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Familien- und Beziehungsstrukturen in den traditionellen Dorfgemeinschaften Malawis
Sabrina Leodolter
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Psychologie
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Diplomstudium Psychologie
Betreuer*in
Lieselotte Ahnert
DOI
10.25365/thesis.40903
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29202.48895.159653-2
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Das Ziel der vorliegenden Studie lag in der Erforschung von familiären Strukturen und der Einbindung des Kindes in die Familien in traditionell-lebenden Dorfgemeinschaften im Süden Malawis. Es wurde untersucht, welche und wie viele Familienmitglieder eine traditionelle Familie umfasst und wie sich die empfundene emotionale Nähe zwischen der Mutter und anderen Familienmitgliedern gestaltet. Ausgehend vom westlichen Kontext, in welchem hauptsächlich der Kernfamilie eine große Bedeutung zugeschrieben wird, wurde die Familiengröße und der Typ des Familiennetzwerkes in den Fokus gerückt und diese in Relation zu der emotionalen Nähe zwischen Familienmitgliedern gesetzt. Von Interesse waren auch die Lokalität und die Unterschiede in den Familienstrukturen zwischen matrilokal und patrilokal lebenden Familien. Ebenfalls wurden Einflussfaktoren auf die Mutter-Kind-Bindung und die Bindung des Kindes an eine sekundäre Bindungsperson eruiert, die in familiären Strukturen und der Lokalität der Hütte vermutet wurden.
Hinsichtlich der Methodik lässt sich festhalten, dass die dieser Untersuchung zugrundliegenden Daten in einem dreimonatigen Aufenthalt in Zomba im Zuge des Forschungsprojektes „Multiple Caretaking in Traditional Family Contexts of Malawi“ erhoben wurden. Dabei wurden 90 Familien besucht und über zwei Tage lang beobachtet. Zusätzlich wurden unterschiedliche Testungen mit Mutter und Kind durchgeführt. Die Erhebung der Familienstrukturen und der empfundenen Nähe der Mutter zu einzelnen Familienmitgliedern sowie innerhalb der Kernfamilie fand mit Hilfe einer an der Universität Wien für Malawi adaptierten Version des Familiensystemtest (FAST) statt. Die Bindungsbeziehungen des Kindes an die Mutter und an eine sekundäre Bindungsperson wurden mittels Attachment Q-Sort (AQS) in zweitägigen Beobachtungen erfasst. Verschiedene soziodemographische Variablen wurden im Zuge der Sozialanamnese erhoben.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass der Typ des Familiennetzwerkes sowohl einen Einfluss auf die emotionale Nähe zwischen Mutter und einzelnen Mitgliedern, als auch auf die Bindungsbeziehungen des Kindes hat. Je größer der Typ des Familiennetzwerkes, desto emotional näher steht die Mutter verschiedenen Familienmitgliedern und desto geringer fällt die Bindung des Kindes an die Mutter aus; das Kind ist aber umso besser an seine sekundäre Bindungsperson gebunden. Dabei beeinflussen sich die Bindungsbeziehungen des Kindes gegenseitig und stehen in Wechselwirkung mit dem Familiennetzwerktypen und der Lokalität der Hütte. Besonders die Mutter-Kind-Bindung wird von der Bindung an die sekundäre Bindungsperson in Interaktion mit dem Familiennetzwerktypen und der Lokalität der Hütte beeinflusst. Für die emotionale Nähe der Mutter zu ihrem Kind, dem Vater des Kindes, der Großmutter und anderen weiblichen Verwandten wurde ebenso ein Einfluss des Typs des Familiennetzwerkes gefunden. Zusätzlich wird die Mutter-Großmutter-Nähe von der Lokalität der Hütte beeinflusst.
