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Das alles verschlingende, innere, schwarze Loch
Metaphern der Leere bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Florian Neutatz
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Psychologie
Betreuer*in
Thomas Slunecko
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.35161
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30199.88080.549169-7
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Inhalt der vorliegenden Studie ist eine metaphernanalytische Untersuchung des chronischen Gefühls der inneren Leere, wie es als siebtes Diagnosekriterium der Borderline-Persönlichkeitsstörung (DSM-V: 301.83) bzw. Diagnosekriterium der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F 60.31) angeführt ist. Dazu wurden in einer stationären psychiatrischen Einrichtung PatientInnen mit der Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung befragt und die deutsch- und englischsprachige Fach-, Ratgeber- und Selbsthilfeliteratur zum Thema Borderline-Persönlichkeitsstörung nach Erlebnisberichten Betroffener über Leeregefühle durchsucht. Die gefundenen bildhaften Aussagen wurden einer Metaphernanalyse unterzogen. Metapher wird nach Lakoff und Johnson (2003) als kognitive Strategie verstanden, die es dem Individuum ermöglicht, seine Sinneserfahrung zu strukturieren, wobei die durch die Metaphernanalyse identifizierten Konzepte nicht mehr nur als individuelle kognitive Konzepte verstanden werden, sondern im Sinne eines sozialkonstruktivistischen Ansatzes als Vorstellung auf kollektiver Ebene. Im Rahmen der Metaphernanalyse wurden sieben Metaphernfelder ermittelt, in Gestalt derer das Gefühl der Leere von Personen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung konzeptualisiert wird. Leere wird dabei als (geistiges) Absterben, Lähmung und Tod verstanden, als ein Gefäß, das gefüllt werden kann/soll, als das Tragen einer Last, als Gefangenschaft, als Wetter- oder Naturphänomen, als Flüssigkeit und als etwas Dunkles. Die Interpretation folgte psychoanalytischen Gesichtspunkten zu Genese und Erleben der untersuchten Störung, weiters Überlegungen zu der speziellen Bedeutung der Dunkelheit für die Leere und dem in der Gefäßmetapher ausgedrückten Verlust der Ich-Grenzen, also der Nähe zur Psychose. Die beschriebenen Metaphernfelder wurden in Zusammenhang mit dem Strukturniveau nach OPD-2 (Arbeitskreis OPD, 2006) gebracht und zusätzlich in Bezug zu Martin Heidegger und dessen Gedanken über Ich und Ich-Verlust im Rahmen der Erfahrung von Angst und Langeweile gesetzt. Die Ergebnisse deuten zum einen auf einen Zusammenhang zwischen eher körperbezogenen Metaphern (Absterben/Lähmung) und besser integrierten Persönlichkeiten hin, sowie zum anderen auf einen Zusammenhang zwischen abstrakteren Metaphern (Flüssigkeit, Dunkelheit) und gering integrierten Persönlichkeiten.
Abstract
(Englisch)
This study explores metaphorical conzeptualizations of chronic feelings of emptiness, the 7th DSM-V diagnostic criterion (DSM-V: 301.83) of borderline personality disorder (BPD), or the ICD-10 diagnostic criterion of a borderline-subtype, the emotionally unstable personality disorder (ICD-10: F 60.31). BPD-patients often report feelings of emptiness though they can hardly describe this emotional state. Experts and therapists also find these descriptions difficult to understand. In addition, the topic has been subject of little scientific investigation. For this study, in-patients diagnosed with BPD were asked to describe feelings of emptiness. In addition, scientific, counseling and self-help literature in German and English were searched for reports about experiences of the feeling by persons affected. Notes and descriptions were analyzed by metaphor analysis, a method based on cognitive linguistics. Following Lakoff and Johnson (1980), metaphor is a cognitive concept that structures subjective experience. In reference to social constructivism, metaphors can also be understood as collective shared concepts. Results show that patients' descriptions of emptiness can be summarized by seven metaphors: emptiness as a process of dying and death, as a container, as bearing a burden, as being imprisioned, as meteorological phenomenon, as a fluid and as darkness. The interpretation followed psychoanalytic views on development and onset of BPD, considerations on the meaning of the metaphor of darkness and the loss of the self (i.e. proximity to psychosis) that is expressed in the container metaphor. Furthermore, the results were connected to Axis IV (structure) of Operationalized Psychodynamic Diagnosis-2 (Arbeitskreis OPD, 2006) and the philosophical works of Martin Heidegger on the self/loss of self by feelings of fear and boredom. The analysis indicates that metaphors that are more connected to the body (such as dying/death) correspond to higher levels of personality integration, whereas more abstract metaphors like fluid and darkness refer to a less integrated self.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Borderline-Persönlichkeitsstörung Chronisches Gefühl der Leere Metaphernanalyse
Autor*innen
Florian Neutatz
Haupttitel (Deutsch)
Das alles verschlingende, innere, schwarze Loch
Hauptuntertitel (Deutsch)
Metaphern der Leere bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
199 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Slunecko
Klassifikationen
77 Psychologie > 77.13 Tiefenpsychologie ,
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie ,
77 Psychologie > 77.78 Psychoanalytische Therapie
AC Nummer
AC12160817
Utheses ID
31172
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1