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Das Frauenbild des Hochmittelalters in den neuen Medien
zwischen Frömmigkeit, Hexerei und Sinneslust
Katharina Mikl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Betreuer*in
Brigitte Marschall
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.36071
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30222.07964.860253-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Der Freiraum der Frauen im Mittelalter war auf ein Minimum beschränkt. Die Männer konnten sie nehmen und fallenlassen, wie sie wollten, sie entschieden allein, ob sie ihre Gattinnen ausstellten oder wegsperrten, sie waren die Herren aller drei Lebensabschnitte der Frauen: Jungfräulichkeit, Ehe mit Gebärzwang und Witwenschaft. Und das, was über Frauen im 12. Jahrhundert bekannt ist, stammt ausschließlich aus Quellen, die von Männern verfasst wurden. Vom 14. bis zum 16. Jahrhundert diente die kirchliche Auffassung von der Sündhaftigkeit der Frau der allgemeinen Meinungsbildung über deren Charakter. Abtreibung, Zauberei und Prostitution wurden dem weiblichen Charakter zugeschrieben und rechtfertigten die schlechte Behandlung der Frau bis hin zur Hexenverfolgung und den ersten Hexenprozessen im 15. Jahrhundert. „Eine Zauberin sollst du nicht am Leben lassen“ , besagt das Buch Exodus, das einen Grundstein des Dramas um den christlichen Hexenwahn bildet. So ordnet dieser Satz nicht nur das Töten an, sondern verabsäumt auch zu definieren wer eine Zauberin ist und wie man sie erkennt. Besonders weise Frauen, die um die Kraft der Kräuter und Steine wussten, gerieten im Mittelalter unter Verdacht und erfuhren in der Hexenverfolgung die endgültige Bestrafung. Naturheilkunde, Schwangerschaftsbetreuung, -kontrolle und -unterbrechung ließen einen Pakt mit dem Teufel erahnen. „Also schlecht ist das Weib von Natur“ , steht 1487 im Malleus Maleficarum, dem Standardwerk der Hexenverfolgung, zu lesen. Unzucht mit Dämonen, Hexerei, der Pakt mit dem Teufel wurde vielen Frauen angelastet. Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert wurden mehr als 100.000 Frauen, gerichtlich verurteilt, gefoltert, und auf dem Scheiterhaufen, oftmals auch beladen mit der Schuld einer ganzen Gesellschaft, als Hexe und als Sündenbock verbrannt. Ebenfalls mit Schuld belastet und an den Rand der Gesellschaft gedrängt, war die Existenz von Dirnen geprägt von einer Wechselbeziehung zwischen Illegalität und notwendigem Übel. Fluch und Verdammung sowie Anerkennung und Akzeptanz – die Permanenz des Dirnenelends zieht sich nahezu durch alle Gesellschaftssysteme und Zeitspannen. Moral- und Unmoralvorstellungen haben sich wenig geändert und auch wenn staatlich finanzierte Fürsorge und Resozialisierung existieren, so fordert die Gesellschaft nach wie vor einen Sühneakt um das Gleichgewicht und die Gerechtigkeit wiederherzustellen. Die Faszination Mittelalter hat in den vergangenen Jahren nicht nur vehement zugenommen, sondern äußert sich in den verschiedensten Bereichen. Neben Inszenierungen wie Mittelaltermärkte und Onlinerollenspiele, in denen das Mittelalter als Schauplatz zahlreiche User fesselt und Möglichkeiten der verschiedenen Präsenzen anbietet, begegnet uns das Mittelalter auch in Film und Fernsehen. Immer wieder wird der Mittelalterstoff aufgegriffen und führt den Zuschauer in Welten der Mystik und Magie aber auch Gewalt und Rückständigkeit. Ein wesentliches Merkmal des Mittelalterfilms ist, dass das Genre Mittelalterfilm im eigentlichen Sinne nicht existiert. So zahlreich die Aufgriffe des Stoffes, so zahlreich sind auch die Verarbeitungsweisen. So wurde in vorliegender Arbeit besonderes Augenmerk auf Filme gelegt, die nicht nur den mittelalterlichen Stoff aufgreifen, sondern auch die mittelalterliche Frau ins