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Einfluss von Wissbarkeit und social takeover bei sequentiellen Entscheidungen
Ingrid Wahl
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Betreuer*in
Erik Hölzl
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.80
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30094.29950.536154-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Ausgehend von früheren Untersuchungen zu sequentiellen Entscheidungen, sollte das vorliegende Experiment Einflüsse auf der individuellen und sozialen Ebene, die auf das Entscheidungsverhalten wirken, untersuchen. Als individuelle Ebene wurde jenes Entscheidungsverhalten gesehen, bei dem es zu keiner zwischenmenschlichen Interaktion kommt, wohingegen der Ausgangspunkt der sozialen Ebene Interaktion ist. In der Untersuchung wurde das Wissen einer dritten Person über die optimale Entscheidung manipuliert, wobei diese Person nicht mit dem Entscheidungsträger interagierte. Die Manipulation der Interaktion beruht auf einer Situation die Hoelzl und Loewenstein (2005) social takeover nannten. Social takeover beschreibt eine Situation in der eine Person von den vorangegangenen Investitionen einer anderen Person profitiert, wenn diese Person ihre Investition abbricht. Auf Grund der Ergebnisse von Studien über das Wissen anderer Personen und social takeover wurde angenommen, dass die Investitionsbereitschaft sinkt, wenn eine dritte Person besser informiert ist als der Entscheidungsträger, und dass die Investitionsbereitschaft steigt, wenn vorangegangene Investitionen des Entscheidungsträgers an eine weitere Person übergeben werden sollen. Für das Experiment wurde ein Kartenstapel mit 60 Karten verwendet, wovon eine Karte der Joker und die anderen Karten Nieten waren. Die TeilnehmerInnen konnten mit einem der 30 erhaltenen Jetons die oberste Karte des Stapels aufdecken, wurde der Joker gekauft, erhielt der oder die TeilnehmerIn 30 Jetons, wurde eine Niete aufgedeckt, wurde nichts ausbezahlt. In die ersten fünf Karten musste investiert werden, danach konnte die Investition jederzeit abgebrochen werden, jedoch konnte nur ein Maximum von 30 Jetons eingesetzt werden. Weiters endete das Spiel, wenn der Joker aufgedeckt wurde. JedeR TeilnehmerIn nahm eine der drei Positionen des Spiels ein, wobei jede Position während der drei Durchgänge einmal pro TeilnehmerIn gespielt wurde. Der oder die TeilnehmerIn an der Position „erster Spieler“ begann zu investieren, der- oder diejenige an der Position „zweiter Spieler“ beobachtete das Spiel des „ersten Spielers“ und TeilnehmerInnen an der Position „Mischer“ musste die Karten mischen. Nachdem das Experiment beendet war, füllten die TeilnehmerInnen einen Fragebogen aus, der eine Skala enthielt, welche die Neigung sich mit anderen Personen zu vergleichen misst. Das experimentelle 2 (kein wissender Dritter versus wissender Dritter) x 2 (kein social takeover versus social takeover) Design manipulierte das Wissen einer dritten Person und die Weitergabe der vorangegangenen Investitionen. Die Manipulation wissender Dritter sah vor, dass dem „Mischer“ die Position des Jokers bekannt war, wohingegen bei der Bedingung kein wissender Dritter dem „Mischer“ die Jokerposition unbekannt war. Bei der Manipulation social takeover wurde der Kartenstapel, nachdem der „erste Spieler“ seine Investition beendet hatte, an den „zweiten Spieler“ übergeben. Die Bedingung kein social takeover sah vor, dass ein neues Spiel begonnen wurde. Von Interesse für die Untersuchung war, inwiefern die Investitionsbereitschaft des „ersten Spielers“ durch die Manipulation der unabhängigen Variablen beeinflusst wurde. Die Kaplan-Meier Analyse zeigte, dass sich die vier Bedingungen marginal von einander unterschieden. Die Analyse der beiden Haupteffekte social takeover und wissender Dritter ergab, dass der wissende Dritte keinen Einfluss auf die Investitionsbereitschaft des „ersten Spielers“ hatte, jedoch die Manipulation, ob der Kartenstapel an den „zweiten Spieler“ übergeben wurde. Die Analyse zeigte, dass in der social takeover Situation signifikant kürzer investiert wurde als in der kein social takeover Situation. Dies widerspricht der angenommenen Hypothese und den vorliegenden Ergebnissen von Hoelzl und Loewenstein (2005), die besagen, dass in einer social takeover Situation länger an Investitionen festgehalten wird, als in Situationen bei denen niemand von vorhergegangenen Investitionen profitiert. Da die Eigenschaft sich mit anderen zu vergleichen einen Einfluss auf das Ergebnis zu social takeover haben könnte, wurde ein Mediansplit für hohe und niedrige social comparison orientation durchgeführt. Das signifikante Ergebnis, dass Personen in einer social takeover Situation länger investieren als Personen die sich in keiner social takeover Situation befinden, wurde nur bei Personen mit hoher social comparison orientation festgestellt. Bei Personen mit niedriger social comparison orientation ergab sich kein Unterschied zwischen den social takeover Bedingungen. Die der Literatur und der Hypothese widersprechenden Ergebnisse zu social takeover im vorliegenden Experiment werden durch Abweichungen vom Originalexperiment argumentiert. In der Studie von Hoelzl und Loewenstein (2005) wurden reelle finanzielle Anreize verwendet, wohingegen das vorliegende Experiment Jetons verwendete. Ein weiterer auffälliger Unterschied der Experimente ist, dass das Original Murmeln, die aus einem Bingo-Korb gezogen wurden, verwendete und die aktuelle Studie einen Kartenstapel bei dem die oberste Karte aufgedeckt wurde. Die Wahrnehmung des Ziehens einer Murmel aus einem Bingo-Korb könnte als zufälliger erlebt werden, als das Aufdecken der obersten Karte eines Stapels. Auch das nicht signifikante Ergebnis zu wissender Dritter könnte auf Unterschiede zwischen der Originalstudie von Chow und Sarin (2002) und dem vorliegenden Experiment zurückgeführt werden. In der vorangegangen Studie wurde das Wissen des Versuchsleiters manipuliert, wohingegen im aktuellen Experiment das Wissen eines oder einer anderen TeilnehmerIn manipuliert wurde. Eine Erklärung für die Ergebnisse ist, dass andere TeilnehmerInnen weniger Autorität als ein Versuchsleiter ausstrahlen und der oder die SpielerIn annimmt, dass eine andere TeilnehmerIn die selben mangelhaften Entscheidungen treffen würde.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
social takeover Wissbarkeit counterfactual thinking Bedauern
Autor*innen
Ingrid Wahl
Haupttitel (Deutsch)
Einfluss von Wissbarkeit und social takeover bei sequentiellen Entscheidungen
Paralleltitel (Englisch)
Impact of knowability and social takeover on sequential decisions
Publikationsjahr
2005
Umfangsangabe
93, [ca. 80] S.
Sprache
Deutsch
Klassifikation
77 Psychologie > 77.69 Sozialpsychologie: Sonstiges
AC Nummer
AC04765923
Utheses ID
32
Studienkennzahl
UA | 298 | | |
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