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Der Versuch der Etablierung einer aristokratischen Regierungsform in Russland 1730 aus der Wahrnehmung des Wiener Hofes
Steven Peter Müller
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Osteuropäische Geschichte
Betreuer*in
Christoph Augustynowicz
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.35477
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29857.89397.717669-5
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit dem Versuch der Etablierung einer aristokratischen Regierungsform in Russland nach dem unerwarteten Tod des jungen Zaren Peter II. 1730. Die Nachfolge Peters II. war vollkommen unklar, nachdem die männliche Linie der Romanovs mit seinem Tod erloschen war. Die zentrale Forschungsfrage beschäftigt sich damit, wie die diplomatischen Vertreter des Wiener Hofs sowie der Kaiser und seine Berater in Wien die Veränderungen beim Thronwechsel 1730 wahrnahmen und beurteilten. Die Arbeit basiert auf der Auswertung diplomatischer Akten des Haus- Hof- und Staatsarchivs Wien. Der Betrachtungszeitraum umfasst die Zeit von der Erkrankung Peters II. (18. Januar 1730) bis zur Ausrufung Anna Ivanovnas zur Autokratin (8. März 1730). Im ersten Kapitel wird die Forschungsfrage erläutert und es erfolgt eine kurze historische Einordnung dieser in die Geschehnisse 1730 unter besonderer Berücksichtigung Russlands und des Kaiserhofs. Der aktuelle Forschungsstand und die Archivalien und deren Relevanz in der Forschung werden dargelegt. Zum Forschungsstand generell lässt sich sagen, dass die Zeit Anna Ivanovnas schlecht erforscht ist. Die diplomatischen Akten, die dieser Arbeit zu Grunde liegen, wurden bisher kaum ausgewertet. Im zweiten Kapitel wird die Situation am russischen Hof beim unerwarteten Tod des 14-jährigen Zaren Peter II. dargestellt. Der Kaiser in Wien war gut informiert über die Vorgänge in Moskau. Seine Interessen bei der unklaren Thronfolge waren, das Bündnis mit dem Russländischen Reich zu erhalten sowie eine lange, Russland destabilisierende Nachfolgekrise zu verhindern. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage, inwieweit der Kaiser in Wien über den Versuch der Etablierung einer aristokratischen Regierungsform durch den Obersten Geheimen Rat Bescheid wusste. Die von der designierten Zarin Anna Ivanovna unterschriebenen Konditionen beschnitten ihre Macht und errichteten eine aristokratische Oligarchie. Der Herrscherin war es laut den Konditionen ohne die Zustimmung des Obersten Geheimen Rats nicht gestattet, Krieg zu erklären oder Frieden zu schließen, neue Steuern zu erheben, hohe Ämter am Hof sowie im Militär zu besetzen, den Oberbefehl über die Garde auszuüben, einen Nachfolger zu designieren oder zu heiraten, um nur die bedeutendsten Einschränkungen zu nennen. Vertreter des Adels und des Militärs waren durch den Versuch der Errichtung einer Oligarchie in Aufregung versetzt und entwarfen eigene Reformprogramme, um die Regierungsform zu verändern. Die Vertreter des Kaisers waren auf Grund dieser Vorgänge alarmiert. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem Ende der Machtbeschränkung Anna Ivanovnas durch ihre Ausrufung zur Selbstherrscherin. Sie nutzte die Fragmentierung des Adels und des Militärs sowie deren sich widersprechende Ziele, um ihre autokratische Macht wiederherzustellen. Die unmittelbaren Auswirkungen des Scheiterns des Versuchs der Etablierung einer aristokratischen Regierungsform werden im vierten Kapitel betrachtet. Die kaiserlichen Vertreter begrüßten diese Entwicklung. Abschließend lässt sich festhalten, dass der Kaiserhof die Vorkommnisse am Moskauer Hof sehr genau wahrnahm. Die kaiserlichen Vertreter hatten gute Kontakte zu den obersten Vertretern des russischen Hofs sowie zur Zarin. Die Analyse der diplomatischen Korrespondenz legt verschiedenste Machtinteressen, Intrigen und Motivationen der verschiedenen Akteure offen.
Abstract
(Englisch)
The following Master thesis deals with the attempt to establish an aristocratic government in Russia after the unexpected death of the young Emperor Peter II. 1730. This was on the fact that the situation of succession was unclear after the male line of the Romanov dynasty had died out. Therefore, this paper poses the central research question of how well informed the Emperor of the Holy Roman Empire and his court in Vienna were by its diplomatic representatives in Moscow about this situation. This will be answered by analyzing diplomatic sources of the Viennese archive between the beginning of the Tsar’s illness (18.01.1730 stili novi) until the declaration of restoration of autocracy by empress Anna Ivanovna (08.03.1730 stili novi). The first chapter underlines the importance of my research question by contextualizing it within the historical situation in 1730’s Europe by focusing on the Holy Roman Empire and the Russian Empire. The diplomatic archives and their relevance in research are explained. The state of research of Anna Ivanovna’s time can be considered rather sparse. Diplomatic reports of the Viennese archives were hardly ever investigated. The second chapter deals with the situation of the Russian court at the time of the unexpected death of the 14 year old Emperor Peter II. The Emperor in Vienna was certainly well informed about the situation. His interests within this unclear situation of succession were to secure his alliance with Russia and, consequently, preserve the Russian Empire from a long and destabilizing succession crisis. The third chapter discusses the Emperor’s knowledge on the establishment of the aristocratic government by the members of the Supreme Privy Council. The conditions signed by Empress Anna restricted her power heavily and changed the nature of the state’s government from an autocracy to an aristocratic oligarchy. The Russian Empress was no longer allowed to declare war or conclude peace, issue new taxes, promote high ranks, have the guards under her authority, designate her hire or even marry without the approval of the Supreme Privy Council to name just the most striking restrictions. If Anna violates these restrictions she could be deprived of the crown of Russia. The nobility and military were alerted by an establishment of a narrow oligarchy and, therefore, developed their own reform projects on modifying the government. The Viennese representatives were highly alarmed by this situation. Chapter four depicts the restoration of the autocratic power by Empress Anna using the fragmentation and opposing aims of the nobility and military. The view on the situation in Moscow ended with the immediate effects of the restoration on the Russian autocracy, which were welcomed by the Viennese envoy. In general, it can be said that the imperial envoy informed his Emperor very well about the situation in Moscow. He had well-developed contacts to the highest representatives of the Russian court and the Empress herself. This analysis of archival diplomatic sources draws up a vivid picture of interests of power, intrigues and failure.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
change of throne Russia Anna Ivanovna diplomacy 1730
Schlagwörter
(Deutsch)
Thronwechsel Russland Anna Ivanovna Diplomatie 1730
Autor*innen
Steven Peter Müller
Haupttitel (Deutsch)
Der Versuch der Etablierung einer aristokratischen Regierungsform in Russland 1730 aus der Wahrnehmung des Wiener Hofes
Publikationsjahr
2014
Umfangsangabe
109 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Christoph Augustynowicz
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.06 Politische Geschichte ,
15 Geschichte > 15.34 Europäische Geschichte 1492-1789 ,
15 Geschichte > 15.42 Deutsche Geschichte 1500-1800 ,
15 Geschichte > 15.74 Russland
AC Nummer
AC12162515
Utheses ID
31440
Studienkennzahl
UA | 066 | 687 | |
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