Zentrum des Interesses stellen. Dabei spielen der Hexenfilm und jener, der die Frau als Märtyrerin und Heldin, aber auch als Mensch am Rande der Gesellschaft, in verschiedenen Doppelpräsenzen zeigt, eine zentrale Rolle. Eine Analyse dieser verschiedenen Präsenzen der mittelalterlichen Frau in Film und Fernsehen gibt Aufschluss, wie das Bild jener in den neuen Medien aufgegriffen und präsentiert wird. Eine konsequente Inszenierung der Hexe auf der Leinwand lässt nicht auf deren Bedeutung allgemein schließen, sondern eher auf die Faszination des Übersinnlichen, der Zauberei und Hexerei auf das Publikum. Das Mittelalter als Garant für Aberglauben zeigt sich aber auch als Zeit, in der Hexenglauben und Hexenwahn Frauen zu Opfern machte. Das Heranziehen drastischer Maßnahmen verursachte, wie der historische Teil vorliegender Arbeit zeigt, Konsequenzen, die für die Betroffenen unbeschreibliche Qualen darstellten. Besonderer Stellenwert kommt im Mittelalterfilm auch den Heldinnen und Helden zu. Amerikanische und Europäische Filme behandeln die Stoffe des Mittelalters unterschiedlich, da die Zugänge durch die eigene Geschichte verschieden sind. Europäische Filme stellen nationale oder regionale Themen in den Mittelpunkt und beziehen sich dabei auf spezifische Heilige oder Heroen. Heldenhaften Einsatz zeigt auch die Hauptdarstellerin des Films Die Wanderhure, wenn es darum geht ihre Unschuld zu beweisen und ihr Ansehen wiederherzustellen. Vor dem Hintergrund mittelalterlicher Strukturen, zwischen traditioneller Frauenrolle und dem Leben als Mitglied einer Randgruppe verliert Marie Schärer im Film ihr Ziel nicht aus den Augen und meistert unter Einsatz ihrer geistigen und körperlichen Vorzüge die Schwierigkeiten um zuletzt im Kampf gegen Willkür und Ungerechtigkeit als Siegerin hervorzugehen. Insgesamt wird in der Arbeit versucht Lebensumstände, Milieu und Existenz von mittelalterlichen Frauen und kontextbezogen auch Männern, in ihrem sozialen und kulturellen Umfeld sowie ihrer Geschlechterbeziehung zu beschreiben und näher zu erläutern und in einem Querschnitt Bildung und Stellung der Frau im Mittelalter zu skizzieren. Darüber hinaus geschieht ein Versuch jenes Bild zu erfassen, das durch neue Medien, insbesondere durch Film- und Fernsehen, das Thema der mittelalterlichen Frau aufnimmt und inszeniert. Es werden die Verschiedenheit der Lebensformen so wie Verhaltensmuster und Denkweisen zwischen älteren und modernen Gesellschaftssystemen aufgezeigt, wodurch einerseits der Wandel und das Ausmaß der Veränderungen beschrieben, andererseits aufgrund der aufgezeigten Beispiele eine beängstigende Kontinuität des Denkens und Handelns erkannt werden kann. Diskriminierung von Außenseitern und gesellschaftliche Verachtung derer, die aufgrund des anderen Geschlechts, anderer Herkunft oder Haltung oder auch anderer Lebensweise als parasitär gelten und für die es im „normalen“ Gesellschaftssystem keinen Platz gibt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Frauenbild im Mittelalter Denkmodelle und Rollenverständnis Hexenmythos Dirnenwesen Film im Mittelalter Die Wanderhure
Autor*innen
Katharina Mikl
Haupttitel (Deutsch)
Das Frauenbild des Hochmittelalters in den neuen Medien
Hauptuntertitel (Deutsch)
zwischen Frömmigkeit, Hexerei und Sinneslust
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
132 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Brigitte Marschall
Klassifikationen
15 Geschichte > 15.33 Hoch- und Spätmittelalter ,
24 Theater > 24.37 Film: Sonstiges ,
71 Soziologie > 71.00 Soziologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.00 Psychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC12216876
Utheses ID
31968
Studienkennzahl
UA | 317 | | |
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