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Kannibalismus im Film
vom Wilden zum Gentleman - ein Tabubruch im Wandel
Adelheid Maria Theresia Heindl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Ramón Reichert
DOI
10.25365/thesis.35747
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30322.58388.308761-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Kannibalismus, der Verzehr des Menschen durch den Menschen selbst, ist eines der
grundlegendsten Verbote zur Erhaltung einer sozialen Ordnung. Der Kannibale, durch
Märchen und Erzählungen stets mit dem Bösen assoziiert, wird zu einem Mythos, der
gleichermaßen abschreckt, verängstigt und fasziniert. Die der Menschheit zugrunde
liegende Faszination für das Böse lässt ihn zu einem immerwährenden Bestandteil in der
Literatur und den darstellenden Künsten werden. Diese Arbeit beschäftigt sich mit der
Darstellung von Kannibalismus im Film und der Frage, ob und inwiefern diese im Laufe
der Filmgeschichte einen Wandel unterzogen war.
Zu Beginn wird der Begriff Kannibalismus im Forschungsfeld der Ethnologie und der
Psychoanalyse dargestellt. Beide Disziplinen tragen zu einer allgemeinen
gesellschaftlichen Meinungsbildung bei. Aus diesem Grund wird an späterer Stelle der
Einfluss ihrer Erkenntnisse auf die dargestellten Filme untersucht.
Im Anschluss werden filmgeschichtlich repräsentative Werke zum Thema Kannibalismus
vorgestellt. Um ein möglichst breites Genrespektrum abzudecken, werden die zu
behandelnden Filme in die Kapitel „europäisches Autorenkino“, „italienischer
Kannibalenfilm“, „Horrorfilm“ und „Hannibal Lecter“ unterteilt. Hinsichtlich der
Genrezugehörigkeit und dem zeitlichen und somit gesellschaftspolitischen Hintergrund
werden klare Unterschiede in der Darstellung des Kannibalen deutlich. Während der
Kannibal im italienischen Kannibalenfilm der 1970er Jahre noch als Mitglied
unzivilisierter Urvölker in die Abgeschiedenheit ferner Dschungel verbannt wird und im
Horrorfilm seit jeher die Rolle des optisch entstellten und debilen Monsters einnimmt, ist
der Kannibale in den Filmen des europäischen Autorenkinos ein gescheitertes Mitglied der
Gesellschaft, das zumindest optisch nicht als andersartig stigmatisiert ist. Hannibal Lecter
ist in der heutigen Zeit der wohl bekannteste Filmkannibale und weicht in seiner
Darstellung stark von den bisherigen ab. Er ist kultiviert, intellektuell und ein Mitglied der
gehobenen Gesellschaftsschicht. Das Böse ist auf den ersten Blick als solches nicht mehr
erkennbar.
Ein Vergleich der Erkenntnisse der Ethnologie und der Psychoanalyse zum Thema
Kannibalismus mit den dargestellten Filmen zeigt, dass der Begriff der Einverleibung, wie
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auch der Tabubruch, auf unterschiedliche Weise interpretiert wurde. Kannibalismus kann
als Metapher für gesellschaftspolitische Missstände stehen, ebenso wie er den Durst des
sensationsgierigen, voyeuristischen Zuschauers stillen kann, indem er ihn mit einer seiner
Urängste konfrontiert. Der Kannibale wird als das personifizierte Böse dargestellt und ist
zugleich auch Spiegelbild der Gesellschaft. Die Angst vor dem Bösen bleibt im Wandel der
Zeit erhalten, die Vorstellung vom Bösen änderte sich allerdings und mit ihm die filmische
Darstellung des Kannibalen.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Kannibalismus Film Hannibal Lecter Tabubruch
Autor*innen
Adelheid Maria Theresia Heindl
Haupttitel (Deutsch)
Kannibalismus im Film
Hauptuntertitel (Deutsch)
vom Wilden zum Gentleman - ein Tabubruch im Wandel
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
96 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Ramón Reichert
AC Nummer
AC12280442
Utheses ID
31682
Studienkennzahl
UA | 317 | | |