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So schön kann lesbisch sein
Anna Steger
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Betreuer*in
Thomas Bauer
DOI
10.25365/thesis.3951
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29298.00270.486053-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit fokussiert die Diskussion über “The L-Word” und ihre verschiedenen Auswirkungen auf Geschlechtsidentitätskonzepte. “The L-Word” ist die erste Serie im TV mit gut aussehenden und reichen Lesben, die eine schönes und angenehmes Leben im Herzen der amerikanischen Traum-Maschine führen: In L.A.
Diese Darstellung von Lesben löste eine Debatte darüber aus, wie Lesben im Prime Time TV dargestellt werden sollten und für wen diese Bilder bestimmt sind. Basierend auf Stuart Halls Darstellungen über Massenmedien (und deren Einfluss auf Bedeutungsproduktion) und Judith Butlers Theorien über Geschlechtsidentität, wurde ein Modell entwickelt, mit dem der Diskurs untersuchbar wird.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Diskus über „The L-Word“ zu analysieren und Rückschlüsse daraus auf die Repräsentationsmacht und Geschlechtsidentitätskonzepte ziehen zu können.
Es wurde vermutet, dass die Diskussion darüber “ Wie schön Lesben sein dürfen” einen zugrunde liegenden Konflikt über Konzepte von Geschlechtsidentitäten wieder spiegelt und der Frage nach dem Einfluss der Massenmedien, die diese Bilder fixieren und naturalisieren.
Ien Angs und Joke Hermes Modell über Geschlechtsidentität und Medienkonsum bietet sich als „Relais“ an, um Butlers Identitätskonzept und Halls Konzept der Repräsentation zu verbinden und ermöglicht es, den Konflikt aus der Rezipientinnenperspektive zu untersuchen.
Basierend auf qualitativen Interviews über “The L-Word”, war es möglich, einen Einblick in die Strukturen und Themen des Diskurses zu gewinnen.
Eine der zentralen Fragen ist, ob “The L-Word” ein reales Bild von Lesben darstellen kann und ob die lesbischen Klischees, die in „The L-Word“ geboten werden, eher für männliche heterosexuelle Männer gemacht wurden oder für lesbische Zuseherinnen.
„The L-Word“ kann als ein thematisch verbindendes Element innerhalb der lesbischen und queeren Community betrachtet werden. Sie stellt als Themensetzerin und Diskussionsgeberin einen wichtigen Bezugspunkt innerhalb des Diskurses dar. Daraus lässt sich schließen, dass der Serie eine Repräsentationsmacht innerhalb und außerhalb der Szene zukommt.
Hauptthemen des Diskurses sind die Schönheit der Charaktere und das Setting der Serie. Die Beurteilung der Themen bezieht sich jedoch auf eine grundlegendere Frage: die des Realismus.
Die Realismus-Debatte spiegelt einen Streit um Repräsentation wieder, weil die Konzepte, die hier verkörpert werden, von den Rezipientinnen in Bezug zu ihren Lebensentwürfen und eigenen Konzepten darüber, was lesbisch bedeutet, gesetzt werden.
Die Serie ist zwischen ihrem massenmedialen Potential und ihrer anzunehmenden Community-Rezeption positioniert und kann daher auch in zwei verschiedenen Zirkeln der Bedeutungsproduktion, verortet werden.
Die Ergebnisse der Untersuchung werfen die Frage auf, ob eine Grenzüberschreitung von einem hegemonialen heteronormativen Bedeutungsfeld (der Massenmedien) zu dem (nach Butler notwendig) subversiven lesbisch-queeren Bedeutungsfeld oder die Schaffung von Austauschmöglichkeiten zwischen diesen beiden überhaupt erwünscht ist.
Diese Standpunkte innerhalb der Diskussion referieren auf verschiedene „Produktionsebenen von Geschlechtsidentität“ und können mit Hilfe des Modells von Ien Ang und Joke Hermes zugeordnet werden: Geschlechterdefinition, Geschlechterpositionierung und Geschlechteridentifikation.
Die mediale Repräsentation kann somit als vermittelndes dialogisches Element zwischen den Geschlechterpositionierungen und den Geschlechteridentifikationen verortet werden.
Mit Hilfe des Modells von Ien Ang und Joke Hermes wird ein Mittel zur Systematisierung der Themenfelder des Diskurses zur Verfügung gestellt und der Diskurs zugleich auf einer inhaltlichen Ebene (der Geschlechteridentifikationen) als auch auf einer strukturellen Ebene (der Repräsentationsmacht) erklärbar gemacht. Durch das Einsetzen von Halls und Butlers Theorien werden auch die Wechselwirkungen zwischen diesen Ebenen erklärbar.
