Detailansicht

SoFISHticated Policy - social perspectives on the fish conflict in the Northeast Atlantic
Anja Birgit Gänsbauer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Anthropologie
Betreuer*in
Harald Wilfing
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.37446
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30174.72402.958962-5
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Seit Jahren bestimmt ein Streit über Fischfangquoten das Fischereimanagement im Nordostatlantik. Im Mittelpunkt stehen dabei die über lange Distanzen wandernden Fischarten Atlantisch-skandinavischer Hering und Nordostatlantische Makrele, für die Island, die Färöer Inseln und Grönland eine stärkere Berücksichtigung bei der Verteilung der Fangquoten fordern. Diesen Verhandlungen mit den für Hering und Makrele traditionellen Fischfangnationen, Norwegen, Russland und betroffenen Mitgliedstaaten der EU, liegen veränderte Migrationsmuster des Fischbestandes zu Grunde. In den letzten Jahren zeigen Hering und Makrele ein verstärktes Vorkommen in den ausschließlichen Wirtschaftszonen Islands, der Färöer Inseln und Grönlands. Der Auslöser für die Zunahme der Bestände in nordwestlichen Gewässern des Atlantiks ist bisher nicht eindeutig auszumachen. Plausibel erscheinen sowohl die allgemeine Zunahme der Fischbestände, einhergehend mit einer größeren Verteilung, als auch natürliche Veränderungen des Ökosystems Nordostatlantik. Nicht auszuschließen ist außerdem, dass eine Erwärmung der nördlichen Gewässer, bedingt durch den Klimawandel, eine Vergrößerung des Lebensraumes ermöglicht. Die Unnachgiebigkeit aller Verhandlungspartner gipfelte 2013 nicht nur in einen politischen Konflikt mit Handelssanktionen, erlassen von der europäischen Kommission gegen die Färöer Inseln, sondern gefährdet die Nachhaltigkeit der Fischbestände durch eine exzessive Ausbeutung. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit den sozialen Perspektiven dieses Fischkonfliktes. Um die Meinungen der Stakeholder zu erheben, wurde die Q Methode gewählt. Die Q Methode erlaubt das Erfassen von statistisch auswertbaren, subjektiven Ansichten. Kategorisiert ermöglichen diese individuellen Meinungen eine Reduzierung der Komplexität auf wenige soziale Perspektiven. 14 Stakeholder aus Diplomatie, Fischereimanagement, Fischerei, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen setzten 32 Statements online (FlashQ) nach einem vorgegebenen Muster zueinander in Beziehung und drückten auf diese Weise ihre Zustimmung und Ablehnung den jeweiligen Statements gegenüber aus. Die 14 resultierenden Verteilungsmuster wurden mit Hilfe eines statistischen Auswertungsprogrammes (PQMethod) miteinander korreliert. Eine Faktorenanalyse (PCA) mit anschließender Faktorenrotation (Varimax) ergab 4 Faktoren. Jedes Verteilungsmuster der Stakeholder korrelierte mit einem dieser Faktoren signifikant. Die auf diese Weise gruppierten Stakeholder bilden also 4 eindeutig voneinander unterscheidbare Perspektiven (A, B, C und D). Jede Perspektive basiert auf einer idealen Verteilung der 32 Statements, errechnet aus den gewichteten individuellen Verteilungen. Diese 4 idealen Verteilungen wurden im nächsten Schritt narrativ interpretiert. Perspektive A zeichnet sich durch die Ansicht aus, dass alle Länder gleichermaßen die Verantwortung für eine Nachhaltige Fischerei tragen, ungeachtet der Größe der Länder und Höhe der Fangquote. Perspektive B vertritt dagegen die Meinung, dass Konflikte zwischen befreundeten Ländern nicht mit Sanktionen gelöst werden, sondern auf diplomatischem Weg beigelegt werden müssen. Im Mittelpunkt von Perspektive C wiederum steht die Ansicht, dass die Länder mit den höchsten Fangquoten die Nachhaltigkeit der Bestände gefährden. Und Perspektive C wird von Misstrauen gegenüber den Verhandlungspartnern und den wissenschaftlichen Empfehlungen geprägt. Obwohl sich die einzelnen Perspektiven in vielen Aspekten voneinander unterscheiden, eint sie die Forderung nach der rechtlichen Klärung der Fischereirechte im