
jedoch ein gewisser Gegentrend erkennen und die Kenntnis des Bretonischen wird mittlerweile
positiver gesehen.
Das Trauma der Verachtung und der Unterdrückung dieser Sprache bei den Bretonen sowie
die Stigmatisierung ihrer Praxis mit Rückständigkeit oder Fortschrittfeindlichkeit scheinen
durch die Qualität von Mehrsprachigkeit und erhöhte Sichtbarkeit im öffentlichen Raum mehr
und mehr aufzuweichen.
Die Sichtbarkeit dieser Sprache wird zum Beispiel durch lokale Unternehmen, die auf
Authentizität setzen und ihre Produkte bretonisch benennen und auch einen bretonischen
Firmennamen wählen, bestärkt. Die innerbetriebliche sprachliche Ausdrucksweise folgt jedoch
der französischen Sprachpraxis.
Durch das Ofis Publik ar Brezhoneg wird auch der Spracherwerb und die öffentliche Wahrnehmung von bretonischer Sprache unterstützt. Die Organisation wird von der Region Bretagne und dem Département Loire-Atlantique subventioniert.
Um das Bretonische solide in der Gesellschaft zu verankern, gehen vom Ofis wichtige Impulse aus. So soll die Charta Ya d’ar Brezhoneg für Betriebe, Gemeinschaften und Vereine eine
Möglichkeit sein, sprachpolitische Akzente zu setzen. Das kann sich z.B. in zweisprachigen Beschilderungen und anderen schriftlichen Produkten ausdrücken.
Die UNESCO zählt Bretonisch zu den ernsthaft bedrohten Sprachen der Welt. Trotz regen sprachpolitischen Engagements zahlreicher lokaler Interessensgruppen, wird die Sprecherzahl weiter sinken. Ihre Anzahl wird sich meiner Meinung nach auf schwachem Niveau einpendeln.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
language policy Brittany bilingualism french language policy
Schlagwörter
(Deutsch)
Sprachenpolitik Sprachpolitik Bretagne Bilingualismus französische Sprachpolitik aktuelle Situation des Bretonischen
Autor*innen
Andreas Kräuter
Haupttitel (Deutsch)
Neueste sprachpolitische Entwicklungen in der Bretagne
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
105 S.
Sprache
Deutsch
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.22 Sprachlenkung, Sprachpolitik
AC Nummer
AC12142131
Utheses ID
31133
Studienkennzahl
UA | 190 | 347 | 456 |