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Strukturen in Bild und Sprache
eine AnnÀherung an das abstrakte Bild im Geiste des Saussure'schen Zeichens
Jörg Oberreiter
Art der Arbeit
Masterarbeit
UniversitÀt
UniversitÀt Wien
FakultÀt
FakultĂ€t fĂŒr Philosophie und Bildungswissenschaft
Studiumsbezeichnung bzw. UniversitÀtlehrgang (ULG)
Masterstudium Philosophie
Betreuer*in
Georg Stenger
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DOI
10.25365/thesis.39006
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29260.56176.572166-8
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Bereits in diesem, durch ĂŒbermĂ€ĂŸigen Gebrauch leicht abgetragenen Gemeinplatz, wird eine Vergleichbarkeit von Sprache und Bild suggeriert, die ihren Widerhall (oder ihre Vor-Formulierung) auch in den Auseinandersetzungen der Philosophie gefunden hat. Meine ForschungstĂ€tigkeit nimmt ihren Ausgang von diesen wiederholt in der Literatur auftretenden Vergleichen. Als ein Anfang empfiehlt sich das Herausstellen dessen, was unter Sprache im Folgenden zu verstehen ist. Sprache wird in diesem TextstĂŒck die Normalsprache sein. Gemeint ist also keine symbolische Formalsprache, die sich von Grund auf konstruieren lĂ€sst und deren Ziel in der Eindeutigkeit ihrer Aussagen liegt. Es wird viel eher an jene Sprache zu denken sein, um welche sich Ferdinand de Saussure in seinem Cours de linguistique gĂ©nĂ©rale als Forschungsgegenstand bemĂŒhte. Es gilt also die Sprache als eine ausgereifte Gegebenheit zu verstehen, die man auf ihren systemischen Charakter hin befragt und sie zugleich als etwas in der Zeit sich VerĂ€nderndes begreift. Die Geschlossenheit des Systems wird von mir als stets nur vorĂŒbergehend gewertet. Der synchronische Sprachzustand ist das augenblickliche Verweilen eines Gleichgewichts an sprachlichen Einheiten, dass von den latent die VerĂ€nderung vorantreibenden diachronischen Sprachtatsachen fortwĂ€hrend untergraben und auf ein neues, momentanes Gleichgewicht hingetrieben wird. Der FlexibilitĂ€t des sprachlichen Zeichens, sei es auf Seiten des Signifikats, wie auch auf Seiten des Signifikanten, soll in dieser Form Rechnung getragen werden. So wenig die beiden Bestandteile des Zeichens aus Ähnlichkeit oder Naturgegebenheit an einander gebunden sind, so wenig sind sie auch bis in alle Ewigkeit aufeinander angewiesen. Ihr VerhĂ€ltnis ist verĂ€nderbar; ihre Nahtstelle womöglich prekĂ€r. Es mĂŒssen demnach die zwei verschiedenen Aspekte des SaussureÂŽschen Zeichens eng ineinander gedacht werden. Zum Einen der Aspekt, dass das Zeichen in Lautbild und Vorstellung unterteilt wird. Und zum Anderen, dass das Zeichen als ein Ganzes in seinem Wert von der Stellung in einer Struktur von Zeichen abhĂ€ngt. Anders formuliert: man muss Saussure von Anfang an so lesen, dass die theoretischen EinsĂ€tze des Poststrukturalismus als bereits im Strukturalismus angelegt gesehen werden können. Auch wenn Saussure selbst solche methodischen Zuschreibungen fĂŒr sein Sprachmodell nicht benutzt hat. Dass der oben zitierte Gemeinplatz auch eine Besserstellung des Bildes gegenĂŒber der Sprache beabsichtigt, dĂŒrfen wir an dieser Stelle vernachlĂ€ssigen. Denn die Sprachkraft des Bildes, so es denn eine gibt, hat lange unter dem Diktat der Auftraggeber und den autorisierten Betrachtern gelitten, jenem Diktat, wonach sich die Bilder durch die Kenntnis der in ihnen aufgebotenen Symbole entschlĂŒsseln lassen. Was letztlich nur bedeutet, dass