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Ein Kreuzweg durch die Nachtwachen von Bonaventura
poststrukturalistische Relektüre des Pseudonyms als Versuch einer Apologie der Maske
Christian Markus Strasser
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Arno Böhler
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.36798
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30454.90787.493154-8
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Diese Arbeit versteht sich als poststrukturalistische Re-Lektüre der pseudonym erschienenen Nachtwachen von Bonaventura (1804). Ausgangspunkt war die in der Rezeptionsgeschichte dieses subversiven Roman-Experiments gut dokumentierte, aber oft einseitig diskutierte Irritation wegen des Pseudonyms bzw. wegen der Abwesenheit einer zurechnungsfähigen Autorinstanz. Anhand der von Foucault aufgeworfenen Frage: Was ist ein Autor? bzw.: Was passiert, wenn er an seinem Platz fehlt? wird zunächst die Funktionsweise des Autors im literarischen System und darüber hinaus im Kontext des anthropologisch-humanistischen Diskurses analysiert. In diesem Zusammenhang wird das theatralische Fundament des Humanismus in Berücksichtigung des Hanswurststreits erschlossen sowie die narrative Sinnstiftungsleistung einer Weltgeschichte in bürgerlicher Absicht rekonstruiert. In Auseinandersetzung mit Deleuze’ Thematisierung der Masken werden diverse Modi narrativer Repräsentation von Identität am Beispiel des Protagonisten Kreuzgangs in Prozesse von Differenz und Wiederholung übersetzt. Dabei beschäftigt sich eine eingehende Roman-Analyse unter anderem mit der diabolischen Ebenbildlichkeit des Protagonisten, mit dessen Portrait im Vexierspiegel der Einbildungskraft sowie mit der verworrenen Genealogie (s)eines Lebens. Als Resultat wird unter dem aus den Nachtwachen entlehnten Ausdruck: lex cruciata die elementare Hybridität des Individuums herausgestellt, das sich in dem konfusen Kräftefeld, in dem sein Werden stattfindet, nicht konstituiert, ohne sich zu maskieren. In Richtung einer Apologie der Maske führt dieser Befund zu einem Verständnis der Maske als dem wahren Subjekt der Wiederholung, als der Überbringerin (Metapher) von Differenz. Vor dem Hintergrund der von Nietzsche geforderten Umkehrung des Platonismus und des von Deleuze ausgerufenen Aufstands der Trugbilder, relativiert sich der Nihilismus der Nachwachen in der Folge dahingehend, dass der darin so omnipräsente Tod nur vordergründig als Symptom von Resignation zu verstehen ist und vielmehr in Richtung einer neuen Lesart des Todestriebs (Freud-Deleuze-Bonaventura) deutet, wo dieser im Zeichen der Wiederkehr eines Lebens steht, das nicht in der Form einer identifizierbaren Person aufgeht. So kann abschließend ein anderes Licht auf die Performanz der pseudonymen Signatur geworfen werden, in welchem diese im Sinne jener geheimen Kohärenz als Fluchtlinie – line of flight – der Zukunft sichtbar wird.
Abstract
(Englisch)
This work is defined as a poststructural reading of the pseudonymously published Nachtwachen von Bonaventura (1804). Starting point is the irritation coming from the absence of a certifiable author instance - an irritation well documented, but often discussed one-sidedly in the reception of this subversive, experimental novel. On the basis of Foucault’s question: What is an author? and: What happens if he is not where he is supposed to be? the functionality of the author in the literary system and furthermore in Anthropological-Humanist Discourse is analysed. In this context, the thesis develops the theatrical fundament of Humanism while also considering the Hanswurststreit; it reconstructs the narrative production of meaning via a world history. While discussing Deleuze’s thematisation of masks, diverse modes of narrative representation of identity are translated into processes of difference and repetition. In this sense a detailed reading of the novel engages among other things with the diabolical likeness of the protagonist Kreuzgang, with his portrait in the mirror-puzzle (Vexierspiegel) of his imagination as well as with the intricate genealogy of his life. As a result, the expression lex cruciata from the Nachtwachen highlights the elementary hybridity of the individual, which, in the chaotic field of forces where it is born, does not evolve without being masked. The apology of the mask leads to an understanding of the mask as the true subject of repetition, as the bearer (metaphor) of difference. Against the background of the nietzschean reversal of Platonism and the deleuzian rebellion of the phantasm, the Nihilism of the Nachtwachen is relativized to that effect that the therein omnipresent death points towards a new reading of the death drive (Freud-Deleuze-Bonaventura) and is not merely seen as symptom of resignation. This new interpretation of the death drive sees death as an inherent movement of a live. In conclusion, a different light is shed on the pseudonymous signature where in the sense of this secret coherence it becomes visible as a line of flight into the future.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
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Schlagwörter
(Deutsch)
Nachtwachen Bonaventura Pseudonym Maske Deleuze Foucault Autor Trugbild Genealogie Klingemann Literaturtheorie Chaostheorie Subversion Hanswurst Kant Theater Vexierbild diabolisch lex cruciata Normalpathologie Unsterblichkeit Extemporation Todestrieb Andere
Autor*innen
Christian Markus Strasser
Haupttitel (Deutsch)
Ein Kreuzweg durch die Nachtwachen von Bonaventura
Hauptuntertitel (Deutsch)
poststrukturalistische Relektüre des Pseudonyms als Versuch einer Apologie der Maske
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
113 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Arno Böhler ,
Klaus Puhl
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.25 Zeitgenössische westliche Philosophie ,
08 Philosophie > 08.32 Erkenntnistheorie ,
24 Theater > 24.06 Theatergeschichte
AC Nummer
AC12311403
Utheses ID
32614
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1