Das Kernthema des Diskurses, der durch The L-Word ausgelöst wird, kann unter dem Titel „Sichtbarkeitsdebatte“ zusammengefasst werden.
Die Sichtbarkeitsdebatte spiegelt in ihren Grundannahmen einen Streit wieder, der innerhalb der Lesbenbewegung immer wieder aufflackert und vermutlich historisch begründbar ist:
Indem es auch hier um die Frage danach geht, ob die Gesellschaft durch Anpassung und Erweiterung ihrer Normen verändert werden kann oder ob die Normen selbst das anzugreifende und zu hinterfragende Problem sind. Dazu wären aber noch weitere Forschungen notwendig.
Abstract
(Englisch)
This Thesis focuses on the discussion „The L-Word“ and its effect on lesbian gender-identity-concepts, because “The L-Word “ is the first lesbian drama series on TV. Its stories are about good looking and rich lesbians, who life their beautiful and glamorous lives in the centre of Americas “Dream-Factoy”: L.A.
This representation of lesbians in the series initiated a debate about how lesbians should be presented in Prime Time TV and who is “allowed” to watch these representations. Based on Stuart Hall’s explanations of representation and mass media and Judith Butlers concepts of gender identity, I developed a model to do my research on the discourse about “The L-Word”. The aim of this research is to analyse the content of the discourse (in general) and what conclusions on representation and gender identities can be made. I presumed that the discussion of “how beautiful and rich lesbians” should be presented on TV reflects an underlying conflict about gender-identity-concepts and the influence of mass media, fixing these images as normal or natural. Ien Ang’s and Joke Hermes’ model on gender -identity serves as a relay to link Butler’s identity concept and Stuart Hall’s concept of representation and gives hand to analyse the conflict from the recipients’ point of view.
Based on four interviews about “The L-Word”, it was possible to get a first insight on the structures of the discourse about the series. One of the central questions is, if “The L-Word” has to give a “real” image of lesbians and if these lesbian-“porno”-clichés, which are presented in “The L-Word” attempt to attract male heterosexual viewers more than lesbian viewers.
The main question, when considering “The L-Word” as a good or bad representation of lesbians is realism. On one hand, there is consciousness about the fact that a reflection of reality concerning “lesbian life” is impossible, but the glamorous and apolitical character of the series is criticized very often. On the other hand they enjoy the illusion of “easy cheesy” lesbian life styles.
The L-Word can be analysed as a connecting element within the lesbian and queer community. It provokes discussions and is an important reference, serves as a common reference in international discussions.
Consequently, the series has a big influence on representation of lesbians in general. Main theme of the discussion is the beauty of the characters and its setting. The underlying question in the judgement of the series is: realism.
The debate about realism reflects a conflict about the meaning of representation, because the concepts of lesbianism which are embodied in the presented figures on TV are judged in relation to the live-concepts of the viewers and what it means to be lesbian.
The series is set between its mass media character and its supposed community reception and can hence be located between two circles of production of meaning.
The results of the research bring up the question if an exchange between hegemonial heteronormative production of meaning in mass media and subversive queer lesbian production of meaning (concerning lesbianism) is intended.
The standpoints refer to different „fields of production of gender identity and can be structured with the model of Ien Ang and Joke Hermes: gender-definition, gender-positioning and gender-identification.
The representation (in media) can be described as dialogic element between gender-positioning and gender-identification. Ien Angs and Joke Hermes Model serves as a model to systematize this discourse concerning its content (gender identity) and its structure (representation).
Stuart Hall’s and Judith Butler’s theories serve to explain how content and structure interact.
The underlying theme of this discourse can be described as a debate about visibility.
Most probably this debate refers to the history of the gay and lesbian movement
because it refers to the question how society can be changed: either with adding gay and lesbian identity concepts to the norms of society or putting them as norms into question.
This could be a question for further research.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
The L-Word TV series lesbian mediaconsumption Stuart Hall Judith Butler
Schlagwörter
(Deutsch)
The L-Word TV-Serie Lesben Rezeptionsforschung Stuart Hall Judith Butler
Autor*innen
Anna Steger
Haupttitel (Deutsch)
So schön kann lesbisch sein
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
169 S.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Thomas Bauer
AC Nummer
AC07574188
Utheses ID
3483
Studienkennzahl
UA | 301 | 317 | |