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Ornitomorphe Bronzefigürchen in der Latènezeit
Ansätze zur wissenschaftlichen Interpretation eines mitteleuropäischen Phänomens
Claudia Uhlemayr
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Individuelles Diplomstudium Keltologie
Betreuer*in
Peter C. Ramsl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.35420
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30359.32889.333461-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden im mitteleuropäischen Raum neben weiteren bronzenen Tierfiguren auch zahlreiche - bisher in der Latènekunst einzigartige - Vogeldarstellungen bekannt, die zumeist mit Hilfe von Metalldetektoren gewonnen wurden. Wegen ihrer Konzentration auf die an der 'Bernsteinstraße' liegenden mährischen- und niederösterreichischen Siedlungen sind sie im Hinblick auf die, zwischen diesen Orten in Lt C herrschenden, wirtschaftlichen und kulturellen Bande von besonderem Interesse. Um eine möglichst umfassende Untersuchung der Figuren als Phänomen ihres sozio-kulturellen Umfelds vornehmen zu können, wird auf postprozessualistische Methoden, den kommunikationssemiotischen Ansatz der materiellen Kultur und bildwissenschaftliche Ansätze, zurückgegriffen. Dabei stehen nicht nur die lokalen wirtschaftlichen Verbindungen und Siedlungshierarchien, sowie die Einbindung der gesamten Region in Fernhandelsnetze im Vordergrund, sondern auch die formal-stilistische Gestaltung der Figuren und ihre Analyse als Teil der lokalen latènezeitlichen Bildpraxis. Neben der Darstellungsart wird auch die Möglichkeit einer ornithologischen Deutung untersucht, welcher eine eigens für den vorliegenden Fall entwickelte archäologisch-ornithologische Methode zugrunde gelegt wird, die den Bildcharakter der Figuren berücksichtigt. Bei einer über den lokalen Bereich hinausreichenden Einordnung der mährischen Figuren in die latènezeitliche Bildpraxis lässt sich feststellen, dass das Vogelmotiv hier über eine durchgehende Tradition verfügt. Demnach ist es möglich, dass die mitteleuropäischen Exemplare auf latènezeitliche Vorgänger zurückzuführen sind und nicht etwa auf Vorlagen aus den Gebieten südlich der Alpen. Zudem deuten sich, was die Verbreitung des Motivs in der mittleren und späten Latènezeit anbelangt, besonders Verbindungen zur am Donauweg liegenden Gegend um Manching an, für die bereits wirtschafts- und siedlungsarchäologisch Kontakte zum mitteleuropäischen Raum herausgestellt wurden. Eine Annäherung an die symbolische Bedeutung des Motivs ist nicht möglich, da im Rahmen der ornithologischen Deutung keine gesicherte Überzahl an Darstellungen von Wasservögeln festgestellt wurde, wie sie bisher angenommen wurde, sondern sich sehr unterschiedliche Vogeltypen identifiziert ließen. Auch die ursprüngliche Funktion der Figuren ist schwer zu fassen. Von den bisherigen Interpretationen als Amulette, Votive oder Spielfiguren kann aufgrund der Quellenlage keine ausgeschlossen werden. Eine Deutung der Figuren als Münzgewichte ist allerdings im Hinblick auf die Verwendung des Vogelmotivs in der latènezeitlichen Bildpraxis und die Gewichtsschwankungen latènezeitlicher Münzen bisher nicht zu bestätigen.
Abstract
(Englisch)
In the course of the last centuries bird figurines emerged (as an up until then unique phenomenon of the Latène culture) besides other bronze animal figurines in the central European region, which had mainly be found by through the use of metal detectors. Due to their cumulative occurrence in Moravian and lower Austrian settlements along the 'Amber road', they are of special interest because of the economic and cultural ties of these settlements during Lt C. Therefore, in order to achieve an extensive examination of the figurines as a phenomenon of their socio-cultural environment, the post-processualistic approach (the communications semiotics theory of the material and visual culture) are used. In doing so not only the local economic ties and settlement hierarchies, as well as the embedment of the whole region in long-distance trade networks are subjects of attention, but also the figurines' formal-stylistic presentation and their analysis as a part of the local visual culture during the Latène period. Apart from the method of representation the possibility of an ornithologic interpretation is examined, which underlying concept has been solely developed for the purpose of this thesis and takes the figurines' visual character into account. The attempt to classify the Moravian figurines into the Latène period's supraregional visual culture the bird motive continuous tradition is revealed. It is therefore possible to tie the central European exemplars to predecessors of the Latène culture and not to models from South of the Alps. In regard to the motive’s distribution it seems furthermore that there is a special connection to the region around Manching along the Danube during the middle and late Latène period, for which economic and settlementarcheological contacts to the central European region have already been established. An approximation to the motive's symbolic meaning is impossible because - other than assumed - within the possibilities of the ornithological interpretation an assured majority of representations of aquatic birds couldn't be determined but contrarily identified various types of birds. The original function of the figurines is also hard to determine. None of the previous interpretations as amulets, votivs or tokens can be excluded due to undocumented findings. Up until now the figurines' interpretation as coin weights can't be verified due to the bird motive's utilisation of the visual art during the Latène period, as well as the coins variability in weight during this period.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Post-structuralism Visual culture Archeology latène-figurines bird figurines Moravia Lower Austria
Schlagwörter
(Deutsch)
Poststrukturalismus Bildwissenschaft Archäologie latènezeitliche Figuren Vogelfiguren Mähren Niederösterreich
Autor*innen
Claudia Uhlemayr
Haupttitel (Deutsch)
Ornitomorphe Bronzefigürchen in der Latènezeit
Hauptuntertitel (Deutsch)
Ansätze zur wissenschaftlichen Interpretation eines mitteleuropäischen Phänomens
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
100, XXXV S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter C. Ramsl
Klassifikationen
02 Wissenschaft und Kultur allgemein > 02.00 Wissenschaft und Kultur allgemein: Allgemeines ,
10 Geisteswissenschaften allgemein > 10.03 Methoden und Techniken der geisteswissenschaftlichen Forschung
AC Nummer
AC12156691
Utheses ID
31386
Studienkennzahl
UA | 057 | 327 | |
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