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Studien zu Pieter Bruegels Gemälde "Landschaft mit dem Sturz des Ikarus" Brüssel
Friedrich Peter Schinzel
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Werner Kitlitschka
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.441
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30022.94600.277263-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
ABBILDUNGEN: nur in PRINTAUSGABE! Seit vielen Jahren kennt und bewundert der Autor der vorliegenden Arbeit das Gemälde „Die Landschaft mit dem Sturz des Ikarus“ von Pieter Bruegel, das in den Musées royaux des Beaux-Arts in Brüssel verwahrt wird. Methodisch ausgehend von Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Erwin Panofsky erfolgt eine detaillierte Bildbeschreibung: Die Malfläche wird durch eine Art Diagonale von links fast oben nach rechts unten zweigeteilt. Auf dem dadurch entstandenen linken Dreieck befindet sich ein Feld, auf dem ein Bauer mittels eines Pfluges den Acker bearbeitet. Über dem Feld wird ein Abhang mit einer Stufe lesbar, der schließlich weiter unten zu einem Uferstreifen führt. Auf der erwähnten Stufe befindet sich ein Schäfer, der eine kleine Schafherde mit Hilfe seines Hundes hütet. Ganz unten am Ufer hockt ein Fischer. Knapp über ihm sitzt auf einem Zweig ein Rebhuhn. Es scheint das einzige Lebewesen zu sein, das den Fall eines Menschen ins Wasser bemerkt, von dem man nur noch die Beine wahrnimmt. Es handelt sich hierbei um Ikarus, eine altgriechische Sagengestalt, der mit seinem Vater Dädalus von Kreta fliehend mittels Flügeln die Freiheit durch die Lüfte suchte. Er flog entgegen der Weisung seines Vaters zu hoch, wodurch das Wachs - mit dem die Flügelfedern zusammengehalten wurden - durch die Nähe der Sonne schmolz, weshalb sein Abstürzen unvermeidlich war. Hinter dem beschriebenen Abhang sieht man auf eine weitläufige Meereslandschaft mit Inseln, Häfen und Uferzonen. Mehrere Segelboote sind auf der Meeresoberfläche lesbar, darunter ein groß ausgeführtes viermastiges Schiff mit vollen Segeln, das auf eine dunkle geheimnisvolle Insel zusteuert. Im nächsten Abschnitt wird das geschichtliche Umfeld, in dem dieses Werk entstand und in dem sein Schöpfer Bruegel lebte, ausführlich behandelt, wobei zunächst ein wirtschaftlicher Aufschwung unter Kaiser Karl V. zu registrieren ist, der zur Jahrhundertmitte von einer Trendumkehr abgelöst wurde, die dadurch entstand, dass der Kaiser seine Reichseinigungspläne und die Ausrichtung auf den katholischen Glauben gegen den Widerstand größerer Teile der Bevölkerung durchzusetzen trachtete. Noch strengere Maßnahmen, die zu Erhebungen und blutigen Unterdrückungen in denNiederlanden führten, wurden von seinem Sohn Philipp II ergriffen, sodass die zweite Lebenshälfte Bruegels von zunehmender, drückender Existenzangst geprägt war. Im folgenden Abschnitt der Arbeit wird das Leben Pieter Bruegels behandelt: sein Geburtsjahr ist unbekannt, es dürfte zwischen 1525 und 1530 liegen. Hinsichtlich seines Geburtsortes gibt es ebenso keine Klarheit. Erläutert wird seine Lehrzeit bei Pieter Kock van Alst in Antwerpen, sein zweijähriger Aufenthalt in Italien, seine Mitarbeit in der Druckerei des Hieronymus Cock, seine Übersiedlung nach Brüssel, seine Heirat und die Geburt seiner drei Kinder, wobei der Bericht des Carel van Mander und fünf auf uns gekommene Dokumente ausführlich behandelt werden. Gestorben ist der Meister im Jahre 1569; er wurde in Brüssel begraben. Ein folgender Abschnitt behandelt das oevre Bruegels, wobei seine Gemälde vollständig besprochen werden, sein graphisches Werk exemplarisch. Nach diesen einleitenden Kapiteln wird die Frage der Authentizität und die zeitliche Einordnung des „Ikarussturzes“ behandelt. Bekannt wurde dieses Gemälde erst im Jahr 1912. Aus der vorliegenden Arbeit geht deutlich hervor, dass anfängliche Zweifel an der Autorenschaft Bruegels im Laufe der Jahre bis heute deutlich schwanden, aber nicht ganz verstummten. Als wahrscheinliche Entstehungszeit wird von den Experten „um 1558“ am häufigsten genannt. Als literarische Quelle dient eine Verwandlungsgeschichte des römischen Dichters Ovid. In der relevanten Metamorphose beobachten ein Pflüger, ein Schäfer und ein Fischer den Flug des Ikarus und seines Vaters; sie wurden von Bruegel im themenbezogenen Gemälde dargestellt. Der Beschreibung des Bildaufbaues als Diagonalkonstruktion, um Raum zu suggerieren, folgt eine Behandlung des Bildes als Landschaft, wobei auf Joachim de Patinier Bezug genommen wird. Neben der Behandlung aller Details, aus welchen die Landschaft aufgebaut ist, wird der enigmatische Himmelskörper am Horizont genauer analysiert. In der Folge werden Aussagen zu den einzelnen dargestellten Figuren getroffen und die Bedeutung verschiedener Gegenstände beschrieben. Pieter Bruegels Stil ist spontan und direkt, wobei aber die Ausführung seiner Werke sehr genau erfolgt. Der Buchmaler Simon Bening und Hieronymus 112 Bosch können als seine Vorbilder gelten. Im Übrigen gilt er als Manierist. Ein wesentliches Stilmerkmal Bruegels ist aber die Beziehungslosigkeit seiner dargestellten Menschen. Im nächsten Abschnitt werden Beispiele angeführt, aus welchen ersichtlich ist, wie andere Künstler nach Bruegel das gegenständliche Thema ausführen. Werke von Joos de Momper, Carlo Saraceni, Anthonis van Dyck und Antonio Canova werden besprochen. Aus Bruegels Bildern und den Ausführungen Carel van Manders geht hervor, dass der Künstler ein grundsätzlich ernster Mensch war, der aber auch humorvoll sein konnte und die Gesellschaft von Bauern liebte. Bäuerlicher Herkunft dürfte er aber nicht gewesen sein. In der Schlussbetrachtung wird aufgezeigt, dass der „Ikarussturz“ im Laufe der letzten Jahrzehnte vor allem in Belgien zu einer Art Ikone wurde und als ein Hauptwerk der Brüsseler Galerie angesehen wird.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
deskription of "the landscape with the fall of Ikarus historical sources life and work of Pieter Bruegel literal sources Analysis of the picture examples later works concerning the relevant theme final statement
Schlagwörter
(Deutsch)
Bildbeschreibung zur "Landschaft mit dem Sturz des Ikarus" historisches Umfeld Leben und Werke Pieter Bruegels literatische Quellen Bildanalyse Vorbilder spätere Werke zum gegenständlichen Thema Schlußbetrachtung
Autor*innen
Friedrich Peter Schinzel
Haupttitel (Deutsch)
Studien zu Pieter Bruegels Gemälde "Landschaft mit dem Sturz des Ikarus" Brüssel
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
130 S., [50] Bl.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Werner Kitlitschka
Klassifikation
20 Kunstwissenschaften > 20.29 Antike Mythologie
AC Nummer
AC06696984
Utheses ID
324
Studienkennzahl
UA | 315 | | |
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