Detailansicht

Wacht an der Grenze
die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres
Mario Strigl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Gerhard Jagschitz
Volltext herunterladen
Volltext in Browser öffnen
Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.453
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29779.87187.876060-9
Link zu u:search
(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die ersten Jahre nach Abschluss des Staatsvertrages hatten gezeigt, wie leicht es geschehen konnte, dass politische Krisen in Europa auf das österreichische Staatsgebiet übergreifen. Um eine stete Sicherung der Grenzen Österreichs zu gewährleisten, war Anfang 1960 die Errichtung des Grenzschutzes im Rahmen des Bundesheeres eine folgerichtige Handlung der österreichischen Bundesregierung. Die Wehrbereitschaft und den Wehrwillen vor allem im Grenzgebiet zu fördern, war damals mehr als ein Schlagwort, es war eine Lebensfrage des jungen österreichischen Staates. Mit dem Modellfall Mühlviertel nahm alles seinen Anfang, der Ausspruch „Wien wird im Mühlviertel verteidigt“ wurde geboren. Die „Strategie des hohen Eintrittspreises“ für einen potentiellen Aggressor war für einen Kleinstaat wie Österreich im Prinzip richtig. Die Verteidigungskraft und die Verteidigungsbereitschaft mussten demonstrativ zur Schau gestellt werden. Für einen Angreifer, der Österreich in erster Linie als Durchmarschland benutzen wollte, war weniger das Ausmaß der für die Aktion anzusetzenden Kräfte sondern vielmehr der voraussichtliche Zeitaufwand maßgeblich. Die Grenzschutzeinheiten in Verbindung mit Landesbefestigungen und Sicherungskompanien waren daher in den Zeiten des Kalten Krieges der richtige Weg, mittels des unberechenbaren Zeitfaktors einen „Abhalteeffekt“ bei möglichen Aggressoren zu erzeugen. Damit waren auch schon alle militärischen Möglichkeiten Österreichs ausgeschöpft. Maßgebend für den Aufbau der österreichischen Grenzschutztruppe war der Ministerratsbeschluss vom 26. September 1961, in dem die Organisationsgrundsätze, Auftrag und Umfang festgelegt wurden. Demnach war die Grenzschutztruppe ein Teil des Bundesheeres und wurde nach territorialem Prinzip aus Reservisten gebildet. Sie gliederte sich in Kompanien, mehrere Kompanien wurden unter einem Bataillonskommando zusammengefasst, die Bataillone im Rahmen der Territorialen Organisation den Militärkommanden unterstellt. Je nach Bedrohungsszenario wurden als Aufgaben des Grenzschutzes die militärische Grenzbeobachtung und Überwachung, dann die Abwehr kleinerer bewaffneter Angriffe und im schlimmsten Fall der Schutz der Mobilmachung des Heeres und dessen Verstärkung definiert. Das operative Konzept des Grenzschutzes hatte aber einige Mängel. Grundlegendes Problem waren fehlende Mittel personeller und materieller Natur. Es gelang nicht, die Mindestzahl von 120 Grenzschutzkompanien aufzustellen geschweige denn auszurüsten, um einen lückenlosen Grenzschutz sicherzustellen. Der militärischen Führung wurde dieses personelle Dilemma bereits 1963 bewusst, vor allem die Unterführerlage war bei weitem nicht ausreichend. Die Folge war ein langsames Zurückweichen der Grenzschutzkompanien von der Grenze selbst sowie ein forciertes Aufstellen der Sicherungskompanien im Landesinneren. Dieses Umdenken führte von einer traditionellen Verteidigungsvorstellung, dem „Schutz der Grenze“, zum für einen neutralen Kleinstaat mit seinen spezifischen Sicherheitsbedürfnissen glaubhafteren Konzept der Raumverteidigung. Das lineare, stationäre Verteidigungskonzept des Grenzschutzes konnte nicht realisiert werden, ein Kleinstaat wie Österreich musste seinen Raum als aktiven Faktor operativ-taktisch nützen. Die Tiefe des Raumes wurde dadurch nicht mehr von Sicherungskompanien „nur“ gesichert, sondern von Anfang an verteidigt: Die neue Prämisse war, im Raum um den Raum zu kämpfen. Die Landwehr war geboren, das Projekt „Grenzschutz“ wurde eingestellt. Die Grenzschutztruppe hatte nicht nur im Rahmen der militärischen Landesverteidigung Bedeutung erlangt, sondern auch in staatspolitischer und wehrpolitischer Hinsicht positive Auswirkungen gebracht. Letztendlich jedoch war dieses theoretisch gute Konzept, das mit viel Euphorie, jedoch zu wenig durchdacht, angegangen wurde, aufgrund des großen Misstrauens in der politischen und militärischen Führung zum Scheitern verurteilt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Bundesheer Militärgeschichte Geschichte Politik Grenzschutz
Autor*innen
Mario Strigl
Haupttitel (Deutsch)
Wacht an der Grenze
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Grenzschutztruppe des Österreichischen Bundesheeres
Paralleltitel (Englisch)
Guarding the border
Publikationsjahr
2008
Umfangsangabe
448 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Gerhard Jagschitz ,
Heinrich Neisser
Klassifikation
15 Geschichte > 15.60 Schweiz, Österreich-Ungarn, Österreich
AC Nummer
AC05036686
Utheses ID
335
Studienkennzahl
UA | 092 | 312 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1