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Konversionstherapie (still) en vogue?
eine Befragung österreichischer Psychotherapeut_innen zu ihren Erfahrungen und Einstellungen bezüglich sogenannter Konversionsbehandlungen / Conversion therapy (still) en vogue? A survey of Austrian psychotherapists' attitudes towards and experience of so-called conversion therapy
Salonida Reinmund
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Psychologie
Betreuer*in
Martin Voracek
DOI
10.25365/thesis.40482
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29352.21321.813170-3
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Einleitung: Seit 1992 gilt Homosexualität laut dem ICD-10 nicht mehr als „Krankheit“. Trotzdem stellen Menschen, die nicht gemäß der heterosexuellen Norm leben, nach wie vor eine diskriminierte Minderheit da, wodurch ein Wunsch nach einer Anpassung an diese Norm durch das Aufsuchen einer Psychotherapie entstehen kann.
Methode: Im Rahmen einer Online-Befragung wurden Psychotherapeut_innen aus Wien, Tirol und Salzburg zu ihrer Einstellung und Erfahrung bezüglich Konversiontherapien befragt. Von insgesamt 5059 Psychotherapeut_innen wurden 445 (9%) vorab telefonisch zu einer Teilnahme aufgefordert. Im Sinne der Mixed-Methods beinhaltete der Fragebogen geschlossene und offene Fragen und die Möglichkeit, bis zu fünf Fälle durchgeführter Konversionstherapien zu beschreiben.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 44%. Insgesamt 196 Fragebögen (4% der Population) wurden ausgewertet und 26% der befragten Psychotherapeut_innen gaben an, es gebe bestimmte Umstände, unter welchen Klient_innen die Möglichkeit haben sollten ihre homosexuellen Gefühle umzulenken. Als häufigstes Argument für eine solche Möglichkeit wurde die Entscheidungsfreiheit der Klient_innen genannt, weitere Argumente waren Leidensdruck, Pädophilie oder die Phase der Pubertät. Gegen eine Möglichkeit der Konversionsbehandlung sprachen sich 59% der Befragten aus und begründeten ihre Antwort damit, dass Homosexualität nicht pathologisch, sondern ein Teil der Identität sei, oder dass eine Umwandlung von Homosexualität nicht möglich oder ethisch nicht vertretbar sei. Direkt gefragt, was sie tun würden, wenn ein_e Klient_in um die Umwandlung ihrer_seiner homosexuellen Gefühle bitte würden, befürworteten nur drei Prozent der Therapeut_innen eine Behandlung mit dem Ziel einer Umwandlung der Gefühle. Für eine Behandlung mit dem Ziel der Akzeptanz der sexuellen Gefühle stimmten 82%. Die Frage nach der Erfahrung wurde von 152 Psychotherapeut_innen beantwortet. Es gaben 15% an, schon einmal geholfen zu haben, homosexuelle Gefühle einer_eines Klient_in zu verändern oder umzulenken. Es wurden 65 Fälle beschrieben und als Gründe für die Hilfesuche der Klient_innen wurden sowohl innerpsychische Probleme (z.B. Depression oder Unsicherheit bezüglich der sexuellen Orientierung) als auch Probleme im Sozialleben (z.B. Inkongruenz zwischen homosexuellen Gefühlen und Beziehungen) beschrieben.
Diskussion: Die Ergebnisse legen nahe, dass eine Minderheit österreichischer Psychotherapeut_innen, innerhalb der letzten 16 Jahre Konversionstherapien durchgeführt hat und mehr als ein Viertel der Befragten vertrat die Einstellung, dass es solche Behandlungen geben sollte. In Anbetracht der Schädlichkeit von Konversionstherapien sowie der diskriminierenden und menschenrechtsverletzenden Implikationen solcher Verfahren schockiert dieses Ergebnis. Die Argumentation der Entscheidungsfreiheit der_des Klient_in darf die Erfassung diskriminierender gesellschaftlicher Strukturen nicht ausblenden und Psychotherapeut_innen sollten sich dieser in ihrem Umgang mit Menschen aus marginalisierten Gruppen bewusst sein.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
conversion therapy reparative therapy homosexuality change sexual orientation change efforts soce sexual identity homophobia homonegativism LGBT discrimination critical psychology normativism feminist psychology gay affirmative psychotherapy lesbian mixed-methods qualitative content analysis ego-dystonic sexual orientation disorder of sexual development and orientation
Schlagwörter
(Deutsch)
Konversionstherapie Konversionsbehandlung Reparativtherapie Homosexualität Umwandlung Umlenkung Veränderbarkeit sexuelle Orientierung sexuelle Identität Homophobie schwul lesbisch Homonegativität Heterozentrismus Diskriminierung kritische Psychologie Normativität affirmative Psychotherapie Sexualtherapie feministische Psychologie mixed-methods qualitative Inhaltsanalyse
Autor*innen
Salonida Reinmund
Haupttitel (Deutsch)
Konversionstherapie (still) en vogue?
Hauptuntertitel (Deutsch)
eine Befragung österreichischer Psychotherapeut_innen zu ihren Erfahrungen und Einstellungen bezüglich sogenannter Konversionsbehandlungen / Conversion therapy (still) en vogue? A survey of Austrian psychotherapists' attitudes towards and experience of so-called conversion therapy
Paralleltitel (Englisch)
Conversion therapy (still) en vogue? A survey of Austrian psychotherapists’ attitudes towards and experience of so-called conversion therapy
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
789 Seiten : Diagramme
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Martin Voracek
Klassifikationen
44 Medizin > 44.52 Therapie ,
71 Soziologie > 71.11 Gesellschaft ,
71 Soziologie > 71.25 Sexualität ,
71 Soziologie > 71.51 Werte, Normen ,
71 Soziologie > 71.6 ,
77 Psychologie > 77.01 Geschichte der Psychologie ,
77 Psychologie > 77.04 Ausbildung, Beruf, Organisationen ,
77 Psychologie > 77.08 Psychologische Diagnostik ,
77 Psychologie > 77.10 Strömungen und Richtungen in der Psychologie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.24 Kritische Psychologie ,
77 Psychologie > 77.29 Strömungen und Richtungen in der Psychologie: Sonstiges ,
77 Psychologie > 77.61 Einstellung, Vorurteil, Beeinflussung ,
77 Psychologie > 77.70 Klinische Psychologie ,
77 Psychologie > 77.72 Psychotherapie: Allgemeines ,
77 Psychologie > 77.79 Psychotherapie: Sonstiges ,
77 Psychologie > 77.85 Sexualpsychologie ,
77 Psychologie > 77.93 Angewandte Psychologie
AC Nummer
AC13105829
Utheses ID
35852
Studienkennzahl
UA | 298 | | |