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Wahnsinn: Eine Frage der Macht
Auswirkungen der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Freiheitsbeschränkungen durch Psychiatrie in Österreich
Doris Aigner
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Dr.-Studium der Philosophie Politikwissenschaft
Betreuer*in
Birgit Sauer
DOI
10.25365/thesis.39554
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30265.78945.383654-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Sind Zwangsmaßnahmen durch Psychiatrie ein Ausdruck von Fürsorge/Hilfe oder eine Menschenrechtsverletzung?
Die vorliegende Dissertation untersucht die Politik freiheitsbeschränkender Praktiken an Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Es wird die These plausibilisiert, dass die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK) und das Zusatzprotokoll zur UN-Antifolterkonvention (OPCAT) diesbezüglich einen Paradigmenwechsel begünstigt haben.
Der theoretische Zugang verknüpft Ansätze der Critical Disability Studies und Michel Foucaults Lehren aus dem Umgang mit dem Wahnsinn zu einer argumentativ-interpretativen Policy-Analyse. Der Forschungsansatz ist dadurch charakterisiert, dass Menschen mit Psychiatrieerfahrung methodisch wie theoretisch als ExpertInnen im Forschungsprozess Beachtung finden. UN-BRK wie Critical Disability Studies fordern einen Paradigmenwechsel hin zu einem sozialen Modell von Behinderung.
Zur Frage eines Policy-Wandels bot sich eine Untersuchung des Policy-Prozesses von der Ratifizierung bis zur Kontrolle der Umsetzung von UN-BRK und OP-CAT (für Österreich im Zeitraum von 2008-2014) an, um Veränderungen auszuloten. Die Analyse von Praktiken in Form von staatlichem Handeln verweist auf Rationalitäten innerhalb unterschiedlicher Institutionen, die über die Untersuchung von Diskursen, Argumenten und Narrativen einen Blick auf die aktuelle Gouvernementalität des Wahnsinns zulassen. Die Bedeutung veränderter Praktiken für ExpertInnen qua Erfahrung bildet den Schwerpunkt der Arbeit und wird interpretativ erschlossen. Methodisch ermöglicht wird dies durch eine historische Annäherung durch Archivarbeit und durch eine teilnehmende Beobachtung im untersuchten Feld, dem sozialen Raum des Kommunikationsforums Trialog und des Vereins Freiräume in Wien.
Als Ergebnis lässt sich zeigen, dass zwar aktuell ein diskursiver Wandel stattfindet. Ein Paradigmenwechsel muss hingegen erst durch kultivierte und unterstützte Partizipation mitgetragen werden. Gerade die Verknüpfung von Politikwissenschaft und Critical Disability Studies hat das Potential, in Hinblick auf einen Paradigmenwechsel die zugrunde liegenden Machtfragen zu erhellen.
Abstract
(Englisch)
Psychiatric compulsory measures –care or violation of human rights?
This dissertation examines freedom restriction policies for usually so called mentally ill people. It follows the thesis that the UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities (CRPD) and the Optional Protocol Against Torture and other Cruel and Inhuman Treatment or Punishment (OPCAT) promote a policy-change.
The theoretical approach combines Critical Disability Studies and Michel Foucault´s lessons from handling madness into an argumentative-interpretative Policy-analysis, which is particularly characterised by the fact that people with history in psychiatry are methodically and theoretically experts during the research process. The paradigm shift towards a social model of disability is required by Critical Disability Studies as well as by the policy-documents/instruments (CRPD and OPCAT) and therefore the analysis of the policy-process from ratification to evaluation (in Austria from 2008 till 2014) offers the opportunity to study transformation.
The analysis of practices as a form of governmental action refers to rationalities within different institution, which give information about the current governmentality of madness through discourses, arguments and narratives. The meaning of changing practices – definitely a result of a problematization based on the policy-instruments- for experts by experience is a key aspect, which is illuminated interpretatively. Methodically this is made by a historical approach through work on archives und by participative observation in the social space, the communication forum Trialog und the club Freiräume in Vienna.
Results show an ongoing discursive change. A real paradigm-shift on the other hand would require nurturated and cultivated participation. Political Science and Critical Disability Studies benefit from each other in shedding light on structures of power.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
argumentative-interpretative Policy-analysis CRPD psychiatry compulsory measures Critical Disability Studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Argumentativ-interpretative Policy-Analyse UN-Behindertenrechtskonvention Psychiatrie Freiheitsbeschränkungen Critical Disability Studies
Autor*innen
Doris Aigner
Haupttitel (Deutsch)
Wahnsinn: Eine Frage der Macht
Hauptuntertitel (Deutsch)
Auswirkungen der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Freiheitsbeschränkungen durch Psychiatrie in Österreich
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
XII, 232 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Birgit Sauer
Klassifikationen
44 Medizin > 44.06 Medizinsoziologie ,
70 Sozialwissenschaften allgemein > 70.03 Methoden, Techniken und Organisation der sozialwissenschaftlichen Forschung ,
71 Soziologie > 71.13 Soziales Milieu ,
79 Sozialpädagogik > 79.29 Sozialarbeit: Sonstiges ,
80 Pädagogik > 80.34 Sonderpädagogik: Sonstiges ,
86 Recht > 86.05 Rechtssoziologie, Rechtspsychologie ,
89 Politologie > 89.00 Politologie: Allgemeines
AC Nummer
AC12729412
Utheses ID
35037
Studienkennzahl
UA | 092 | 300 | |