Die Diskussion und Einordnung der Ergebnisse in die Literatur ergibt, dass die Größe des Familiennetzwerkes mit sozialer Unterstützung der Mutter einhergeht, was sich auf die Beziehungsstrukturen innerhalb einer Familie und auf die empfundene Nähe zu den einzelnen Mitgliedern auswirkt. Je mehr Unterstützung die Mutter erfährt, desto näher fühlt sie sich anderen und desto niedriger ist die Bindung zu ihrem Kind, da dieses besser an andere Personen gebunden ist, während sich die Mutter um die Arbeit auf dem Feld oder andere Aufgaben kümmert. Dahingegen weisen Kinder in kleinen Netzwerken mit ihren Müttern eher höhere Bindungswerte auf. Auch die Matrilokalität des Dorfes steht in Zusammenhang mit den Bindungswerten und macht deutlich, dass matrilokal lebende Kinder höhere Werte zu ihren sekundären Bindungspersonen aufweisen, während patrilokal lebende Kinder besser an ihre Mütter gebunden sind, wobei hierbei das Geschlecht ebenso eine Rolle spielt: Mädchen sind patrilokal, Buben matrilokal höher gebunden.
Abstract
(Englisch)
The aim of this study was to research family structures and the role of children in traditional village communities in the south of Malawi. An analysis about which and how many family members are actually part of a traditional Malawian family and the emotional closeness of the mother and other family members was the focus of the research. Emanating from a western context of research in which the core family is the most important part of a family an investigation of family size and type of network the child is living in was made. This was observed in relation to the emotional closeness between family members. Additionally, the residence of the family was as much of interest as the differences in family structures between families living matrilocally or patrilocally. Furthermore, the study also investigated the mother child attachment and the secondary attachment relationship as well as their influencing factors which were hypothesized to be related to family structures and the locality of the family´s hut.
Methodologically the study was carried out in a three month research project titled “Multiple Caretaking in Traditional Family Contexts of Malawi“. Ninety families near the city of Zomba were visited over a two day period and the daily life was observed. Researchers observed mother and child simultaneously. Structures of the family and the emotional closeness between the mother and other family members as well as within the core family were surveyed using the family system test (FAST). Attachment relationships of the child with the mother and secondary attachment person were observed through interactions of the child with the respective people and rated with the Attachment Q-sort (AQS) in two day sessions. Additionally, socio economic variables were investigated through a social anamnesis.
Results show that the type of family structure has an influence on emotional closeness between the mother and other family members as well as the attachment relationships. The bigger the family network type, the closer the mother feels toward others; the lower the mother-child-attachment score, the higher the second caregiver-child-attachment score. It has to be noticed that mother child attachment and secondary caregiver-child-attachment influence each other. Especially the mother-child-attachment score is influenced by the child attachment relationship to its second attachment person in relation to the type of family network and residence of the family. Looking at the emotional closeness between mother and child, mother and father, grandmother and other female relatives, type of family network was also found to have a significant influence: In addition, mother-grandmother-distance was related to families’ residence pattern.
Connecting these results to former research, literature shows that family size is related to social support of the mother by family members. This affects different relationships within the family and the emotional closeness to individual family members. The higher the perceived support from family, the closer the mother feels to others and the lower the mother-child-attachment because the child is better attached to his secondary attachment person. This can be seen as a consequence of the hardworking mother who has to combine field work and caregiving of her children. In contrast, children in small family networks show better attachment to their mothers.
Additionally, matrilocality is related to attachment relationships. Children who live in their mother´s village show higher attachment scores with their secondary caregivers than with their mothers while children living in their father´s village show higher attachment scores to their mothers. This is related to the childs sex: Girls living patrilocally and boys living matrilocally show higher attachment relations to their mothers. For secondary attachment persons the opposite was found. This can be seen as a result of social support of the mother in her birth village.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
Family structures mother-child-attachment second-attachmentperson-child-attachment cohesion locality Malawi
Schlagwörter
(Deutsch)
Familienstrukturen Mutter-Kind-Bindung Sekundäre-Bindungsperson-Kind-Bindung Kohäsion Lokalität Malawi
Autor*innen
Sabrina Leodolter
Haupttitel (Deutsch)
Familien- und Beziehungsstrukturen in den traditionellen Dorfgemeinschaften Malawis
Publikationsjahr
2015
Umfangsangabe
95, XXIII Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Lieselotte Ahnert
Klassifikationen
73 Ethnologie > 73.43 Familie, Verwandtschaft, Ehe ,
77 Psychologie > 77.53 Entwicklungspsychologie: Allgemeines
AC Nummer
AC13091278
Utheses ID
36215
Studienkennzahl
UA | 298 | | |