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Transitional justice and reconciliation amidst an armed conflict
perspektives from Colombia's Magdalena Medio Region
Christian Wlaschütz
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium d.Sozialwissenschaften (Dissertationsgebiet: Politikwissenschaft)
Betreuer*in
Otmar Höll
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.35153
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29170.89221.250766-4
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Kolumbien befindet sich zwar weiterhin in einem bewaffneten Konflikt, die Regierung Uribe allerdings nahm die Demobilisierung der paramilitärischen Einheiten zum Anlass, klassische Post-Konflikt-Instrumente anzuwenden. So gibt es in diesem Land seit 2003 intensive Debatten über Wahrheitsfindung, Entschädigung, Versöhnung und Strafprozesse für die TäterInnen. Der 2005 verabschiedete gesetzliche Rahmen dieser Demobilisierung (Gesetz „Gerechtigkeit und Frieden“) wurde wegen seiner geringen Strafen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit heftig kritisiert, führte aber entgegen der eigentlichen Intention der Regierung zu einer Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen den Eliten und den Paramilitärs. Welche Relevanz aber haben diese Entwicklungen für Menschen fernab des politischen Zentrums? Mittels einer umfangreichen, auf qualitativen Interviews aufgebauten Feldforschung versucht der Autor, der selbst mehrere Jahre in Kolumbien tätig war, herauszufinden, mit welchen Bedeutungen zivilgesellschaftlich engagierte Menschen in der Konfliktregion Magdalena Medio die Begriffe Transitional Justice und Versöhnung füllen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Demobilisierung der paramilitärischen Einheiten höchstens als punktuelles historisches Ereignis, nicht aber als Grundlage für eine „Transition“ relevant ist. Zuwenig wird eine spürbare Veränderung systemischer Missstände wie Ungleichheit, Korruption und Gewalt erkannt, was auch auf inhärente Schwächen der Transitional Justice hindeutet. Erst wenn sie konsequent strukturelle Konfliktursachen benennt und behebt, könnte Transitional Justice einen Prozess hervorrufen, der letztlich zur Versöhnung auf mehreren Ebenen führt. Die Interviewten bezeichnen eindeutig Gerechtigkeit, Wahrheit und tiefgreifende politische und ökonomische Veränderungen als Grundlage eines solchen Prozesses. Dem Staat wird fast einheitlich ein großes Misstrauen entgegen gebracht; zu lange nahmen die Menschen in ihm eine Quelle für Unsicherheit und einen Gewaltakteur wahr. Das 2011 verabschiedete „Opfergesetz“ mit seinen Bestimmungen zur Landrückgabe und der Entschädigung der Opfer könnte bei einer effizienten Umsetzung zu einer Veränderung der Beziehung zwischen Staat und BürgerInnen führen. Daraus zeigt sich, dass Versöhnung als ein langandauernder und politisch ambitionierter Prozess gesehen wird, der sich nicht auf medienwirksame und oberflächliche „Versöhnungszeremonien“ zwischen einzelnen Opfern und TäterInnen beschränken lässt.
Abstract
(Englisch)
Colombia is still mired in an armed conflict. Nevertheless, the Uribe government used the demobilization of the paramilitary units as the motive to begin applying instruments that are usually part of a post-conflict context. From this point in 2003 onwards there have been intense debates on truth, reparation, reconciliation and trials for the perpetrators. In 2005 the legal framework for this demobilization, the so-called Justice and Peace Law, was approved and severely criticized for the minimal prison terms for crimes against humanity. Yet, and against the original intention of the government, it led to an analysis of the relations between the country’s elite and the paramilitaries. What relevance do these developments have for people far from the political center? Through a comprehensive field-research based on qualitative interviews, the author, who lived and worked several years in Colombia, tried to understand how people who are actively involved in civil society activities in the conflictive Magdalena Medio Region understand the terms transitional justice and reconciliation. The results show that the demobilization of the paramilitary units is, at most, relevant as a historic incident but not as the foundation of a “transition”. People in this region perceive too few tangible changes in the systemic deficiencies such as inequality, corruption and violence, which also points to weaknesses of transitional justice. Only if transitional justice consistently names and eliminates structural conflict causes, may it produce a process that, eventually, leads to reconciliation on multiple levels. The interviewees clearly highlight justice, truth and profound political and economic transformations as the foundation for such a process. The attitude towards the state is almost exclusively characterized by distrust. For too long, people have perceived the state as the source of insecurity and as an actor of violence. Provided that the 2011 approved “Victims’ Law” with its stipulations regarding the return of land and reparation of victims is efficiently implemented, it may help to improve relations between the state and its citizens. Overall the results of this research show that reconciliation is considered a long-lasting and politically ambitious process that cannot be reduced to superficial and, for the media, orchestrated “reconciliation ceremonies” between individual victims and perpetrators.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Colombia Latin America Conflict Peacebuilding Peace Transitional Justice Reconciliation Politics
Schlagwörter
(Deutsch)
Kolumbien Lateinamerika Konflikt Friede Transitional Justice Versöhnung Politik
Autor*innen
Christian Wlaschütz
Haupttitel (Englisch)
Transitional justice and reconciliation amidst an armed conflict
Hauptuntertitel (Englisch)
perspektives from Colombia's Magdalena Medio Region
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
353 S. : graph. Darst.
Sprache
Englisch
Beurteiler*innen
Otmar Höll ,
Heinrich Schneider ,
Gernot Stimmer
Klassifikationen
89 Politologie > 89.76 Friedensforschung, Konfliktforschung ,
89 Politologie > 89.79 Internationale Konflikte: Sonstiges ,
89 Politologie > 89.94 Internationale Beziehungen: Sonstiges
AC Nummer
AC12152871
Utheses ID
31165
Studienkennzahl
UA | 784 | 300 | |
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