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Das Krankenhaus des Basilius von Caesarea
Thomas Leinwather
Art der Arbeit
Masterarbeit
Universität
Universität Wien
Fakultät
Evangelisch-Theologische Fakultät
Studiumsbezeichnung bzw. Universitätlehrgang (ULG)
Masterstudium Evangelische Fachtheologie
Betreuer*in
Uta Heil
DOI
10.25365/thesis.41109
URN
urn:nbn:at:at-ubw:1-29259.10370.199164-7
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(Print-Exemplar eventuell in Bibliothek verfügbar)
Abstracts
Abstract
(Deutsch)
Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Entstehung des Krankenhauses in Caesarea in Kappadokien nachzuzeichnen. Im Teil A werden die diakonischen Anstrengungen des Basilius von Caesarea in Selbstzeugnissen dargestellt. Ausgangspunkt ist der Brief 94 An Elias, Statthalter der Provinz aus den späten 360er Jahren. Basilius, da-mals noch Presbyter in Caesarea, nimmt zu Beschwerden unbekannter Gegner sei-nes Projektes Stellung. Das Krankenhaus wird als solches nicht benannt, sondern der Sache nach beschrieben. Es ist ein Teil eines kirchlichen Gebäudekomplexes. Dieser umfasst eine Kirche, großzügige Räumlichkeiten für den Leiter und einfache-re für die Mitarbeiter, Werkstätten und andere Versorgungseinrichtungen sowie nicht näher beschriebene Anlagen für gehobene Ansprüche. Die Anlage ist öffentlich, sowohl für den Statthalter und sein Gefolge, als auch für Hilfsbedürftige. Selbstbe-wusst argumentiert Basilius, dass er mit seinem sozialen Engagement eine staatli-che Aufgabe übernimmt. Die Sozialstation umfasst Herbergen für Fremde und Ein-richtungen für Kranke. Der Anspruch der Versorgung Hilfsbedürftiger ist die Klam-mer und das Fundament für die aus heutiger Sicht unterschiedlichen Institutionen Herberge und Krankenhaus. Als spezifisch medizinische Dienstleistungen sind Krankenpfleger und Ärzte sowie für den Transport Lasttiere und Begleiter erwähnt.
Die Hinzunahme weiterer Briefe aus seiner Zeit als Metropolit von Kappadokien ab 370 ermöglicht eine Vorstellung vom organisatorischen Geschick und von den dip-lomatischen Fähigkeiten des Basilius, ein derartiges Großprojekt umzusetzen. Basi-lius vertritt in Glaubensfragen eine andere Position als Kaiser Valens, der eine ein-heitliche homöische Reichskirche schaffen möchte. Trotzt seines Widerstandes ge-gen die homöische Reichskirche bleibt der Jungnizäner Basilius für etwa zehn Jah-re Metropolit von Kappadokien, weil seine Loyalität und seine Leistungen für den Staat nutzbringend sind. In den Briefen an staatliche Amtsträger verzichtet er auf theologische Auseinandersetzungen und findet einen angemessenen Ton. Er an-erkennt Amtsträger, Rechtssystem und politische Verhältnisse. In Konfliktfällen be-ruft er sich auf geltende rechtliche Bestimmungen. Gemäß den Usancen seiner Zeit interveniert er für sich und seine Anhänger. Der Erfolg einer Intervention setzt ein Maß an vorgängigem Vertrauen und Anerkennung voraus. Dies ist offensichtlich gegeben. Oft geht es um Steuerbefreiung von Amtsträgern der Kirche. Basilius ar-gumentiert, dass die Kirche das Geld für die Armen verwendet und damit eine staat-liche Aufgabe übernimmt. Kaiser Velens hat Vertrauen in die Loyalität des Metropoli-ten und betraut ihn sogar mit der Befriedung und Reorganisation der Kirche in Ar-menien.
Predigten und andere Schriften zeigen die ethischen Grundhaltungen, die Basilius zur Entwicklung dieses Sozialprojekts bewegen. Er entwickelt seine sozialethische Position aus der Heiligen Schrift. Das Lebensideal ist die Nachfolge Jesu gemäß der Schrift als Einheit von Wort und Tat. Er fordert Reiche auf, ihr irdisches Vermögen zu teilen und nach den wahren, himmlischen Schätzen zu streben. Leben gemäß dem Evangelium bedeutet die Nutzung des von Gott geschenkten Eigentums für die Allgemeinheit, den Verzicht auf Luxus und einfache Lebensführung. Die Quellen bieten keinen konkreten Hinweis auf die Finanzierung des Armen- und Kranken-hauses. Der Aufruf an Reiche, großzügig mit den Armen zu teilen, ist nicht mit einer Aufforderung verbunden, dies im Rahmen kirchlicher Institutionen zu tun und der Kirche Geld zu geben.
