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Geschichte und Kreuz
eine systematische Rekonstruktion des Ortes der Theologie im Denken Ignacio Ellacurías
Sebastian Pittl
Art der Arbeit
Dissertation
Universität
Universität Wien
Fakultät
Katholisch-Theologische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Doktoratsstudium der Katholischen Theologie (Dissertationsgebiet: Katholische Fachtheologie)
Betreuer*in
Kurt Appel
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.40203
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29779.95937.714855-4
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)

Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Die vorgelegte Arbeit zielt auf eine systematische Rekonstruktion der grundlegenden geschichtstheologischen Perspektive des spanisch-salvadorianischen Philosophen und Theologen Ignacio Ellacuría (SJ) als Beitrag zu einer fundamentaltheologischen Fundierung des Projekts einer Theologie der Befreiung. Sie geht dazu in zwei Schritten vor: In einem ersten Teil gewinnt sie aus einer Analyse des umfangreichen philosophischen Textkorpus Ellacurías die wesentlichen Dimensionen und Strukturmerkmale der „geschichtlichen Realität“ als der sowohl ontologischen als auch geschichtsphilosophischen Zentralkategorie Ellacurías. Ein zweiter Teil entwickelt davon ausgehend Ellacurías Perspektiven auf das Verhältnis von „geschichtlicher Realität“ und „Erlösung“, wobei der Fokus auf der angemessenen Artikulation des Verhältnisses von Profan- und Heilsgeschichte liegt. Die Klärung dieses Verhältnisses wird als die fundamentaltheologische Grundfrage der Theologie der Befreiung identifiziert. Die philosophische Grundlage von Ellacurías Begriff der „geschichtlichen Realität“ bildet die Philosophie Xavier Zubiris. Zur Gewinnung des Begriffs der „geschichtlichen Realität“ entfaltet das erste Kapitel der Arbeit daher zunächst die Grundzüge von Zubiris Verständnis der „Realität“. Wesentliche behandelte Aspekte sind dabei das Verhältnis von „Realität und Wahrheit“, der transzendentale Charakter der Realität sowie Zubiris Verständnis der Realität als „Struktur“. Das Kapitel zeichnet nach, wie Zubiri mit dem Begriff der „Realität“, in Fortschreibung und Überbietung der philosophischen Phänomenologie in der Tradition Husserls und Heideggers, eine philosophischen Kategorie zu entwickeln sucht, die die klassischen Dualismen der neuzeitlichen Philosophietradition (Natur–Geist, Sinnlichkeit–Vernunft, Subjekt–Objekt, Individuum–Gesellschaft) überwindet. Ein zweites Kapitel skizziert, wie Ellacuría ausgehend von einer „Dynamisierung“ des Realitätsbegriffs Zubiris seinen Begriff der „geschichtlichen Realität“ gewinnt. Es analysiert die grundlegenden Strukturmerkmale desselben und zeichnet nach, wie sich Ellacuría schrittweise einem Verständnis der „geschichtlichen Realität“ als „Praxis“ annähert. Ausgehend von einer Analyse der unterschiedlichen Definitionen von „Praxis“ im Werk Ellacurías wird dargestellt, inwiefern eine für ihre eigene Selbstüberschreitung offene „befreiende Praxis“ als der Ort betrachtet werden muss, an dem sich die „Wahrheit“ der Realität in besonderer Dichte zeigt. „Befreiende Praxis“ wird dadurch als eine nicht nur ethische, sondern auch als zentrale ontologischer Kategorie deutlich. Der zweite Teil der Arbeit skizziert die Konsequenzen, die sich aus dem Begriff der „geschichtlichen Realität“ für die Verhältnisbestimmung von Heils- und Profangeschichte ergeben und entwickelt daran anschließend in Auseinandersetzung mit zwei paradigmatischen Positionen moderner europäischer Geschichtstheologie (Karl Rahner und Wolfhart Pannenberg) die weiteren systematischen Grundlinien der Geschichtstheologie Ellacurías. Das erste Kapitel dieses Teils lässt die Christologie Ellacurías als grundlegende Matrix seiner Geschichtstheologie deutlich werden und entfaltet diese unter folgenden Aspekten: christologische Interpretation von Natur und Geschichte, die spezifischen Charakteristika eines christlichen Verständnisses von Transzendenz, das Verhältnis von Geschichte und Eschatologie, die „Objektivierung“ von Heil und Sünde in geschichtlichen Strukturen, das Verhältnis von „Theophanie“ und „Theopraxis“, die Frage nach dem „Subjekt der Heilsgeschichte“ und seinem Verhältnis zum „Subjekt der Profangeschichte“, das Verhältnis von Christentum und (politischer) Macht und der „Zeichencharakter“ der Geschichte. Das letzte Kapitel untersucht vor dem Hintergrund dieser geschichtstheologischen Perspektive Ellacurías Theologumenon des „gekreuzigten Volkes“. Es entfaltet die wesentlichen Merkmale desselben und bestimmt den theologisch-systematischen Ort, der ihm innerhalb der geschichtstheologischen Perspektive Ellacurías zukommt. Das Kapitel macht deutlich, warum Anspruch, Legitimität, Bedeutung und Grenze des Theologumenons vom „gekreuzigten Volk“ nur unter Berücksichtigung dieser umfassenden Perspektive angemessen beurteilt werden können und entkräftet bzw. relativiert damit Einwände, die in den letzten Jahren auch im deutschen Sprachraum gegen die Rede vom „gekreuzigten Volk“ geltend gemacht wurden. Den Abschluss der Arbeit bilden Überlegungen zur gegenwärtigen Relevanz der geschichtstheologischen Perspektive Ellacurías.