bildfremde, sprachgebundene Inhalte herangezogen wurden, um eine zweidimensionalen FlĂ€che mit Insignien der Macht zu bevölkern und die davon gĂ€nzlich zu unterscheidende Wirkweise des Bildes zu zĂ€hmen. Erst das Aufkommen der abstrakten Moderne hat hier das kognitive Gesichtsfeld geweitet. Insofern ist der oben angefĂŒhrte Gemeinplatz ein beharrlicher Hinweis des Volksmundes, dass sich Bilder stets viel eigentĂŒmlicher um unsere Aufmerksamkeit bewerben, als es das Studium der Kunstgeschichte nahe legen wĂŒrde. Diese Arbeit fördert die Vergleichbarkeit von Bild und Sprache so dann mehr auf Umwegen. Denn es liegt diesem Unterfangen das Paradox zu Grunde, dass mit einem aus den AnfĂ€ngen der Linguistik entlehnten Zeichenbegriffs das Bild in seiner Artikulationsweise vor falschen sprachlichen Zugriffen geschĂŒtzt werden soll. SpĂ€testens den Bilder der Moderne könnte man es zugestehen, nicht lĂ€nger als „schwache Bilder an der Leine bedeutungsschwerer Begriffe gefĂŒhrt {zu} werden.“ 1 NatĂŒrlich lassen sich selbst „die schweigsamsten Bilder endlos bereden“ und durch sprachliche Ekphrasen „vereindeutigen“.2 Die Philosophie hat davon ja ausfĂŒhrlich Gebrauch gemacht. Der Philosoph möchte dem Bild immer auf die Schliche kommen und entfernt sich im Fortgang dieser EntrĂ€tselung des Bildes immer weiter von dem, was das Bild eigentlich zu sehen gibt. Ich möchte also gegenteilig versuchen, dem GemĂ€lde auf der sehr basalen Ebene der Flecken, Schatten und Umrisse, eine Beschreibung seiner Sinnstruktur abzuringen. Und es zeigt sich, das ein strukturalistisches VerstĂ€ndnis von Strukturen eine eminente Vergleichbarkeit zwischen dem Vorgang des Bedeutens in einer gewöhnlichen SprachrealitĂ€t und der Sinnkonstitution in abstrakten GemĂ€lden heraufbeschwört. So ist es zu verstehen, wenn ich im Titel dieser Arbeit eine AnnĂ€herung an das Bild im Geiste des SaussureÂŽschen Zeichens ankĂŒndige. Fragen: die sich mir stellten, waren: Kann eine Untersuchung, die sich den Bildern in erster Linie ĂŒber die Begriffe von Ähnlichkeit, Abbildung oder ReprĂ€sentation nĂ€hert, der Wirkweise des abstrakten GemĂ€ldes ĂŒberhaupt jemals gerecht werden? Wie geht das Be-deuten der einzelnen Zeichen in Sprache und Bild vor sich? Ist die Sprachtheorie Saussures, fĂŒr welche die Referenz oder Denotation seines sprachlichen Zeichens nur sekundĂ€r und fĂŒr dessen Bedeutung belanglos ist, nicht dazu prĂ€destiniert, in sich geschlossene, mitteilungslose Kunstwerke zu verstehen? Ist das bildlich Positive womöglich stets nur vorĂŒbergehend und aus Negation gewonnen? Bestimmt sich das sinnvolle Bild nicht in gleichem Maße ĂŒber den wandelbaren Wert seiner Binnenelemente fĂŒr das Ganze des GemĂ€ldes, wie es auch fĂŒr die Sprache als Ganzes und seine Zeichen gilt? Boehm, Gottfried: Wie Bilder Sinn erzeugen - Die Macht des Zeigens, University Press, Berlin 2007

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Bild Sprache Struktur
Autor*innen
Jörg Oberreiter
Haupttitel (Deutsch)
Strukturen in Bild und Sprache
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine AnnÀherung an das abstrakte Bild im Geiste des Saussure'schen Zeichens
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
141 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Georg Stenger
Klassifikation
08 Philosophie > 08.41 Ästhetik
AC Nummer
AC12697215
Utheses ID
34553
Studienkennzahl
UA | 066 | 941 | |
UniversitÀt Wien, UniversitÀtsbibliothek, 1010 Wien, UniversitÀtsring 1