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„Funktionsmorphologische und phylogenetische Untersuchungen der Mittel- und Innenohrregion ausgewählter „Ameridelphia“ und Australidelphia (Metatheria, Mammalia)“
Stefan Czerny
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Lebenswissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Zoologie
Betreuer*in
Doris Nagel
DOI
10.25365/thesis.39908
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30297.15138.874262-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Mittelohrelemente Malleus, Incus und Stapes, sowie die Elemente des Innenohrs sind bei allen Säugetieren vorhanden. In älteren Studien war es erforderlich die Gehörknöchelchen, sowie die Innenohrstrukturen, durch Präparation aus dem Schädel zu entfernen, um sie anschließend untersuchen zu können, was jedoch eine Zerstörung des Materials zur Folge hat. Dies ist seit einigen Jahren, mit Hilfe neuer Untersuchungsmethoden, nicht mehr notwendig, da mittels nicht-invasiver mikro-Computertomographie (μCT) und digitaler Rekonstruktion der Daten die hier bearbeiteten Objekte zerstörungsfrei untersucht werden können. Die Mittel- und Innenohrelemente von sieben Beuteltierarten werden rekonstruiert und anschließend untereinander und mit Angaben aus der Literatur verglichen. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der morphologischen Beschreibung mit Einbeziehung einer phylogenetischen und funktionsmorphologischen Betrachtungsweise.
Bei der Gestalt des Malleus lassen sich große Unterschiede innerhalb der untersuchten Taxa finden. Alle Vertreter der Didelphimorphia weisen einen typischen „ancestralen Typ“ auf. Die ähnliche Gestalt des Hammers bei Caluromys philander, Caluromys lanatus und Philander opossum können als phylogenetisches Merkmal interpretiert werden.
Ebenso besitzt Echymipera kalubu aus der Ordnung Peramelemorphia eine ursprüngliche Malleus-Form, wobei hier Charakteristika eines, in der Literatur als „Mikrotyps“ be-schriebenen Gehörknöchelchens vorliegen. Notoryctes typhlops und Trichosurus vulpecula zeigen einen stark abgewandelten Malleus.
Die Inci innerhalb der untersuchten Taxa unterscheidet sich geringfügig untereinander. Ausschließlich Notoryctes typhlops weist eine abgewandelte Form des Ambosses auf.
Die untersuchten Stapes zeigen eine diverse Gestaltung, zum Teil eine Columella-ähnliche Form ohne einem Foramen (Notoryctes typhlops und Echymipera kalubu), zum Teil liegen sie zweischenkelig vor. Die eigentümliche Gestalt der Knöchelchen von Notoryctes typhlops liegt vermutlich mit dessen subterraner Lokomotion in Verbindung.
Innerhalb der Didelphimorphia zeigen fossoriale Taxa, gegenüber arborealen Vertretern, größere posteriore Bogengänge. Die Verwandtschaft innerhalb dieser Ordnung wird durch eine ähnliche Form der Cochlea unterstützt. Die für Didelphimorphia typische Anzahl von rund 2,5 Schneckenwindungen kann bei allen Vertretern beschrieben werden.
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Die fossorialen Taxa Bettongia lesueur und Echymipera kalubu weisen einen weiten anterioren Bogengang auf. Die Bogengänge des subterranen Notoryctes typhlops erscheinen deformiert, zeigen jedoch nahezu alle typischen Charakteristika der übrigen untersuchten Australidelphia.
Die funktionsmorphologischen Untersuchungen der Innenohrregion rezenter Metatheria lassen Aussagen über unterschiedliche Lokomotionsmodi zu, wobei in dieser Untersuchung der Messparameter „Querschnitt des Bogengangs“ die höchste Wertung und somit den höchsten Einfluss besitzt. Einen geringeren Einfluss besitzen die Parameter „Höhe des Bogengangs“, „Breite des Bogengangs“ sowie „Länge des Bogengangs“. In dieser Unter-suchung ist keine klare Abgrenzung zwischen fossorialen und arborealen Metatheria festzu-stellen. Die arborealen Taxa liegen innerhalb einer eng geschlossen Gruppe positioniert. Jedoch liegt dieser zum großen Teil auch innerhalb des Bereichs der fossorialen Vertreter. Das subterrane Taxon Notoryctes typhlops liegt auf einer isolierten Position.
Durch die Integration der funktionsmorphologischen Untersuchungsergebnisse von Rodentia (Eutheria) lässt sich ein Vergleich zwischen Eu- und Metatheria ziehen. Hierbei zeigt sich durch die funktionsmorphologische Untersuchung des Innenohrs eine deutliche phylo-genetische Trennung der beiden Unterklassen. Gleichzeitig wird die Bedeutung des Messparameters „Querschnitt des Bogengangs“, vor allem bei der Zuordnung des arborealen Lokomotionsmodus, unterstrichen.
Die in bisherigen Publikationen angewandten Definitionen der Lokomotionsmodi sind bei Beuteltieren zu modifizieren bzw. neu zu definieren. Durch die Eingliederung des „terrestrischen“ Lokomotions-Modus würde sich der große und nicht eindeutig zuzuordnende Bereich der fossorialen Metatheria auflösen. Die eingegliederte Lokomotion „terrestrisch“ betrifft Philander opossum und Echymipera kalubu. Diese Taxa wären nach der Modifikation funktionell deutlich von den arborealen, aber auch von den fossorialen Beuteltieren getrennt.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Beuteltiere Funktionsmorphologie Innenohr MIttelohr Gehörknöchelchen
Autor*innen
Stefan Czerny
Haupttitel (Deutsch)
„Funktionsmorphologische und phylogenetische Untersuchungen der Mittel- und Innenohrregion ausgewählter „Ameridelphia“ und Australidelphia (Metatheria, Mammalia)“
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
133 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Doris Nagel
Klassifikation
42 Biologie > 42.21 Evolution
AC Nummer
AC12739950
Utheses ID
35356
Studienkennzahl
UA | 066 | 831 | |