Abstract
(Englisch)
The presented thesis aims at a systematic reconstruction of the fundamental theological-historical perspective of the Spanish-Salvadorian philosopher and theologian Ignacio Ellacuría (SJ). It thereby hopes to contribute to the fundamental-theological foundation of liberation theology. The thesis proceeds in two steps: A first part analysis the extensive philosophical oeuvre of Ellacuría to identify the essential dimensions and structural characteristics of Ellacurías concept of “historical reality”, which is the central category of both the ontology and the philosophy of history of Ellacuría. Against the background of this analysis a second part develops Ellacurías perspectives on the relationship between “historical reality” and “salvation”. The main focus of this part lies on articulating adequately the relationship between profane history and history of salvation. The clarification of this relationship is regarded as the fundamental theological question of liberation theology par excellence. Ellacuría develops his concept of “historical reality” based on the philosophy of Xavier Zubiri. Therefore the first chapter starts with an investigation of Zubiris understanding of “reality”. Central aspects of this investigation concern the relationship between “reality” and “truth”, the transcendental character of reality and Zubiris understanding of reality as “structure”. The chapter demonstrates how Zubiris “philosophy of reality”, starting from the perspective of philosophical phenomenology in the tradition of Husserl and Heidegger, tries to develop a category able to overcome the characteristic dichotomies of modern occidental philosophy (nature-spirit, sensuality-reason, subject-object, individual-society). A second chapter analyzes how Ellacuría transforms Zubiris concept of reality to develop the concept of “historical reality”. It outlines the essential dimensions and structural characteristics of “historical reality” and shows how Ellacuría understands “historical reality” as the “dynamic totality of reality” which reaches its highest ontological density in human praxis. The chapter analyzes the different definitions of “praxis” given by Ellacuría and demonstrates why for Ellacuría an “open” “liberating” praxis has to be considered the place, in which the “truth” of reality finds its highest expression. In this way it makes clear why “liberating” praxis is for Ellacuría not only of ethical but also of ontological relevance. The second part of the thesis sketches the consequences, which derive from Ellacurías understanding of “historical reality” for the question of the relationship between profane history and salvation history. In dialogue with two paradigmatic positions of modern European theologies of history (Karl Rahner and Wolfhart Pannenberg) it develops the further characteristics of Ellacurías theology of history. The first chapter identifies Ellacurías Christology as the main matrix of his theological-historical perspective and develops it in the following respects: Christological interpretation of nature and history, the specific characteristics of a Christian understanding of transcendence, the relationship between history and eschatology, the “objectification” of sin and salvation in historical structures, the relationship between “theophany” and “theopraxis”, the “subject” of salvation history and its relationship to the “subject” of profane history, the relationship between Christendom and (political) power, history understood as “sign”. In the context of this encompassing historical-theological perspective the last chapter investigates Ellacurías famous theologumenon of the “crucified people”. It analyzes its essential characteristics and determines its systematic-theological position within Ellacurías theology of history. The chapter shows how the specific theological pretensions, the legitimation, the meaning and the limits of this theologumenon can not be properly understood without this broader context and how from the historical-theological perspective of Ellacuría many of the objections which have been made against this theologumenon in the last years can be refuted or at least relativized. At the end of the thesis some reflections about the actual relevance of Ellacurías theology of history are made.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
Ignacio Ellacuría Xavier Zubir Wolfhart Pannenberg Karl Rahner history historical reality profane history history of salvation transcendence salvation cross theology of the cross crucified People theology of history philosophy of history reality Revelation theology of liberation
Schlagwörter
(Deutsch)
Ignacio Ellacuría Xavier Zubiri Karl Rahner Wolfhart Pannenberg Geschichte geschichtliche Realität Weltgeschichte Heilsgeschichte Profangeschichte Realität Transzendenz Geschichtstheologie Geschichtsphilosophie Kreuz Kreuzestheologie gekreuzigtes Volk Theologie der Befreiung Offenbarung Erlösung Heil
Autor*innen
Sebastian Pittl
Haupttitel (Deutsch)
Geschichte und Kreuz
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine systematische Rekonstruktion des Ortes der Theologie im Denken Ignacio Ellacurías
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
386 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*innen
Franz Gmainer-Pranzl ,
Gunter Prüller-Jagenteufel
Klassifikationen
08 Philosophie > 08.31 Metaphysik, Ontologie ,
08 Philosophie > 08.32 Erkenntnistheorie ,
08 Philosophie > 08.37 Religionsphilosophie ,
08 Philosophie > 08.43 Geschichtsphilosophie ,
11 Theologie > 11.60 Systematische Theologie: Allgemeines ,
11 Theologie > 11.61 Dogmatik, Konfessionskunde ,
11 Theologie > 11.62 Christliche Ethik
AC Nummer
AC13022722
Utheses ID
35600
Studienkennzahl
UA | 780 | 011 | |
Universität Wien, Universitätsbibliothek, 1010 Wien, Universitätsring 1