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Antike und religiöse Motive und ihre Symbolik im lyrischen Werk von Cyprian Norwid und Jaroslav Vrchlický
Michael Mostyn Haumer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Philosophische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Allgemeine Slawistik
Betreuer*in
Alois Woldan
DOI
10.25365/thesis.40548
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30294.33736.743059-3
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Antike und religiöse Motive und ihre Symbolik
im lyrischen Werk von Cyprian Norwid und Jaroslav Vrchlický
Michael Mostyn Haumer, BA
Das zentrale Ziel dieser Arbeit war die Analyse und Interpretation von Motiven aus der antiken Mythologie und der christlich-jüdischen Tradition und deren Symbolik im Werk von Norwid und Vrchlický. Unter Einschluss des Einflusses der literarischen Strömun-gen der Zeit sowie der historischen und politischen Realität auf die Dichter, ihr Weltbild und ihr Werk sollten auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Rezeption dieser Motive und ihrer Relevanz herausgearbeitet werden.
Norwid dienten die verwendeten antiken oder religiösen Motive vorwiegend zur Unter-streichung und Stärkung der nationalen Identität. Die historische und politische Realität Polens lässt ihn mit leidenschaftlicher religiöser Inbrunst, um Schutz und Erlösung sei-ner Nation bitten. Die antiken Motive verwendet Norwid vor allem als Medium der Re-flexion über gesellschaftliche und kulturelle Werte. So ist das Kentaurenmotiv Symbol für die Ambivalenz zwischen Gut und Böse, Wissen und Ignoranz, überhaupt die Zer-rissenheit der menschlichen Kultur. Die Sphinx als Wächterin über dem Grab des Ar-chimedes ist die stumme Hüterin des Wissensschatzes, der den Fortschritt bringen soll. Sie ist aber auch die Schicksalsfigur, die den armen Menschen für sein Lernen und Streben mit des Rätsels Lösung leben lässt. Narziss will sich von Echo nicht belehren lassen, dass alles, auch seine Schönheit, ein Geschenk Gottes ist; er versinkt in seinem zitternden Bild. Das klar dominierende Marienmotiv wird zu einem leidenschaftlichen poetischen „Ave Maria“ nach dem Muster der lauretanischen Litanei aufgefächert, das die himmlische Königin zuletzt zur Königin Polens krönt. Es ist der Höhepunkt seines Bekenntnisses zum Glauben und zu einem freien Polen.
Bei Vrchlický steht weniger ein politischer Inhalt, sondern eher das Ideal einer aufge-klärten Gesellschaft und des gebildeten Weltbürgers im Vordergrund. Als Intellektueller mit akademischer Ausrichtung denkt er mit interessanten Perspektiven über die Kultur und Bildung der Menschen und ihre Probleme nach. Jedem der Motive gibt er eine mehrschichtige psychologische Deutung. Mit dem Kentaurenmotiv zeigt er den Kon-flikt oder auch die Verwischung zwischen Traum und Wirklichkeit auf. Hat der Kentaur die Erlebnisse im Wald und die Kämpfe bloß geträumt, als ihn die Nymphe weckt? „Poslední Píseň Sfingy“ besingt das Jesuskind, das glücklich unter dem gestirnten Himmel lauscht, während Orion die Herde der Sterne nach Hause führt. Die gesungene Frohbotschaft ist gleichzeitig Abschied von der heidnischen Vergangenheit, daher wohl der Titel des Gedichts. Im Gedicht „Sfinx a Žena“ kauert die ägyptische Maria schutz-suchend in der nächtlichen Wüste vor der mächtigen Sphinx. Ein Narziss sieht nicht mehr in narzistischer Selbstliebe sein ihn verzehrendes Spiegelbild, sondern das von oben kommende Werk des Lichts; eine wunderbare Verwandlung der Eigenliebe in Liebe des Dichters für seine Kunst. Das Marienmotiv ist nicht nur im Gebet an Maria unter den Klängen der schwingenden Glocke enthalten, sondern wird auch als spirituel-le Vereinigung mit erotischer Andeutung („Můj duch se k Tobě sklaní [...]“) umgesetzt. Eine andere Maria, die Aegyptiaca, wird als sündiger, zweifelnder, angstvoller aber zuletzt durch den Glauben erlöster Mensch zu einer der heiligen Frauen, die das Licht der Jungfrau auf den richtigen Weg gebracht hat. Die Vergebung ihrer Sünden über-bringt der Engel der Unschuld, der im Vers 96: „[...] tvé krásy anděl křídla rozepjav [...]“ (Der Engel breitet die Flügel über deine Schönheit aus.): auch als ihr Schutzengel interpretiert werden könnte.
Alle diese Gedichte haben ihre besondere Ausstrahlung, und die bildreiche komplexe Sprache der Dichter macht ihre Interpretation und Übersetzung ins Deutsche nicht im-mer leicht, aber immer lohnend.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
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Autor*innen
Michael Mostyn Haumer
Haupttitel (Deutsch)
Antike und religiöse Motive und ihre Symbolik im lyrischen Werk von Cyprian Norwid und Jaroslav Vrchlický
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
126 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Alois Woldan
Klassifikationen
17 Sprach- und Literaturwissenschaft > 17.83 Lyrik ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.56 Tschechische Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.58 Polnische Sprache und Literatur ,
18 Einzelne Sprachen und Literaturen > 18.59 Westslawische Sprachen und Literaturen: Sonstiges
AC Nummer
AC13057104
Utheses ID
35910
Studienkennzahl
UA | 066 | 850 | |