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Fremde Wunder oder vertraute Fehler?
die Wundergeburtenberichte von Jakob Ruf im Spannungsfeld von Prodigiendeutung und naturkundlichen Erklärungen
Rosa Costa
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Betreuer*in
Andrea Griesebner
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Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved
DOI
10.25365/thesis.4043
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29778.24722.134560-1
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Abstracts

Abstract
(Deutsch)
Im 16. Jahrhundert gab es eine Flut an Berichten über sogenannte Wundergeburten oder monstra. Mit diesen Begriffen wurden Menschen mit außergewöhnlichen Körpern bezeichnet. In der zeichenhaften Welt des 16. Jahrhunderts wurden die monstra als außernatürliche Wunderzeichen wahrgenommen und in der regen Flugblattliteratur auf verschiedenste Weisen gedeutet. Die übergeordnete Erzählstruktur war die protestantische Prodigiendeutung, welche Wundergeburten als apokalyptische Vorboten und als Bußaufforderung interpretierte. Die traditionelle Geschichtsschreibung erzählt von der zunehmenden Naturalisierung der monstra im Zuge der Aufklärung, wodurch Menschen mit außergewöhnlichen Körpern nicht mehr als religiösen Wunderzeichen, sondern als natürliche Fehler betrachtet wurden. Die genaue Analyse der Erklärungsmuster für Wundergeburten zeigt allerdings, dass es bereits im 16. Jahrhundert verschiedene Wahrnehmungsmuster gab, darunter auch jenes der natürlichen Fehlentwicklung. Am Beispiel zweier Texte des Zürcher Chirurgen Jakob Ruf – ein Flugblatt über eine 1543 in Schaffhausen geborene Wundergeburt und ein Kapitel über Wundergeburten in dem 1554 erschienenem Hebammen-Buch – wird die Verwobenheit der religiösen und naturkundlichen Erklärungen der monstra herausgearbeitet. Aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive werden Rufs Texte nach den zugrunde liegenden Denkweisen, Wunderbegriffen und Körpervorstellungen befragt. Dabei werden die epistemischen Voraussetzungen und die soziokulturellen Rahmenbedingungen der Texte erarbeitet. Gezeigt wird, dass die Episteme der Ähnlichkeiten, der Wunderzeichendiskurs und die humoralpathologische Körpervorstellungen den Wundergeburten erst ihre spezifische Bedeutung geben. Aber auch Rufs intermediäre Position als gelehrter Chirurg, sowie die gesellschaftlichen Umwälzungen im Zuge der Zürcher Reformation prägten Rufs Wundergeburtenberichte. Eingebettet in diese diskursiven und sozialen Entstehungsbedingungen wird die Spannung zwischen Prodigiendeutung und naturkundlichem Forschungsinteresse bei der Beschreibung von Wundergeburten in Jakob Rufs Texten verdeutlicht.

Schlagwörter

Schlagwörter
(Englisch)
monstous births wonder reformation 16th century history of science disability studies
Schlagwörter
(Deutsch)
Wundergeburten Monster Prodigien Reformation 16. Jahrhundert Wissenschaftsgeschichte Körpergeschichte Disability Studies
Autor*innen
Rosa Costa
Haupttitel (Deutsch)
Fremde Wunder oder vertraute Fehler?
Hauptuntertitel (Deutsch)
die Wundergeburtenberichte von Jakob Ruf im Spannungsfeld von Prodigiendeutung und naturkundlichen Erklärungen
Publikationsjahr
2009
Umfangsangabe
103 S. : Ill.
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Andrea Griesebner
Klassifikation
15 Geschichte > 15.07 Kulturgeschichte
AC Nummer
AC07554442
Utheses ID
3568
Studienkennzahl
UA | 312 | | |
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