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'[T]au Moder ... Tau Moder [...].'
Text-Körper, strukturelle Spiegelungen und narratologisches Telos in Thomas Manns "Buddenbrooks. Verfall einer Familie"
Nele Nikolaisen
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Deutsche Philologie
Betreuer*in
Wynfrid Kriegleder
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.39396
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29893.76994.808553-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Am Ende des Mann'schen Debütromans von 1901 ist die Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook „passée“ (18) und befindet sich damit an exakt der gleichen Stelle wie zweiundvierzig erzählte Jahre zuvor die Firma „Ratenkamp & Comp.“ (17), die Vorbesitzer des „weitläufigen alten Hauses in der Mengstraße“. (7) In der rund 100-jährigen Forschungstradition, die diesem Ende folgt, wird der „Verfall einer Familie“ für gewöhnlich, wenn auch mit unterschiedlichen Akzentuierungen, als literarische Ausgestaltung des Décadence-Gedankens betrachtet. Entgegen jener autobiographischen bzw. am Kontext eines zeitgenössischen kulturellen Wissens sich orientierenden Lesart steht die vorliegende Arbeit in strukturalistischer Tradition und definiert den Text als genuin ästhetisches Phänomen, das als solches in erster Linie durch die ihm immanente Struktur definiert ist. Ziel der Analyse ist es daher, das Verfallsmotiv als den Roman dominierende räumliche Dynamik auszuweisen, die sich im epischen Raum des Buddenbrook'schen Mikrokosmos als ein tatsächlicher Fall, das heißt als eine Bewegung von oben nach unten, manifestiert, welcher alle Familienmitglieder ab der Generation Jean und Elisabeth Buddenbrooks unterworfen sind – mit einer einzigen Ausnahme: Als Letzter seines Geschlechts muss Justus Johann Kaspar, genannt Hanno, Buddenbrook, der von der Forschung gemeinhin als den Niedergang der Kaufmannsfamilie vollendender „Verfallsprinz[]“ betrachtet wird, sich nicht erst nach unten bewegen, ehe er sterben kann. Der letzte Buddenbrook wird bereits als Verfallener geboren und ist daher in erster Linie durch seinen Stillstand in der Verfallsgeschichte der Familie charakterisiert. Um die Ausnahmestellung Hanno Buddenbrooks im Verfall seiner Familie darzustellen, muss zunächst jener epische Raum bestimmt werden, in dem dieser 'Fall' sich vollzieht. Entsprechend gliedert die vorliegende Arbeit sich in zwei Teile, welche inhaltlich und strukturell durch das Motiv des Falls bzw. des Verfalls miteinander verbunden sind. Im Fokus des ersten Teils steht zunächst das Mengstraßenhaus als Spiegel des inneren und äußeren Geschehens und als Rahmung jenes poetisch-epischen Raums, in dem sich die Buddenbrook'sche Welt gleich einem „Miniaturkosmos“ entfaltet. Da der Familiensitz der Buddenbrooks direkt zu Beginn der Romanhandlung durch den „heimliche[n] Riß“ (40), der schon hier durch das Gebäude verläuft, mit dem Verfallsmotiv gekoppelt ist, setzt in dem alten Patrizierhaus auch jene „abwärts-Bewegung“ ein, die den Roman strukturell dominiert. Im Anschluss an die Definition des episch-poetischen Raumes widmet sich der zweite Teil der Arbeit der Art und Weise des Buddenbrook'schen Sterbens. Dabei wird, sowohl in der Analyse als auch in der Darstellung, unterschieden zwischen dem Sterben als Ereignis, das „eben noch von dieser Welt [ist]“ , und dem 'Tod' als Motiv, das durch seine gleichzeitige An- und Abwesenheit im Text nur durch den Nachvollzug bestimmter narrativer Strukturen und die Koppelung mit spezifischen anderen, ihm wesensverwandten Merkmalen sichtbar wird. Im Fokus dieses zweiten Teils steht Hanno Buddenbrook, dessen narrativ vorherbestimmter „Frühtod“ auf inhaltlicher Ebene durch eine deutliche dekadente Motivik antizipiert wird, während er in struktureller Hinsicht durch die statische Komposition seiner Figur vom Buddenbrook'schen Verfallsschicksal bzw. vom Buddenbrook'schen Fallen ausgeschlossen bleibt.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Deutsch)
Thomas Mann Buddenbrooks Hanno Buddenbrook Zauberberg Verfall Dekadenz Niedergang Fin de Siècle Frühtod Tod in der Literatur Tod bei Thomas Mann ästhetischer Raum Raum in Buddenbrooks
Autor*innen
Nele Nikolaisen
Haupttitel (Deutsch)
'[T]au Moder ... Tau Moder [...].'
Hauptuntertitel (Deutsch)
Text-Körper, strukturelle Spiegelungen und narratologisches Telos in Thomas Manns "Buddenbrooks. Verfall einer Familie"
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
129 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Wynfrid Kriegleder
Klassifikation
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.70 Literaturwissenschaft: Allgemeines
AC Nummer
AC12714403
Utheses ID
34895
Studienkennzahl
UA | 066 | 817 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1