Auf die Aufgaben der Ärzte und die Stellung der Medizin gibt es nur indirekte Hin-weise. Basilius leidet unter einer chronischen und mit heftigen akuten Episoden verbunden Krankheit im Bauchbereich. Sie bereitet ihm Qualen, zu deren Linderung er Ärzte aufsucht und Thermalbäder in Anspruch nimmt. Er kennt Heilpflanzen zur Schmerzlinderung, Dämpfung und Betäubung. In seiner theoretischen Auseinan-dersetzung sieht er körperliche Krankheit als relatives Übel, weil sie Leid verursacht. Wesentliche Krankheit betrifft die Seele. Ihre Heilung wird von Gott geschenkt. Für viele Menschen ist Krankheit eine Gnade Gottes, mit der er verhindert, dass sie ihren körperlichen Lüsten und Leidenschaften ungezügelt nachgeben und so ihre Seelen in Gefahr bringen. Für die Umsetzung der Linderung von Leid entwickelt Basilius keine eigene medizinische Lehre, sondern ruft dazu auf, die verfügbaren Mittel der Natur unter Beachtung gegebener medizinischer Kenntnisse zu verwenden. Unter dem Gebot der Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit befürwortet er die Verwendung der griechischen Medizin seiner Zeit.
Die neu entstehende Institution beherbergt Gäste, Arme, Kranke und erkrankte Mit-glieder jener Brüder- und Schwesterngemeinschaft, die Basilius aus ehemaligen Anachoreten und Novizen formt. Die neue Gemeinschaft ist die Trägerorganisation des Gäste-, Armen- und Krankenhauses und gewährleistet Aufbau, Erhaltung, Fi-nanzierung, Ausstattung mit Personal sowie die Koordination durch kirchliche Lei-tungskräfte. Ausgehend vom Doppelgebot der Liebe und der Bindung an den bibli-schen Willen Gottes verpflichtet Basilius sie zu harter Arbeit im Dienst am Nächsten und zu Gehorsam gegenüber Vorgesetzen. Er schafft ein Regelwerk für effiziente Arbeitsorganisation, sparsamen Mittel- und Arbeitseinsatz, Kontrolle der Ausbildung, Arbeitszuteilung und Arbeitszeit. Die Arbeitskraft der Mitglieder ist die wesentliche wirtschaftliche Grundlage der neuen sozialen Einrichtung.
Teil B ist dem Ziel gewidmet, das Armen- und Krankenhaus im Licht späterer Zeug-nisse zu beschreiben. Nach dem Tod von Basilius 378 lobt Gregor von Nazianz den Gründer und das Projekt als Vorbild im Umgang mit Hilfsbedürftigen. Das Armen- und Krankenhaus ist zu einer kleinen Stadt angewachsen, die auch Leprakranke und Sterbende versorgt, während der Aspekt der Gästebeherbergung nicht mehr genannt wird. Als letzter Augenzeuge erwähnt im Jahr 432 Firmus von Caesarea die Einrichtung seines weit zurückliegenden Vorgängers, die mittlerweile den Namen ihres Gründers trägt. Wie bei ihrer Entstehung ist die Basiliade Gegenstand von Be-schwerden. Entflohene Sklaven sind in die Sozialstation geflüchtet und wollen nicht zu ihren Herren zurückkehren. Vom Aspekt der Versorgung von Kranken ist nicht die Rede. In der Kirchengeschichte des Sozomenos aus dem Jahr 439 ist der Mönch und Bischof Prapidius Leiter der Basiliade, die auch hier nur die Funktion eines Ar-menhauses hat. Die Kirchengeschichte des Theodoret von Cyrus aus dem Jahr 449 ist die letzte spätantike Quelle, die die Basiliade dokumentiert. Der Autor berichtet, dass einst Kaiser Valens Basilius derart bewunderte, dass er ihm Ländereien zur Versorgung von Armen und Leprakranken schenkte. Unklar bleibt, ob und in wel-cher Form die Basiliade um 449 besteht; für die Zeit danach gibt es keine Berichte.
Schlagwörter
Schlagwörter
(Deutsch)
Krankenhaus Basilius von Caesarea Spätantike
Autor*innen
Thomas Leinwather
Haupttitel (Deutsch)
Das Krankenhaus des Basilius von Caesarea
Publikationsjahr
2016
Umfangsangabe
141 Seiten
Sprache
Deutsch
Beurteiler*in
Uta Heil
Klassifikation
11 Theologie > 11.62 Christliche Ethik
AC Nummer
AC13077485
Utheses ID
36389
Studienkennzahl
UA | 066 | 790 | |
