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Das Bild des Wahnsinns in der Gegenwart
struktural-hermeneutische Bildanalysen zur alltagskulturellen Darstellung von PsychiatriepatientInnen
Lukas Kaindlstorfer
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Fakultät für Sozialwissenschaften
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Soziologie
Betreuer*in
Roswitha Breckner
DOI
10.25365/thesis.41030
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-30352.81979.740166-1
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Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Bis zu den Psychiatriereformen der 1970er war das Bemühen um bildlich-materielle Manifestation des Wahnsinns allgegenwärtig in der Psychiatrie. Unter dem Nimbus der medizinischen Diagnostik und Didaktik entstanden so zahlreiche Vor-Bilder, die mit dem Ende der psychiatrischen Bildpraxis nicht aus der Alltagskultur verschwanden. Befreit von der medizinischen Determination und vollends der Allgemeinheit überlassen, zeigt sich vielleicht stärker als jemals zuvor die kulturelle Bedeutung des verbildlichten Wahnsinns. Die vorliegende Arbeit widmet sich diesen Bildern, fragt nach den geläufigen Formen der Bildlichkeit und sucht letztlich auch nach Erklärungen für die Funktion dieser Bilder im gesellschaftlichen Kontext der Gegenwart.
Dabei geht die Arbeit von einem fundamentalen Wandel hin zu einer visual culture aus, die die noch nie dagewesene Allgegenwärtigkeit wie Wirklichkeitsrelevanz der Bilder proklamiert. Das Bild in der kollektiven Sinnerschließung derart zentral gesetzt, öffnet sich auch der soziologische Blick auf die Eigendynamik und -logik der Bildlichkeit, die sich anders als Sprache entfaltet und daher auch nach einer eigenständigen Theorie und Methodologie verlangt. Die vorgenommenen Bildanalysen an alltagskulturellen Fotografien von PsychiatriepatientInnen basieren auf der struktural-hermeneutischen Symbolanalyse nach Müller-Doohm, angereichert mit methodologischen und methodischer Anleihen aus der Grounded Theory nach Glaser/Strauss und der Figurativen Hermeneutik nach Müller.
Die Ergebnisse der Analysen legen nahe, dass sich die Wirkmacht der Psychiatrie – seit jeher angetrieben von der zentralen Bedeutung des Diskurses über den Wahnsinn für die vernünftige Gesellschaft – in den Bildern der Alltagskultur nicht nur perpetuiert, sondern vollends entfaltet. So bringt das Bestreben der Allgemeinheit, in der Sichtbarmachung des Wahnsinns eine möglichst klare Abgrenzung zu sich selbst zu ermöglichen, letztlich übertrieben plakative wie symbolisch überladene Bilder des Wahnsinns hervor, die vermutlich weit mehr zeigen und vermitteln als die Alltagswirklichkeit der Psychiatrie selbst.
Abstract
(Englisch)
Until the psychiatric reforms in the 1970’s the endeavor to create visual manifestations of insanity was omnipresent and resulted in a myriad of paragons of visualized insanity. Ever since modern psychiatry put an end to this practice, these images have not vanished from popular culture. Disposed of their constraint of serving medical purpose only, these pictures may clearer than ever offer an insight on the cultural importance of visualized insanity. The present paper has a focus on these pictures, takes an interest in the common forms of this imagery and finally looks out for explanations of the functional purpose of these pictures in contemporary society.
In doing so, the paper assumes a fundamental cultural change towards a visual culture, which manifests itself in an unprecedented omnipresence and relevance of images. The centrality of the visual entails a specific dynamic and logic which differs from language and therefore requires a specific theoretical and methodological approach. The empirical analyses of photographic pictures of psychiatric patients in this paper build on the Struktural-hermeneutische Symbolanalyse by Müller-Doohm, enriched with fragments of Grounded Theory by Glaser/Strauss and the Figurative Hermeneutik by Müller.
The results suggest that the efficacy of psychiatry – which itself has always been driven by the importance of the discourse about insanity for the reasonable society – not only perpetuates, but completely unfolds itself in the pictures made by the general public. The attempt to clearly distinguish oneself from the insane finally results in an exaggeratedly bold and symbolically cluttered imagery, which assumingly puts more tragedy on display than can be found in the current reality of psychiatric treatment itself.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Englisch)
psychiatry photographs insanity picture analysis visual sociology
Schlagwörter
(Deutsch)
Psychiatrie Wahnsinn Vernunft struktural-hermeneutische Bildanalyse figurative Hermeneutik Grounded Theory Fotografien Visuelle Soziologie
Autor*innen
Lukas Kaindlstorfer
Haupttitel (Deutsch)
Das Bild des Wahnsinns in der Gegenwart
Hauptuntertitel (Deutsch)
struktural-hermeneutische Bildanalysen zur alltagskulturellen Darstellung von PsychiatriepatientInnen
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
162 Seiten : Illustrationen
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Roswitha Breckner
Klassifikation
71 Soziologie > 71.50 Kultursoziologie: Allgemeines
AC Nummer
AC13073724
Utheses ID
36323
Studienkennzahl
UA | 066 | 905 | |