Nordostatlantik. Die Nachhaltigkeit selbst scheint in diesem Konflikt hinter der Wahrung ökonomischer Interessen zurückzutreten. Obwohl sich die Stakeholder nicht homogen – und entgegen der Erwartung – in die Konfliktgruppen „traditionelle Fischerei“ und „neue Fischerei“ in Bezug auf Hering und Makrele gruppieren, lässt sich doch eine Tendenz in Richtung Nationalität und ökologische Gewinner/Verlierer als verbindende Elemente erkennen. Überraschende Verbindungen ergaben sich durch eine drohende Überfischung zwischen Vertretern von Umweltschutzorganisationen, Wissenschaftlern und der norwegischen und europäischen Fischindustrie. Obwohl die Letzteren ihre Verhandlungsargumentation auf Nachhaltigkeit aufbauen, wird die EU in keiner Perspektive als „Wächter der Nachhaltigkeit“ anerkannt. Auch zwischen konkurrierenden Konfliktparteien gibt es durchaus einende Ansichten, welche auf vergleichbaren externen Umständen wie Landesgröße, Abhängigkeit von der Fischerei, sowie auf einer Unzufriedenheit mit der EU-Politik in diesem Konflikt basieren. Obwohl der Klimawandel als Ursache für die veränderten Migrationsbewegungen von Hering und Makrele nicht ausgeschlossen werden kann, erlangt dieser Fischkonflikt nicht die Bedeutung als Präzedenzfall für künftige, durch den Klimawandel ausgelöste Konflikte herangezogen zu werden. Die Studie legte außerdem offen, dass den wissenschaftlichen Erhebungen zum Fischbestand und den daraus resultierenden empfohlenen Höchstfangmengen zum Teil mit großer Skepsis von Seiten der Fischindustrie begegnet wird. Um das Vertrauen in die wissenschaftlichen Empfehlungen zu erhöhen, um auf Veränderungen im Ökosystem flexibler reagieren zu können und die Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg zu stärken, bedarf es einer Modernisierung des Fischereimanagements mit verstärkter Einbeziehung aller Stakeholder, auch im Hinblick auf künftige Klimakonflikte.
Abstract
(Englisch)
Ecosystem changes currently question the traditional allocation of fishing rights and quotas in the fishery of Northeast Atlantic mackerel and Norwegian spring-spawning herring in the Northeast Atlantic. Variability in the distribution of these highly migratory species escalated in a political conflict between member states of the European Union, Iceland, the Faroe Islands and Norway, which causes an unsustainable fishery. The aim of this study was to investigate the social understandings of stakeholders of this conflict using the Q methodology. The method reduced the complexity of numerous opinions, detected four distinct perspectives and simultaneously categorised the participating stakeholders. Although the perspectives differ in various elements, it seems that the protection of economical interests dominates the conflict rather than the quest for sustainability. The universal call of all stakeholders in this study to clarify the fishing rights in the Northeast Atlantic reveals a gap in the current international fishery management in the handling of abrupt ecological changes.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
catch quota climate change European Union Faroe Islands fish conflict fishery fishery management Greenland herring Iceland mackerel Northeast Atlantic policy Q-method, social perspectives trade measures
Schlagwörter
(Deutsch)
Europäische Union Fangquote Färöer Inseln Fischerei Fischereimanagement Fischkonflikt Grönland Hering Island Klimawandel Makrele Nordostatlantik Politik Q-Methode Sanktionen soziale Perspektiven
Autor*innen
Anja Birgit Gänsbauer
Haupttitel (Englisch)
SoFISHticated Policy - social perspectives on the fish conflict in the Northeast Atlantic
Paralleltitel (Deutsch)
Zerfischte Politik - soziale Perspektiven im Fischkonflikt im Nordostatlantik
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
24 S. : graph. Darst.
Sprache
Englisch
Beurteiler*in
Harald Wilfing
Klassifikation
42 Biologie > 42.97 Ökologie: Sonstiges
AC Nummer
AC12307060
Utheses ID
33186
Studienkennzahl
UA | 066 | 827 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1