Detailansicht

»Spirituell, aber nicht religiös!«
Untersuchungen zur Neubestimmung eines alten Verhältnisses
Marcus Hütter
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Evangelische Fachtheologie
Betreuer*in
Herman Westerink
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.36452
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29443.41373.658566-2
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Spiritualität ist in der heutigen Zeit ein gleichermaßen breit- wie auch viel diskutierter Begriff. Der Begriff erfreut sich dabei im populärgesellschaftlichen Kontext, wie auch im aktuellen religionspsychologischen Fachdiskurs großer Beliebtheit, sodass der Religionsbegriff bzw. der Religiositätsbegriff zusehends vom Spiritualitätsbegriff abgelöst wird. Die Religionspsychologie, so eine These Herman Westerinks, befindet sich somit im Wandel, hin zu einer Spiritualitätspsychologie. In dieser Diplomarbeit wird der Frage nachgegangen, aus welchen Gründen der Spiritualitätsbegriff eine derartige Attraktivität ausstrahlt und welche Chancen und Probleme mit dem Begriff verbunden sind. Es stellt sich heraus, dass das gegenwärtige Verständnis der Spiritualität der sogenannten angelsächsischen Traditionslinie folgt, womit der Begriff zur dezidierten Abgrenzung vom Religionsbegriff (bzw. Religiositätsbegriff) konzipiert ist. Religion bzw. Religiosität ist in dieser Sicht gleichgesetzt mit Traditionen, Institutionen und Glaubenssystemen, während Spiritualität u.a. mit Gefühlen, Authentizität und eigenen Wahrheiten verbunden wird und als strikt vom Individuum ausgehend gedacht wird. Es stehen sich somit – in nicht zuletzt in im religionspsychologischen Diskurs – die Begriffe der objektiv-äußerer Religion bzw. Religiosität und der subjektiv-inneren Spiritualität – oft als ursprünglicheres und universal-menschliches Phänomen aufgefasst – gegenüber. Diese Dichotomie, so zeigt sich, ist allerdings nicht haltbar, da weder die Religion bzw. Religiosität auf ihre objektive Dimension festgeschrieben werden kann, noch die Spiritualität lediglich von ihre subjektive Dimension aus sinnvoll betrachtet werden kann. Es handelt sich bei beiden Begriffen sowohl um komplexe, als auch um multidimensionale Begriffe. Entgegen gegenwärtiger Konzipierungsversuchen und -wünschen zeigt die Arbeit auf, dass die Spiritualität eindeutig nachweisbare Traditionsgeber hat und wie auch Religion bzw. Religiosität auf objektiven Glaubenssätzen fußt, auch wenn diese ob der schlechten wissenschaftlichen Infrastruktur – wohl auch ob der gegenwärtigen Euphorie – wenig bekannt und bewusst sind. Ohne diese Dichotomisierung bzw. Reduktionismen in Bezug auf das Verhältnis dieser Begriffe sind die Unterschiede zwischen Spiritualität und Religion bzw. Religiosität viel marginaler, als viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das wahrhaben wollen. Die Religionspsychologie am Begriff der Spiritualität vollkommen neu auszurichten –neben der nötigen meta-theoretischen Diskussion über die mögliche Konzipierung und Definition des Begriffs wären zusätzlich neue Operationalisierungsmöglichkeiten zu finden – im Sinne einer neuen Leitkategorie erscheint daher ungerechtfertigt und wenig sinnvoll. Als Argument für eine solche Neuausrichtung der Religionspsychologie wird immer wieder angegeben, dass der Spiritualitätsbegriff der ideale Begriff sei, um die "Religiosität" des (post-)modernen Menschen im säkularisierten 21. Jahrhundert treffend beschreiben zu können. Es zeigt sich aber, dass die zugrundeliegenden gesellschaftlichen Transformationsprozesse sich auch auf die Religion bzw. Religiosität auswirken, womit die Aufteilung in die vormoderne Religion/Religiosität und die (post-)moderne Spiritualität auch hier nicht zielführend ist. Abschließend lässt sich sagen, dass der Spiritualitätsbegriff nicht als präziser und adäquater Begriff, sondern als Ausdruck bzw. Chiffre für die Transformationsprozesse unserer Zeit im religiösen Feld aufzufassen ist. Somit lässt sich der Spiritualitätsbegriff auch in eine Reihe von Neubestimmungen des Verhältnisses zwischen objektiven und subjektiven Dimension bzw. fides quae und fides qua durch die Geschichte stellen. Da die Spiritualität jedoch exklusiv als fides qua bestimmt wird (unter Negierung des fides quae) sollte der Begriff – ob der damit verbundenen, unlösbaren Aporien – höchstens als emischer Begriff, d.h. als Selbstbezeichnung aufgefasst werden. In der Religionspsychologie, und somit auf der Ebene der wissenschaftlichen Metasprache, ist der Begriff in seiner derzeitigen Konzipierung nicht sinnvoll, auch weil er bei eingehender Betrachtung weit mehr Fragen aufwirft, als Antworten zu geben vermag.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Spiritualität Religiosität Religion Religionspsychologie Säkularisierung
Autor*innen
Marcus Hütter
Haupttitel (Deutsch)
»Spirituell, aber nicht religiös!«
Hauptuntertitel (Deutsch)
Untersuchungen zur Neubestimmung eines alten Verhältnisses
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
98 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Herman Westerink
Klassifikation
11 Theologie > 11.06 Religionspsychologie
AC Nummer
AC12231629
Utheses ID
32316
Studienkennzahl
UA | 041 | | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1