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Essentialistische Gegenöffentlichkeit der Roma in Österreich
Minderheitenmedien als Strategie zur Ausbalancierung antiziganistischer Medienberichterstattungen seitens bürgerlicher Medien
Raffaela Gmeiner
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Magisterstudium Publizistik-u.Kommunikationswissenschaft
Betreuer*in
Petra Herczeg
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.38292
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29079.04778.404964-3
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Nicht alle BürgerInnen haben dieselbe Chance, am öffentlichen bzw. medialen Diskurs zu partizipieren. Vor allem Volksgruppenangehörige der Roma werden von der „bürgerlichen“ Öffentlichkeit oft ausgeschlossen und von den Massenmedien meist stereotypisiert repräsentiert. Um dem antiziganistischen Diskurs in den Medien entgegenzuwirken, muss es zur Etablierung einer Gegenöffentlichkeit der Roma kommen: Minderheitenmedien und Gegenberichterstattungen in Mainstreammedien können zur medialen Ausbalancierung beitragen. Die vorliegende Arbeit verknüpft aktuelle Öffentlichkeitstheorien mit dem Problem des medial verbreiteten Antiziganismus und fokussiert auf das Potential alternativer Medien. Ausgehend von Jürgen Habermas‘ Öffentlichkeitsbegriff postulierten Oskar Negt, Alexander Kluge und Nancy Fraser die Existenz mehrerer Teilöffentlichkeiten, die sich gegen eine hegemoniale, bürgerliche Öffentlichkeit richten. Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive haben Medien wichtige soziale Funktionen und sollen zur interkulturellen medialen Integration beitragen. Im Falle der Roma wirken Medien jedoch eher desintegrativ, es kommt zur Konstruktion problematischer Fremdbilder, die aus medienethischer Perspektive höchst diskussionsbedürftig erscheinen. Die Arbeit geht der Frage nach, wie antiziganistische Medienberichterstattung ausbalanciert werden kann und welche gegenöffentlichen Strategien dabei Anwendung finden. Dabei wird das Verhältnis zwischen Minderheiten- und Massenmedien untersucht. Die empirische Studie geht induktiv vor und erforscht idiographisch am „Fall Maria“, wie Mehrheits- und Minderheitenmedien das Ereignis darstellten. Mittels qualitativer Inhaltsanalyse wurden Zeitungsberichte in einem Zeitraum von drei Monaten untersucht. Im Fall Maria kam es zur Veröffentlichung falscher Informationen und zur Konstruktion prekärer Diskursfragmente: Kindesentführung, Kinderhandel, Kriminalität, Betteln, Armut, Rassifizierung, Genetik, Sozialbetrug, aber auch zur Selbstreflexion der Medien. Die große Anzahl negativer Zeitungsberichte konnte von den Romamagazinen nicht ausbalanciert werden. Jedoch kam es innerhalb der Mainstreammedien zu gegenöffentlichen Meinungsäußerungen: V.a. nichtredaktionelle Beiträge, wie etwa Kommentare, Kolumnen und ein Leserbrief kritisierten die antiziganistischen Darstellungsweisen. Folglich kann man nicht von einer monolithischen bürgerlichen Öffentlichkeit, sondern einer Vielzahl von Gegenöffentlichkeiten ausgehen. Die Stärkung einer essentialistischen Gegenöffentlichkeit der Roma in Österreich erweist sich in Anbetracht der Studie als dringlich. Im Sinne eines kulturellen Essentialismus müssen Ungleichheiten explizit angesprochen und diskutiert werden.
Abstract
(Englisch)
Not all citizens have the equal chance to participate in the public and media discourse. Especially the ethnic minority of Roma gets excluded from the “bourgeois” public sphere. The mass media represents Roma in a stereotyped way. In order to challenge the antiziganistic media discourse, it must come to a counter-public sphere for Roma. Minority media and counter-reporting within the mainstream media may balance the media coverage. The present paper connects current theories of the public sphere with the problem of antiziganism distributed by the media. Based on Jürgen Habermas’ understanding of the public sphere, Oskar Negt, Alexander Kluge and Nancy Fraser postulate the existence of multiple counter-public spheres, which struggle against a hegemonic one. In regard to communication, media has an important social function and should support the intercultural integration. But considering the Roma, media rather leads to disintegration and constructs a problematic image of “the other”, which contradicts ethical standards in media. The intention of this paper is to reveal the way, in which antiziganistic media coverage can be balanced and to unfold counter-public strategies. Therefore, the relation between minority media and mainstream media got focalised. The empirical study approaches inductively and investigates the case of “Fall Maria”. The qualitative content analysis focused on Austrian newspaper articles within a period of three month and detects how mainstream media and minority media represent the happening. The results of the study show that the mainstream media published a lot of false information and constructed various problematic fragments of the discourse: child abduction and trafficking, delinquency, begging, poverty, racialisation, genetics, social fraud but also self-reflexion of the media. Roma magazines were not able to balance the numerous negative news coverages. However, counter public statements also occurred within the mainstream media: Especially non-editorial articles, like commentaries, columns and reader’s letters criticised the antiziganistic representation of the Roma. Hence, there is no single monolithic, bourgeois public sphere, but a multitude of coexisting counter-public spheres. In view of the case study, a strengthening of an essentialistic counter-public sphere for Austrian Roma seems to be crucial. Concerning a cultural essentialism, inequalities must be explicitly pointed out and discussed.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Minderheitenmedien alternative Medien Gegenöffentlichkeit Roma Antiziganismus Ausbalancierung Gegenthematisierung Gegenberichterstattung
Autor*innen
Raffaela Gmeiner
Haupttitel (Deutsch)
Essentialistische Gegenöffentlichkeit der Roma in Österreich
Hauptuntertitel (Deutsch)
Minderheitenmedien als Strategie zur Ausbalancierung antiziganistischer Medienberichterstattungen seitens bürgerlicher Medien
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
144 S. : graf. Darst.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Petra Herczeg
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.31 Öffentlichkeit ,
73 Ethnologie > 73.45 Einzelne soziale Gruppen, Außenseiter, Randgruppen
AC Nummer
AC12403940
Utheses ID
33922
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |
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