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„Frauen wollen keine Aufschlagmonster sein“
eine konstruktivistische Analyse der Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern im Sportmagazin
Bernadette Hoerner
Art der Arbeit
Magisterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Magisterstudium Publizistik-u.Kommunikationswissenschaft
Betreuer*in
Fritz Hausjell
DOI
10.25365/thesis.40427
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29676.17464.488953-9
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die vorliegende Arbeit untersucht die Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern im Sportmagazin und geht der Frage nach, welche geschlechtsabhängigen Differenzierungen sich dabei zeigen.
Gewählt wurde ein konstruktivistischer Zugang nach Rulofs/Hartmann-Tews (2006): Einerseits wurden die vermittelten Genderbilder auf Produktebene erfasst (Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern in der Sportberichterstattung des Sportmagazin), andererseits auch die Entstehungsbedingungen dieser auf Produktionsebene (Werte, Normen und Einstellungen in Bezug auf Geschlecht in journalistischen Alltagshandlungen und medienstrategischen Entscheidungen des Sportmagazin).
In einem ersten Schritt wurde eine Inhaltsanalyse der Texte und Bilder aus elf Sportmagazinausgaben von Mai 2012 bis Mai 2013 durchgeführt (Vollerhebung eines kompletten Jahreszyklus). Texte und Bilder, die keine Sportler/innen zum Inhalt hatten, wurden exkludiert. Nach Werner Frühs Methodik (2011) wurden häufig belegte, geschlechtsabhängige Differenzaspekte zu einem Kategoriensystem verdichtet, die Auswertung erfolgte mittels nichtparametrischer Tests in SPSS. Um auch längsschnittliche Aussagen treffen zu können, wurden die Kategorien zudem so aufgebaut, dass an die Studienergebnisse von Bachmanns Sportmagazinanalyse (1998) angeschlossen werden konnte.
Im Anschluss wurde ein leitfadengestütztes Experteninterview mit Sportmagazin-Chefredakteur Fritz Hutter durchgeführt, welches nach der „strukturierenden Inhaltsanalyse“ von Mayring (2003) ausgewertet wurde, unter Anwendung der „Zusammenfassung“ und der „inhaltlichen Strukturierung“ als Techniken der Wahl.
Sowohl die Inhaltsanalyse, als auch das Experteninterview zeichneten das Bild eines Mediums mit ambivalenten Normen und Einstellungen in Bezug auf Geschlechterstereotype.
Auf inhaltlicher Ebene zeugten einerseits etliche Aspekte von Gleichschätzung, die in früheren Studien noch geschlechtsspezifische Unterschiede aufwiesen. So waren Frauen- und Männersportberichte etwa gleich lange und wurden zu gleicher Wahrscheinlichkeit am Titelblatt angekündigt. Sportlerinnen und Sportler wurden gleich häufig in passivem Bildkontext dargestellt, gleich selten mit Infantilisierungen und informellen Kosenamen belegt und als gleichwertig autonome und selbstsichere Personen inszeniert, die jedoch auch die Fähigkeit zu Emotionalität und Empathie besitzen.
Dem gegenüber standen jedoch drei zentrale Differenzbefunde: Sportlerinnen und Expertinnen waren zahlenmäßig stark unterrepräsentiert, Sportlern wurde häufiger körperliche Stärke zugeschrieben und Sportlerinnen wurden häufiger sexualisiert dargestellt.
Das flankierende Gespräch mit Chefredakteur Fritz Hutter sollte vor allem die Entstehungsbedingungen dieser drei zentralen Differenzbefunde erhellen.
Die Unterrepräsentation von Sportlerinnen begründe laut Hutter einerseits die Tatsache, dass Sport von Männern für Männer gemacht wird (Fokus auf in der Sportcommunity wichtige Männersportarten), andererseits aber auch ein gefühlter Mangel an weiblichen Sportstars. Die Unterrepräsentation von Expertinnen hänge direkt mit der geringen Zahl an Entscheidungsträgerinnen und Meinungsbildnerinnen im Sport zusammen.
Bei der vermehrten Zuschreibung von körperlicher Stärke zu Sportlern scheint die bei Frauen weniger stark ausgeprägte Maximalkraft eine zentrale Rolle zu spielen. Frauen sähen einerseits „einfach nicht so aus“, andererseits führe eine oft langweilige Inszenierung von Frauensport durch differenziertes Regelwerk (z.B. Fußball, Eishockey) dazu, dass die körperliche Leistung von Athletinnen zusätzlich abgewertet und Frauensport dadurch allgemein minderbewertet würde. Auch würde von Seiten der Sportlerinnen häufig der Wunsch bestehen, nicht mit einer aggressiven, männlichen Metaphorik belegt zu werden („Aufschlagmonster“ würde z.B. auf Ablehnung stoßen).
Die Sexualisierung von Frauen wird im Sportmagazin strategisch bewusst im Hinblick auf eine zu 85 Prozent männliche Leserschaft eingesetzt. Wie schon Hartmann-Tews/Rulofs (2003) feststellen, deutet sich hier eine Zwangsläufigkeit an, die nur schwer durchbrochen werden kann. Sportlerinnen würden ihre Attraktivität in der Selbstvermarktung bewusst einsetzen, indem sie dem Sportmagazin z.B. erotische Fotos anbieten. In anspruchsvollen Portraits gelte es dann auch, die zur Schau gestellte Attraktivität als integrale Facette der Persönlichkeit anzuführen.
Durch sexualisierte Fotostrecken wie das „Pictorial“ erfahren Sportlerinnen im Sportmagazin daher einerseits eine Marginalisierung, andererseits kann diese Plattform von Athletinnen aber auch bewusst zur emanzipatorischen Selbstermächtigung genutzt werden. Werden z.B. Selbstpraktiken gewählt, die Dominanz, Selbstbestimmtheit und Erotik als Frauenbild aktivieren, wird damit besonders der persönliche Handlungsspielraum deutlich, der gerade in diesen Zwängen jedem/r an der Konstruktion von Geschlecht Beteiligten zur Verfügung steht, um Geschlechterdifferenzen zu dekonstruieren.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Sport Gender Genderstudie Mediensport Massenmedien Medien Sportberichterstattung Sportjournalismus Sportlerinnen Sportler Diskriminierung Sexualisierung Selbstermächtigung Selbsterotisierung Experteninterview Inhaltsanalyse Sportmagazin Sportmagazine Konstruktivismus Diskriminierung Sexualisierung Geschlecht Sport und Geschlecht geschlechtsabhängige Unterschiede Fritz Hut
Autor*innen
Bernadette Hoerner
Haupttitel (Deutsch)
„Frauen wollen keine Aufschlagmonster sein“
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine konstruktivistische Analyse der Darstellung von Sportlerinnen und Sportlern im Sportmagazin
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
219 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Fritz Hausjell
Klassifikationen
05 Kommunikationswissenschaft > 05.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.20 Kommunikation und Gesellschaft ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.30 Massenkommunikation, Massenmedien: Allgemeines ,
05 Kommunikationswissenschaft > 05.39 Massenkommunikation, Massenmedien: Sonstiges
AC Nummer
AC13086172
Utheses ID
35798
Studienkennzahl
UA | 066 | 841 | |