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Der zerbrochene Mann in medizinischer Obhut
Maskulinitäten im Spezialdiskurs der Medizin 1910-1928
Andreas Enderlin
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Geschichte
Betreuer*in
Peter Becker
DOI
10.25365/thesis.40516
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30344.43685.836259-0
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Der Erste Weltkrieg wird in der Geschlechterforschung als Katalysator für die Veränderung der Geschlechterrollen erachtet. Auf dieser Grundlage ergibt sich die Frage, welche Maskulinitäten (Konzepte, Imaginationen und Praktiken von Männlichkeit) nach dem Ersten Weltkrieg im Raum der Republik Österreich vorzufinden waren. Die Analyse des medizinischen Spezialdiskurses für den Zeitraum 1910 bis 1928 ergab eine deutliche Eingrenzung der Vorstellung vom „idealen Mann“ (z.B.: heterosexuell, arbeitsfähig, wehrfähig), während die Geschlechterpraxis (normale Männlichkeiten) weitaus flexibler blieb. Dies geht besonders aus den von zeitgenössischen Medizinern thematisierten Bereichen der Wehrfähigkeit, Sexualität und Arbeitsfähigkeit hervor. Die Ergebnisse dieser Diskussionen brachten ambivalente Vorstellungen von Maskulinität hervor, was zu einer Verbreiterung dessen führte, was im Raum des Männlichen möglich war. Diese Entwicklung wurde besonders durch den Fokus der Medizin auf die Behandlung der über 100.000 Kriegsheimkehrer bedingt. Als Hauptanliegen galten die Wiederherstellung der Männer und deren Reintegration in die Gesellschaft als wertvolle Arbeitskraft. Zudem sah man in ihnen, trotz ihrer Verletzungen und Defizite, potentielle Heiratskandidaten im Licht der von Eugenik bestimmten Bevölkerungspolitik. Schlussendlich schlug das Vorhaben der Reintegration fehl, die Kriegsbeschädigten wurden zu Arbeitern zweiter Klasse. Dieser sozialen Abwertung wurde in den ersten Jahren nach 1918 nur wenig Aufmerksamkeit seitens der Mediziner geschenkt. Neben den Primärverletzungen litten die Kriegsbeschädigten unter den psychosozialen Folgeerscheinungen. Zwei Begriffe wurden verwendet, um ihre Situation zu erklären: Arnold Durig verwendete den Begriff „Ermüdung“ und Paul Biach wandte das Konzept der „Psychasthenie“ an. Beide stellen Versuche dar, das psychische Versagen zu erklären, das mit der Abwesenheit der wichtigsten Männlichkeitszuschreibung der 1920er Jahre, der Arbeitsfähigkeit, einherging.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Masculinity Studies Kulturwissenschaft Männlichkeit 20. Jahrhundert Erster Weltkrieg Männlichkeitsgeschichte Medizingeschichte Psychiatriegeschichte Diskursforschung
Autor*innen
Andreas Enderlin
Haupttitel (Deutsch)
Der zerbrochene Mann in medizinischer Obhut
Hauptuntertitel (Deutsch)
Maskulinitäten im Spezialdiskurs der Medizin 1910-1928
Paralleltitel (Englisch)
Broken Man in Medical Care. Masculinities in the specialized discourse of the Medical Field 1910-1928
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
94 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Peter Becker
Klassifikation
15 Geschichte > 15.00 Geschichte: Allgemeines
AC Nummer
AC13047524
Utheses ID
35881
Studienkennzahl
UA | 066 | 803 | |
